Schulschließungen kosten bis zu 900 Millionen Euro an Wertschöpfung pro Woche.
In Ostösterreich war diese Woche schon Schulbeginn. Jedenfalls so ähnlich: Erstmals werden die sogenannten Sommerschulen abgehalten. In Folge des Corona-Semesters ist sie ein Förderangebot in den letzten beiden Ferienwochen. Vor dem richtigen Schulstart in einer Woche graut aber vor allem den Eltern. Die Erinnerung an das Homeschooling ist noch frisch. Kaum jemand wünscht sich den Nebenjob als Aushilfslehrer zurück.
Die Corona-Aufzeichnungen eines US-amerikanischen Ehepaars zeigen, dass sie im Homeoffice alle drei Minuten von ihren Kindern beim Arbeiten unterbrochen wurden. Resultat: Die Arbeit der Eltern und die Ausbildung der Kinder leidet. Das Offenhalten der Schulen – mit klaren Regeln – muss also oberste Priorität haben. Denn, dass Bildung für Chancengleichheit und ein wirtschaftlich gutes, selbstbestimmtes Leben ganz oben steht, ist unbestritten.
So kommen zahlreiche Studien zu dem Ergebnis, dass sowohl der private als auch der gesamtwirtschaftliche und gesellschaftliche Nutzen von Bildung signifikant positiv ist. Im Schnitt aller entwickelten Länder liegen die privaten Bildungsrenditen bei bis zu 25 Prozent, jedes Jahr Schulbildung sorgt im späteren Arbeitsleben für ein bis zu einem Viertel höheres Gehalt. Ein Jahr Studium bringt ein Gehaltsplus von 13 Prozent. Auch auf die Gesellschaft wirkt sich Bildung gewinnbringend aus. Selbst wenn diese Renditen aufgrund der Kosten für Bildungsinfrastruktur geringer ausfallen. So erhöht jedes extra Jahr an Bildung aufgrund steigender Produktivität auch die Löhne anderer Personen. Dieser Nettoeffekt liegt bei mehr als 10 Prozent. Aber es geht nicht nur um Geld. Bildung hat eine Reihe weiterer positiver Effekte auf die Gesellschaft, sie lässt Ungleichheit und Kriminalität sinken und erhöht die politische Teilhabe.
In der Corona-Krise hatten die Schulschließungen weitreichende Folgen: Eltern, die zwischen Arbeit, Kinderbetreuung und Homeschooling wechseln mussten, konnten nicht konzentriert arbeiten. Neben langfristigen Effekten kommt es also zum akuten Verlust der produktiven Arbeitsstunden. Sollte es noch einmal zu Schulschließungen kommen, könnten pro Woche bis zu 15 Millionen Arbeitsstunden oder 900 Millionen Euro an Wertschöpfung verloren gehen. Um den Unterricht im Herbst gewährleisten zu können, braucht es deshalb dringend die entsprechende technische Ausstattung für Schüler und Lehrer, sowie technisches Knowhow und eine Einigung auf eine einheitliche Software.
Umso erstaunlicher, dass die Politik den offenen Fragen zum Schulstart aus dem Weg geht. Auch wenn es im Herbst ein Ampelsystem geben sollte, bleiben viele Punkte ungeklärt. Schaltet die Ampel auf rot, müssen wohl wieder die Eltern einspringen. Anders als bei einer Konjunktur-Ankurbelung durch Schnitzel-Gutscheine oder Steuerzuckerl, die sich vielleicht noch vor der Wahl auf das Stimmverhalten auswirken, lassen sich die Folgen der Schulschließung erst nach vielen Jahren und Jahrzehnten in vollem Ausmaß messen. Zu diesem Zeitpunkt sind die Politiker von heute aber schon lange in Pension.
Kolumne von Monika Köppl-Turyna in der „Wiener Zeitung“ (28.08.2020)
Dieses muss aber nicht durch neue Steuereinnahmen aufgetrieben werden, sondern könnte durch eine Umstrukturierung der Bildungsausgaben frei werden. Hierzulande wird für die frühen Phasen der Bildungskarriere – im Verhältnis zu fortgeschrittenen Ausbildungsstufen – wenig Geld ausgegeben. Länder wie Dänemark, Schweden oder Estland investier
Die ersten Jahre sind entscheidend für die sprachliche und soziale Entwicklung eines Menschen. Kinder sind in frühen Jahren besonders lernfähig. Was in dieser Zeit verpasst wird, erhöht später die Kosten für das Bildungssystem, aber auch für die Gesellschaft insgesamt.
Mehr Zeit in der Schule und damit in einem geregelten Umfeld fördert die sprachliche und soziale Integration. Es sollten daher viel mehr Schulen in einen Ganztagsmodus wechseln. Derzeit gibt es beim Angebot noch große regionale Unterschiede.
Mangelhafte Sprachkenntnisse führen zu einer Einstufung als außerordentlicher Schüler und zur verpflichtenden Teilnahme an einem Deutschförderkurs oder – sind die Kenntnisse unzureichend – einer gesonderten Deutschförderklasse. Doch im Schulstartalter hat das Unheil schon längst seinen Lauf genommen.
Sieben von zehn Wiener Pflichtschülern sprechen im Alltag nicht vorwiegend Deutsch. Das muss nicht zwangsläufig ein Problem darstellen, Mehrsprachigkeit kann ja sogar ein Vorteil sein. Allerdings nur, wenn die Kinder Deutsch zumindest gut genug beherrschen, um dem Schulunterricht zu folgen. Letzteres ist leider sehr oft nicht der Fall.
Je nach Schultyp dauert der Einstieg in die Erwerbstätigkeit unterschiedlich lang, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt. Absolventinnen einer Lehre beginnen im Schnitt nach sieben Tagen einen Job. „Das zeigt, dass die Lehre besser ist als ihr Ruf und Personen mit Lehrabschluss auf dem Arbeitsmarkt gefragter sind denn je“, sagt Agenda A
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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