Das Regierungsprojekt droht zu scheitern. Das wäre schade für das Land.
Österreichs Arbeitslosengeld ist im internationalen Vergleich nicht besonders hoch. Dafür kann es aber praktisch ewig bezogen werden. Um mehr Dynamik zu schaffen und die Zahl der schwer vermittelbaren Jobs zu reduzieren, wollte Minister Kocher das Arbeitslosengeld und den geringfügigen Zuverdienst reformieren.
Geplant war unter anderem, das Arbeitslosengeld degressiv zu gestalten; zu Beginn sollte es höher ausfallen als derzeit, dafür sollte es im weiteren Verlauf sinken. Damit sollte Arbeitslosen ein finanzieller Anreiz gegeben werden, die Jobsuche zu intensivieren, bevor sie als unvermittelbare Langzeitarbeitslose stigmatisiert werden.
Das alles könnte man mit einem Achselzucken quittieren, es ist schließlich nicht die erste Klimakonferenz, die trotz dystopischer Warnungen mit einer Nullmeldung endete. Wäre da nicht der grassierende Klima-Alarmismus, der sich zusehends zu einer besorgniserregenden Untergangssehnsucht auswächst. Der UN-Generalsekretär sieht die Welt auf dem ungebremsten Weg in die Hölle, während sich in den Wohlstandshochburgen des Westens junge Menschen in ihrer Verzweiflung auf den Asphalt kleben, um vor der Apokalypse zu warnen. Wer den jungen Leuten genau zuhört, weiß nicht mehr, was schlimmer ist: die Folgen der Erderwärmung oder der Defätismus einer heranwachsenden Generation, die keine Kinder mehr in die Welt setzen will, weil sie vom sicheren Untergang des Planeten überzeugt ist.
Überdacht werden sollte auch die in Österreich sehr beliebte geringfügige Beschäftigung. Bis zu einer Höchstgrenze von knapp 486 Euro monatlich können Empfänger von Arbeitslosenunterstützung steuerfrei dazuverdienen. Gedacht war dieses Angebot als Sprungbrett zurück ins Berufsleben. Geworden ist daraus in vielen Fällen eine Hürde, die Betroffene in der Abhängigkeit des Sozialstaats hält. Die geplante Arbeitsmarktreform droht zu scheitern, wie dem KURIER vor wenigen Tagen zu entnehmen war. Zwar haben sich die Arbeitslosenzahlen seit Beginn der Reformdebatte deutlich verbessert. Aber noch immer gibt es mehr Menschen auf Arbeitssuche, als mit Graz die zweitgrößte Stadt Österreichs Einwohner hat.
Dass es nicht gelingt, wenigstens einen Teil dieser Arbeitslosen auf die Vielzahl an offenen Stellen zu vermitteln, ist ein klares Zeichen für strukturelle Probleme. Eine Reform hätte zusätzlich darauf abzielen können, Menschen aus der Geringfügigkeit in eine Vollzeitbeschäftigung zu bringen. Mit steuerlichen Anreizen ließen sich wohl auch viele Teilzeitkräfte motivieren, mehr Wochenstunden zu arbeiten. Beides könnte den Arbeitskräftemangel erheblich verringern. Außerdem braucht jede Reform Zeit, um zu wirken. Deshalb würde kluge Politik die Änderungen jetzt angehen, um für die nächste Krise gewappnet zu sein, statt auf diese nur zu warten. Das sieht offensichtlich nicht jeder in der Koalition so. Das Arbeitslosengeld dürfe zwar gerne steigen, aber weder auf Arbeitssuchende noch auf geringfügig Beschäftigte dürfe mehr Druck ausgeübt werden. Auch nicht in Zeiten, in denen es so leicht ist wie nie zuvor, einen Vollzeitjob zu finden. Klar braucht es neben dem höheren Druck auch zusätzliche Unterstützung. Ziel der Arbeitsmarktpolitik ist es immer, die Menschen bestmöglich in Beschäftigung zu vermitteln, anstatt möglichst lange zu alimentieren.
Eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes allein ohne zusätzliche Reformen bewirkt aber genau das Gegenteil: Im Vergleich zur Arbeitslosigkeit wird Arbeiten damit nur finanziell unattraktiver. Das ist nicht nur für den Wirtschaftsstandort, sondern auch für die Menschen, die Arbeit suchen, auf Dauer eine schlechte Lösung. Es drohen sich die Verhinderer einer Reform durchzusetzen. Das ist schade – für Martin Kocher, aber noch mehr für das Land.
Gastkommentar von Hanno Lorenz für den “Kurier” (30.11.2022).
Österreich steckt in der längsten konjunkturellen Flaute seit den 1950er Jahren, die wirtschaftliche Schwächephase schlägt sich nun auch mit voller Wucht auf dem heimischen Arbeitsmarkt nieder:
Auf Österreich kommen massive demografische Veränderungen zu. Bis zum Jahr 2050 wird die Zahl der Menschen über 65 Jahre um rund 50 Prozent steigen, während die Zahl der 20- bis 65-Jährigen deutlich abnimmt.
Eine Alternative zur Stundenbesteuerung, die das bisherige System weniger stark verändern würde, wäre die Einführung einer zweistufigen Flat Tax.
Die Arbeiterkammer forderte jüngst eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich auf 36 Wochenstunden. Arbeitnehmer mit 40 Wochenstunden müssten um 11,1 Prozent produktiver werden, Arbeitnehmer mit 38,5 Wochenstunden müssten ihre Produktivität um rund 7 Prozent steigern. „Solche Produktivitätssteigerungen sind einfach unrealistisch“
Die hohe Steuerbelastung in Österreich betrifft nicht nur die Einkommen der Bürger, sondern wirkt sich auf alle Lebensbereiche wie beispielsweise auch auf den Tourismus aus. Wenn eine vierköpfige Familie für 3.528 Euro einen Urlaub bucht, zahlt sie dafür nicht nur 3.528 Euro. In Wahrheit bezahlt die Familie für den Urlaub 6.260 Euro. Denn die
Auch wenn der Finanzminister gerne das Gegenteil behauptet: Die kalte Progression wurde nicht zur Gänze, sondern nur zu zwei Dritteln abgeschafft. Das letzte Drittel wird jeden Sommer von der Regierung verteilt. Wie stark die kalte Progression noch immer an den Finanzen der Bürger knabbert, zeigt eine Berechnung der Agenda Austria. Würden die ak
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
Lernen Sie uns kennenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen