Wenn wir Armut bekämpfen wollen, dann sollten wir auch tatsächlich über Armut sprechen.
Die Armen werden immer ärmer. Für Hunderttausende reicht das Geld am Ende des Monats nicht aus. Armutsbefunde wie diese gehören mittlerweile zum Alltag. Wer das infragestellt, wird als herz- und respektlos abgestempelt. Dabei reicht ein nüchterner, dennoch kritischer Blick auf die Zahlen. Der springende Punkt liegt in der Definition: Armut am Medianeinkommen eines Haushalts festzumachen, erzeugt ein verzerrtes Bild. Alle, die unter Berücksichtigung der Anzahl der Haushaltsmitglieder, weniger als 60 Prozent dieses Richtwerts zur Verfügung haben, gelten statistisch als armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Und das sind ganze 14,8 Prozent der Österreicher, sogar 41 Prozent der Arbeitslosen.
Dass steigende Realeinkommen den Grenzwert im Zeitverlauf stetig nach oben schieben und auch die immer häufiger werdenden Singlehaushalte gezählt werden, wird ignoriert. Auch individuelle Konsummöglichkeiten finden keine Berücksichtigung. Die meisten Armutsgefährdeten können sich durchaus ein Auto, einen Sommerurlaub und neue Schuhe leisten, genauso wie mittlerweile über 90 Prozent der Österreicher Internetzugang haben. Der Indikator der Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung ist daher kein geeignetes Maß für tatsächliche Armut, sondern sagt lediglich etwas über die Verteilung der Einkommen aus.
Wenn wir Armut bekämpfen wollen, dann sollten wir auch tatsächlich über Armut sprechen. In der EU-weiten Erhebung werden dreizehn konkrete Lebensbereiche erfragt, die für jeden leistbar sein sollten. Wer mindestens sieben der Mindeststandards nicht erfüllen kann, gilt als „erheblich materiell und sozial depriviert“. Ein deutlich geeigneteres Maß, um die herrschende Armut im Land an Zahlen festzumachen. In Österreich sind demnach rund 209.400 Menschen manifest arm. Auch wenn diese Zahl in keinem Verhältnis zu den knapp 1,35 Mio. Armutsgefährdeten steht, müsste sie in einem funktionierenden Sozialstaat natürlich trotzdem erheblich niedriger sein. Österreich buttert jährlich fast ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts ins Sozialsystem. Offensichtlich kommen die Leistungen aber nicht direkt bei den wirklich Bedürftigen an.
Damit sich jeder ein angemessen gutes Leben leisten kann, muss auch das Steuersystem endlich reformiert werden. Nicht aber durch die Einführung von vermögens- oder erbschaftsbezogenen Steuern, die keinerlei direkten Einfluss auf tatsächlich Bedürftige haben, sondern durch eine Senkung der horrenden Abgaben auf Arbeit. Sie ist der wichtigste Schutz vor Armut, Vollzeitbeschäftigte essenziell für eine dynamische Wirtschaft. Vollzeit sollte sich demnach auch voll netto am Konto niederschlagen und so für alle, auch Väter und insbesondere Mütter, wieder attraktiv werden. Das Angebot landesweit adäquater Betreuungsmöglichkeiten ist dafür die notwendige Grundvoraussetzung.
Gastkommentar von Carmen Treml für den “Kurier” (11.10.2023).
Ein großer Teil der verbleibenden Lücke beim Gender Pay Gap ist historisch gewachsen und lässt sich durch Einkommensunterschiede zwischen den verschiedenen Branchen oder auch zwischen einzelnen Berufen erklären.
Zusätzlich zu den Verteilungen der tatsächlichen Haushaltseinkommen zeigen die gepunkteten Linien die virtuellen Einkommen, wenn jeweils die gesparte Miete hinzugefügt wird.
Der beliebteste Lehrberuf ist bei Mädchen seit Jahren Einzelhandelskauffrau, bei den Burschen belegen Elektro, Metall- und Kraftfahrzeugtechnik die Spitzenplätze.
Sowohl die Lehrlingsstatistiken wie auch die Erhebungen in weiterführenden Schulen und Studiengängen zeigen klar, dass Mädchen weiterhin stark zu geistes- und sozialwissenschaftlichen Berufen tendieren, während technische Ausbildungen viel seltener in Erwägung gezogen werden.
Ist der Gender Pay Gap in Österreich tatsächlich besonders groß, wie die internationale Definition vermuten lässt? Nein, denn hier gilt: The definition matters. Der Unterschied zwischen den Gehältern lässt sich nämlich zu einem großen Teil erklären – und zwar nicht mit Frauenfeindlichkeit, sondern mit Besonderheiten des heimischen Arbei
Der Gender Pay Gap ist seit 2004 um über zehn Prozentpunkte gesunken und somit so niedrig wie noch nie. Wenn man weitere Faktoren wie Erwerbsunterbrechungen, Erfahrung, Verhandlungsgeschick etc. inkludieren würde, wäre er sogar noch kleiner. Doch auch wenn der Gender Pay Gap sinkt, verdienen Frauen in Österreich immer noch weniger als Männer.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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