Skipisten und Bergseen, Sissi und Franz oder Mozart und Schubert vor Augen: Das sind typische Österreich-Klischees. An Digitalisierung dürften die wenigsten denken, wenn sie von Austria hören.
Und wenn es doch hierzulande um diesen Megatrend geht, dann um die angeblichen Gefahren. Man muss wissen: Roboter bringen Arbeitslosigkeit, das Netz ermöglicht die Steuervermeidung, Computer höhlen die Sozialsysteme aus. Ganz zu schweigen von den Gefahren für Datenschutz und Amtsgeheimnis. Österreicher wissen: Der Fortschritt wird unser Ende sein.
Für diese Einstellung gibt es viele Gründe: Die Angst vor dem Abstieg. Der Kampf, das Bestehende zu konservieren. Fehlendes Wissen um die Chancen der technologischen Revolution. Aber auch fehlenden Kompetenzen, sich dieses Wissen anzueignen. Die Informationsbranche ist im Wandel, nie war es so leicht an Informationen zu praktisch jedem Thema zu gelangen. Aber bei der Fülle an Informationen braucht es auch ein Auge, um vertrauenswürdige Quellen von Fake News zu unterscheiden.
Die neuesten Ergebnisse der PISA-Erhebung zeigen, dass unsere Schüler da enormen Aufholbedarf haben. Nicht einmal jeder zweite Jugendliche zwischen 15 und 16 Jahren kann zwischen Meinung und Fakten unterscheiden. In Finnland sind es immerhin mehr als die Hälfte, in Dänemark sechs von zehn. Das liegt auch daran, dass Medienkompetenz nicht überall gelehrt wird. Nur zwei Drittel der Schüler in Österreich gaben an, sich im Unterricht mit der Vertrauenswürdigkeit von Internetseiten befasst zu haben. In Finnland lag der Wert bei 83, in Dänemark bei 90 Prozent.
Die fehlende Trittfestigkeit am digitalen Gelände zeigt sich auch im Umgang mit persönlichen Daten. Will der Staat digitalisieren, scheitert er am Datenschutz. Aber Apple, Google und Facebook erfahren alles. Sie müssen nicht mal um unsere Daten bitten. Wir geben sie einfach her.
Länder im skandinavischen oder baltischen Raum sind uns bei der Digitalisierung weit voraus. Gerade weil die Bevölkerung Chancen und Risiken besser kennt und einschätzen kann. Nur so kann man als Gesellschaft abschätzen, was wir digitalisieren – und was wir auslassen wollen.
Wie gern man den Österreichern ein digitales Vorzeigeprojekt präsentieren würde, zeigen die Diskussionen um 5G-Ausbau und den „grünen Pass“. Letzteres Vorhaben hat nun gerade wieder einen Rückschlag erlitten. Sie ahnen es, der Datenschutz scheint dem Anliegen einen Strich durch die Rechnung zu machen.
Datenmissbrauch und andere Gefahren der Digitalisierung sollten natürlich offen diskutiert werden. Aber dafür braucht es eine informierte Gesellschaft. Es braucht ein Konzept, das weder an Bundesländergrenzen scheitert, noch an thematischen Zuständigkeiten. Es braucht eine Plattform wie in Estland, wo der Bürger Herr über die Daten ist. Heute wissen wir nicht, was mit unseren Daten geschieht. Eine solche Plattform könnte Transparenz schaffen und auch einen rechtlichen Rahmen, in dem der Bürger entscheidenden kann, was er preisgeben will um Leistungen zu nutzen. Schaffen wir das nicht, bleiben wir, was wir heute sind: Ein digitales Entwicklungsland.
Gastkommentar von Hanno Lorenz für “Kurier” (19.05.2021).
Mangelhafte Sprachkenntnisse führen zu einer Einstufung als außerordentlicher Schüler und zur verpflichtenden Teilnahme an einem Deutschförderkurs oder – sind die Kenntnisse unzureichend – einer gesonderten Deutschförderklasse. Doch im Schulstartalter hat das Unheil schon längst seinen Lauf genommen.
Die kürzlich veröffentlichten PISA-Ergebnisse bestätigen die Befürchtung, dass die Kompetenzen der 15-jährigen Schüler weiter abgenommen haben. Vor allem zeigen sie aber, dass Österreichs Bildungssystem nicht mit dem hohen und in den letzten Jahrzehnten enorm gewachsenen Migrationsanteil umgehen kann, wie eine Auswertung der Agenda Austria z
Wenn über das schlechte Abschneiden österreichischer Schüler bei den PISA-Tests diskutiert wird, bleibt ein wesentlicher Grund für das Absacken gerne unerwähnt: die Migration.
Österreich gibt jedes Jahr Milliarden für das Bildungssystem aus, trotzdem verbessern sich die PISA-Ergebnisse nicht. Im Gegenteil, dieses Jahr hat sich Österreich wieder einmal verschlechtert.
Die öffentliche Verwaltung soll digitalisiert werden. Das verspricht die Politik seit Jahren. Diverse Angebote gibt es bereits, doch der große Durchbruch wollte bisher nicht gelingen. Das liegt nicht nur an der Regierung. Auch die Bürger müssten, im eigenen Interesse, etwas mehr Bereitschaft zur Veränderung aufbringen.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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