Unangenehme Nachrichten gab es in den letzten zwei Jahren zuhauf. Und jetzt auch noch explodierende Preise.
So stiegen in den letzten Monaten die Inflationsraten sprunghaft an. Im Dezember erreichten sie im Euroraum fünf, in Österreich knapp vier Prozent. Ein großer Teil der Preissteigerungen lässt sich auf die Energiepreise zurückführen. Im Euroraum stiegen sie im Dezember sogar um 26 Prozent an. Mittlerweile steuern so gut wie alle Mitgliedsstaaten dagegen: Energiesteuern werden gesenkt, Niedrigverdiener durch Transfers unterstützt. Sie tun so als ob diese Energiepreise nur temporär so hoch blieben. Auch die EZB betonte das oft. Schließlich hielten die preislichen Höhenflüge in der Vergangenheit nie sehr lange. Doch nun ist die Zentralbank zurückgerudert und warnt vor längerfristig erhöhten Energiepreisen durch die grüne Wende. Damit nimmt sie sich wieder einmal einer Aufgabe an, die demokratisch legitimierte Regierungen eigentlich schon lange hätten übernehmen sollten.
Die Nachricht der EZB diese Woche war klar: Die inflationäre Wirkung der grünen Wende, dazu gehört insbesondere ein steigender CO2-Preis gepaart mit dem langsamen Ausbau der Erneuerbaren, ist nicht temporär. Sie führt mittelfristig zu steigenden Energiepreisen, die insbesondere Niedrigverdiener treffen können. Mittelfristig ist hier das Stichwort, denn das würde für die EZB bedeuten, stärker gegen die Inflation ankämpfen zu müssen. Solche klaren Worte zu den Auswirkungen der grünen Wende sucht man in der Politik vergebens. Dabei hätte die Politik vorab klar kommunizieren sollen, dass Klimapolitik nicht nur positive Seiten hat und ein CO2-Preis Energie verteuern wird, um die Emissionen zu reduzieren. Und dass diese Verteuerung insbesondere Niedrigverdiener treffen wird. Eine Erkenntnis, die nicht erst seit gestern bekannt ist.
Doch das ist nicht das erste Mal, dass die EZB in den vergangenen Jahren Aufgaben der Politik übernommen hat. Denn Regierungen sollten vernünftig wirtschaften, damit die Zinsen auf ihre Staatsschulden erschwinglich bleiben und genügend finanzieller Spielraum in Krisen bleibt. Die Null- und Negativzinsen mittlerweile sogar auf griechische Staatschulden sind das Resultat einer lockeren Geldpolitik und nicht einer verantwortungsvollen Fiskalpolitik. Das Eingreifen der EZB-Politik durch das Aufkaufen von Staatsanleihen war auch damals nur als temporäre Unterstützung gedacht. Nach zehn Jahren kann man aber schon getrost von permanent sprechen. Auch hier greift sie zu stark in politische Angelegenheiten ein.
Das zeugt nicht nur von schwachen Regierungen, sondern auch von einer zu schwachen Zentralbank. Denn anstatt dass die EZB ihre Rolle als unabhängige, vertrauenswürdige Institution mit Fokus auf Preisstabilität auch weiterhin klar festlegt, übernimmt sie Schritt für Schritt andere Aufgaben. Zuerst temporär, dann permanent. Aufgaben, die viele Regierungen nicht wahrnehmen aus Angst, ihre Macht zu verlieren. Es ist höchst an der Zeit, dass die EZB sich wieder stärker als Hüterin der Preisstabilität positioniert. Und dass sich die Regierungen nicht weiter vor unangenehmen Nachrichten drücken.
Gastkommentar von Heike Lehner für die “Wiener Zeitung” (15.01.2022).
Kredite im Euro-Raum werden wieder billiger. Hoffentlich ist das nicht der nächste schwere Fehler der Europäischen Zentralbank.
Langsam, sehr langsam nimmt der Inflationsdruck in Österreich ab. Die Statistik Austria hat am Freitag die erste Schnellschätzung für Mai veröffentlicht: 3,3 Prozent waren es noch im Vergleich zum Vorjahr.
Die Finanzpolitik in Europa steht derzeit unter steigendem Druck. Nicht nur die Jahre der Corona-Pandemie und der Teuerungskrise haben die Schulden steigen lassen. Auch in wirtschaftlich guten Jahren wurde fleißig mehr Geld ausgegeben als eingenommen. Nun steigen die Zinsen – aber die Staatsausgaben wachsen munter weiter.
Das Niedrigzinsumfeld hat den Regierungen europaweit Zeit erkauft, strukturelle Reformen durchzuführen und Schuldenstände zu reduzieren. Passiert ist das Gegenteil. Schulden mit hohen Zinsen wurden mit neuen Schulden und niedrigen Zinsen refinanziert, um immer mehr Schulden aufzunehmen. So ist die Schuldenquote in Österreich im Zeitverlauf immer
Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) prognostizierte in einer Analyse für das Finanzministerium, dass die Schuldenquote bis 2060 aufgrund der genannten Kostentreiber auf über 120 Prozent des BIP steigen wird, falls die Politik nicht gegensteuert. Das würde die Refinanzierungskosten für Österreich erheblich erhöhen.
Nun ist Österreich noch eines der Länder mit vergleichsweise hoher Bonität unter Kreditgebern. Italien dagegen entging erst vor kurzem knapp einer Bewertung auf Ramschniveau.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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