Wer arbeitet, dürfe nicht der Dumme sein, hieß es einmal von der ÖVP. Wer Steuern zahlt, offenbar schon.
Wer in Österreich rund 2.500 Euro brutto verdient und in den vergangenen fünf Jahren nur die Inflation ausgeglichen bekam, verdient heute um acht Prozent mehr als 2016. Dieselbe Person zahlt aber um elf Prozent mehr Lohnsteuer. Dieses Phänomen einer höheren Steuerleistung bei stagnierender Kaufkraft trägt die unhübsche Bezeichnung „kalte Progression“. Sie entsteht, weil zwar die Einkommen mit der Inflation mitwachsen, nicht aber die Grenzen, ab denen die jeweiligen Steuersätze greifen. Nehmen wir nur den Eingangssteuersatz. Der liegt wie 2016 noch immer bei 11.000 Euro. Wäre dieser Beitrag an die Inflation angepasst worden, begänne die Steuerpflicht erst bei knapp 11.900 Euro, darunter wäre alles steuerfrei. Dasselbe spielt sich in den höheren Tarifstufen ab, auf deren Anhebung der Staat ebenso „vergisst“. Das ist bedauerlich, weil es in umgekehrter Richtung ja völlig reibungslos funktioniert. So werden Gebühren und Sozialversicherungsbeiträge Jahr für Jahr problemlos um die Inflation erhöht.
Nun muss man kein Turboliberaler sein, um zu sehen, dass diese Art der versteckten Steuererhöhung eine ziemliche Unverschämtheit ist. Zumal wir in einem Land leben, das bereits durchschnittliche Arbeitseinkommen mit 47 Prozent belastet. Mit Belgien und Deutschland greifen nur noch zwei Staaten beherzter in die Taschen ihrer Bürger, womit sich Österreichs Arbeitnehmer gemessen an den hohen Arbeitskosten mit den drittniedrigsten Nettolöhnen der EU zufriedengeben müssen.
Deshalb versprechen Politiker vor Wahlen hoch und heilig, diese kalte Progression abzuschaffen. Gehalten wird das nur leider nie. Die Erklärungen für das Brechen des Versprechens werden dafür immer origineller. So meinte ÖVP-Klubobmann August Wöginger in der „Presse“ am vergangenen Sonntag: „Wenn ich einen Automatismus einführe, um die Steuersätze zu senken, entlastet man später nominell die Besserverdienenden. Und man hat weniger Spielraum, Schwerpunkte zu setzen“. Man müsste eigentlich laut lachen, wäre es nicht so traurig. Wo ist die ÖVP geblieben, die in der Entlastung der „Besserverdiener“ keinen steuerpolitischen Sündenfall erkannte? Sprechen wir doch von derselben ÖVP, die einmal betont hat, dass Leistung sich auszahlen muss? Es geht keinesfalls darum, die Steuern „automatisch“ zu senken. Sondern darum, den Leuten nicht auch noch die Inflationsabgeltung zu besteuern. Wöginger müsste das wissen.
Nun betont auch Finanzminister Magnus Brunner, dass er diese Unsitte „grundsätzlich“ gerne aus der Welt schaffen würde. Nur ginge das leider nicht, weil die Regierung sonst keine steuerpolitischen Akzente mehr setzen könne. Das ist bemerkenswert, rechnet doch das Finanzministerium selbst mit stark steigenden Lohnsteuereinnahmen. Allein in den kommenden drei Jahren sollen sie um 23 Prozent (!) auf 34,5 Milliarden Euro anschwellen. Ohne kalte Progression wären es 34,1 Milliarden Euro. Mit dieser Summe und Staatseinnahmen jenseits der 190 Milliarden Euro müsste sich der eine oder andere Akzent doch setzen lassen. Zumal niemand behaupten wird, dass in Ländern wie Schweden oder der Schweiz keine aktive Steuerpolitik zu machen wäre. Oder dass diese Länder heruntergespart wurden, weil sie die kalte Progression abgeschafft haben, wie sich das für jede zivilisierte Volkswirtschaften gehört. Das Gegenteil ist der Fall. Die Politiker dieser Länder haben sich nur einer Möglichkeit beraubt: Zu Unrecht eingenommene Gelder den Bürgern nach Jahren über Tarifsenkungen zurückzugeben und diese Aktion dann als „größte die Entlastung der Geschichte“ zu feiern
Gastkommentar von Franz Schellhorn für die “Presse” (23.12.2021).
Die ÖVP möchte bei den Förderungen den Rotstift ansetzen. Laut Eurostat flossen 2023 rund 33 Milliarden Euro oder 6,9 Prozent des BIP in Förderungen, während der EU-Durchschnitt bei 6,3 Prozent liegt. Vor der Pandemie lag die Förderquote in Österreich bei rund fünf Prozent, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt. Allein im Jahr 2023 h
Effizienter organisierte Staaten wie die Schweiz oder auch Schweden heben deutlich mehr Steuern lokal ein. Das sorgt für mehr Kostenwahrheit auf der regionalen Ebene und damit auch für geringere Ausgaben insgesamt.
Länder wie die Schweiz und Schweden zeigen, wie ein Staat auch ohne laufende Defizite bestens funktionieren kann. Seit Einführung der Schuldenbremse konnten etwa die Schweizer ihre Schuldenquote im Bund um knapp zehn Prozentpunkte sowie im Gesamtstaat um fast 20 Prozentpunkte in Relation zum BIP senken.
Dieses muss aber nicht durch neue Steuereinnahmen aufgetrieben werden, sondern könnte durch eine Umstrukturierung der Bildungsausgaben frei werden. Hierzulande wird für die frühen Phasen der Bildungskarriere – im Verhältnis zu fortgeschrittenen Ausbildungsstufen – wenig Geld ausgegeben. Länder wie Dänemark, Schweden oder Estland investier
Bei der Arbeitsmarktbeteiligung älterer Menschen gibt es in Österreich noch viel Luft nach oben. Zwar führte der Personalbedarf bereits in den vergangenen Jahren zu einer steigenden Beschäftigungsquote bei Älteren.
Auf Österreich kommen massive demografische Veränderungen zu. Bis zum Jahr 2050 wird die Zahl der Menschen über 65 Jahre um rund 50 Prozent steigen, während die Zahl der 20- bis 65-Jährigen deutlich abnimmt.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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