Im August 2020 sorgte Vizekanzler Kogler mit einer Idee zur Bekämpfung der hohen Arbeitslosigkeit für Schlagzeilen: Würden vier Arbeitnehmer ihre Arbeitsleistung um je 20 Prozent reduzieren, könnte man einen Arbeitslosen anstellen. Einkommensverluste solle der Staat abfangen. Womit wir es mit einer Art dauerhafter Kurzarbeit zu tun hätten.
Nun, acht Monate später, findet auch die Arbeiterkammer Gefallen an dieser Idee. Dabei handelt es sich um nichts anderes als um eine staatlich geförderte Arbeitszeitverkürzung. Für eine Arbeitnehmervertretung klingt das verständlich. Gleiches Geld für weniger Arbeit, das lehnt niemand ab. Verkauft wird das Ganze aber als Mittel gegen die Arbeitslosigkeit. Diese lasse sich nach erwähntem Konzept offensichtlich am besten bekämpfen, wenn wir die zu erledigende Arbeit einfach auf mehr Köpfe verteilen.
Würde der Staat bei einem vollzeitbeschäftigten Durchschnittsverdiener 20 Prozent der Arbeitskosten übernehmen, wären das im Jahr knapp 14.000 Euro. Sollten damit jene rund 80.000 Menschen, die durch Corona arbeitslos geworden sind, zurück in Beschäftigung gebracht werden, müsste der Staat jährlich knapp 4,4 Milliarden Euro zuschießen. Zum Vergleich: Eine Job-Förderung, bei der die öffentliche Hand die Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung für neue Jobs übernähme, würde nur ein Fünftel davon kosten. Seit die Geldschleusen im Zuge der umfassenden Corona-Hilfen ohnehin sperrangelweit offenstehen, gibt es offenbar nichts mehr, wofür der Staat nicht aufkommen könnte. Warum also nicht auch gleich die Freizeit von Angestellten von den Steuerzahlern finanzieren lassen?
Die wohl berühmteste Arbeitszeitverkürzung der jüngeren Zeit fand im Jahr 2000 in Frankreich statt. Funktioniert hat das Experiment dort nicht. Die Arbeitslosigkeit ging kaum zurück, die Beschäftigung stieg nahezu gar nicht. Weil sich Arbeit nicht wie ein Kuchen verteilen lässt. Da Arbeitslose oft über ganz andere Qualifikationen verfügen als jene, deren Arbeitszeit verkürzt wurde. Auch in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit gibt es deshalb zunehmend einen Mangel an Fachkräften. Die Industrie war in den letzten zwölf Monaten die beschäftigungsstärkste Branche. Die meisten Arbeitslosen gab es in der Gastronomie und in Dienstleistungsbereichen wie Reiseveranstaltern, Sicherheitsdiensten oder Gebäudebetreuung. Dort sind so viele Menschen arbeitslos, dass es gar nicht genügend Beschäftigte gäbe, die ihre Arbeit auf 80 Prozent reduzieren könnten, um allen Arbeitslosen einen Job zu ermöglichen.
Der einzige Weg, die Arbeitslosigkeit nachhaltig zu senken, sind neue Jobs. Der Staat sollte Anreize für Unternehmen setzen, wieder neue Arbeitsplätze zu schaffen. So ließe sich die Beschäftigung beispielsweise mit einer Senkung der Sozialversicherungsbeiträge für Neueinstellungen erhöhen. Eine Reduktion der Abgaben verringert die Kosten für den Arbeitgeber, ohne dass die Kaufkraft des Arbeitnehmers sinkt. Hier gibt es ein Positivbeispiel: In Schweden führte eine solche Reform zu einer höheren Beschäftigung und höheren Löhnen. Damit könnte die Regierung Schlagzeilen machen.
Gastkommentar von Hanno Lorenz für “Kurier” (05.05.2021).
Auf Österreich kommen massive demografische Veränderungen zu. Bis zum Jahr 2050 wird die Zahl der Menschen über 65 Jahre um rund 50 Prozent steigen, während die Zahl der 20- bis 65-Jährigen deutlich abnimmt.
der Arbeitskräftemangel erfasst eine Branche nach der anderen. Unternehmen in ganz Österreich suchen händeringend nach Personal. Ganz Österreich? Nein, eine Stadt im Osten Österreichs widersetzt sich dem unbeugsamen Trend, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt.
Seit der Finanzkrise stürzt die österreichische Wirtschaft von einer Malaise in die nächste. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf entwickelt sich im Schnitt schwächer als zuvor. Corona hat die Situation noch verschlimmert. In den USA wuchs das BIP pro Kopf nach beiden Krisen unbeeindruckt weiter, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt.
In Österreich seien immer mehr Menschen von Armut betroffen, wie in letzter Zeit immer öfter zu hören ist. Wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt, lässt sich dieser Befund mit offiziellen Statistiken nicht erhärten.
Die Debatte um die 32-Stunden-Woche hat zuletzt wieder an Fahrt gewonnen. Vergleicht man die tatsächlich gearbeiteten Stunden in Europa, kommt Überraschendes zu Tage: Am meisten gearbeitet wird in Griechenland, am wenigsten in den Niederlanden, wie eine Grafik der Agenda Austria zeigt.
Insgesamt zeigt sich, dass reichere Haushalte überproportional zur Finanzierung des Sozialstaates beitragen. So zahlten im Jahr 2019 die obersten fünf Prozent der Haushalte rund 26 Prozent der Staatseinnahmen aus direkten Steuern (im Wesentlichen Einkommensteuern), rund zehn Prozent der Sozialversicherungsbeiträge und 8,5 Prozent der Einnahmen a
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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