Ich wollte eigentlich nur wissen, was der gefallene FPÖ-Frontmann Heinz-Christian Strache jetzt so macht. Beim Googeln bin ich auf Philippa gestoßen, seine bessere Hälfte, wie man früher gern sagte. Bei uns in Deutschland ist ja weitgehend unbekannt, dass die Straches ein politisches Team waren.
Philippa Strache sitzt inzwischen oder immer noch als fraktionslose Abgeordnete im Parlament, so der Stand von heute. In der FPÖ war sie Tierschutzbeauftragte und hat dafür von der Partei, wie ich der Presse entnehme, 9.500 Euro im Monat bekommen. Die FPÖ muss also, in der Ära der Straches, dem parteiinternen Tierschutz wirklich eine extrem hohe Bedeutung beigemessen haben.
Philippa Strache wird vorgeworfen, dass sie mit ihren Spesen trotz des sehr ordentlichen Grundeinkommens allzu großzügig umgegangen ist. Unter anderem habe sie auf Parteikosten teure Handtaschen gekauft. Diesen Vorwurf finde ich, ehrlich gesagt, überzogen. Wenn Philippa als Tierschutzbeauftragte bei einem Ausflug ins Waldviertel zufällig auf eine Krötenwanderung stößt, die eine vielbefahrene Straße kreuzt, wo bitte sehr soll sie dann diese vielen Kröten hineintun, um sie zu retten? In einen unökologischen Plastikbeutel doch wohl kaum.
Dann habe ich ein Foto von Philippa Strache gesehen: jung, schön, blonde Haare, auf diesem Foto streng zurückgekämmt – an irgendwen erinnerte mich das Bild. Ich kenne diese Frau. Aus dem Geschichtsbuch.
Beide, Philippa und die andere, haben nicht nur zu Beginn ihrer Karrieren als Model gearbeitet. Beide waren auch eine Zeit lang Moderatorinnen, die eine im Fernsehen, die andere im Radio. Beide haben sich mit einem deutlich älteren Mann zusammengetan, der ein erfolgreicher populistischer Politiker mit nationalem Sendungsbewusstsein war, und bildeten mit ihm ein politisches Tandem. Beiden Frauen wurde von ihren Gegnern ein allzu luxuriöser Lebensstil vorgeworfen. Beide Ehemänner hatten zum Rechtsstaat ein, vorsichtig ausgedrückt, eher distanziertes Verhältnis und wurden gestürzt. Sogar die enge Beziehung zum Tier ist bei beiden nachweisbar. Bei Philippa sind es die wandernden Kröten, die andere wuchs auf einem Bauernhof auf und sagte über ihre Ehe: „Ich bin nur ein Sperling. Er ist der Condor, der zwischen den Gipfeln fliegt.“
Das würde Philippa, nach der Affäre auf Ibiza, heute wahrscheinlich nicht mehr ganz so pathetisch ausdrücken. Trotzdem, die Parallelen zwischen ihr und Eva Perón, genannt Evita, sind schon auffällig. Ich meine das nicht abwertend. Evita ist lange nach ihrem Tod immer noch ein Popstar, in Argentinien fast eine Heilige. Donʼt cry for me, Argentina! Weil Heinz-Christian Strache, im Gegensatz zu Juan Perón, wahrscheinlich nie irgendwo Präsident wird, hat Philippa natürlich, Stand heute, nicht die Chance, mit ihrem Alter Ego an Machtfülle gleichzuziehen. Trotzdem halte ich die Idee nicht für abwegig, auch die Geschichte der Straches zu einem Musical zu verarbeiten, das aber, im Gegensatz zu Andrew Lloyd Webbers „Evita“, eher komödiantisch ausfallen würde als tragisch. Die Tierschutzpartei FPÖ hat nun bis auf weiteres keine glamouröse Tierschutzbeauftragte.
Der Refrain des großen Schlusssongs muss in diesem Musical also lauten: „Weint nicht um mich, Austrias Tiere!“
Herzlich grüßt
Harald Martenstein
Harald Martenstein ist ein deutscher Star-Journalist. Er ist u.a. Redakteur des „Tagesspiegels“ und Kolumnist der „Zeit“. Von Jänner bis Dezember 2019 schreibt er für die Agenda Austria die monatliche Kolumne „Martensteins Österreich“.
In Österreich wird, falls die deutschen Nachrichten stimmen, bald gewählt. Falls Österreich in Zukunft der vollen Solidarität der deutschen Regierung sicher sein möchte, hätte ich einen Tipp.
Als Österreicher wissen Sie, dass wir Deutschen von Ihrer melodiösen Art des Sprechens in der Regel hingerissen sind. Auf Österreichisch einen Deutschen zu beleidigen, ist nahezu unmöglich.
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Ich schreibe dies am Tag nach der Europawahl. Bei uns in Deutschland zeichnet sich immer deutlicher ein Wandel des Parteiensystems ab, während das traditionelle Parteiensystem in Österreich vergleichsweise stabil wirkt.
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Ich möchte mich als Kolumnist auch mal ein bisschen nützlich machen. Hier also ein Tipp für österreichische Investoren und für alle Kommunen in Österreich.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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