Die unsichtbaren Steuern und Abgaben
- 20.07.2017
- Lesezeit ca. 2 min
Die Chefs der drei größten Parteien wollen die Lohnnebenkosten senken – eine gute Idee. Die meisten heimischen Arbeitnehmer zahlen fast doppelt so viel an Steuern und Abgaben wie sie auf ihrem Lohnzettel sehen. Diese Intransparenz gehört abgeschafft.
Sowohl Christian Kern als auch Sebastian Kurz und Heinz Christian Strache haben angekündigt, die Lohnnebenkosten senken zu wollen – eine Idee, die sehr zu begrüßen ist. Über die Lohnnebenkosten tragen die österreichischen Arbeitnehmer nämlich deutlich mehr an Sozialabgaben und Steuern bei als die allermeisten wissen bzw. als auf den Lohnzetteln aufscheint. Diese Intransparenz gehört abgeschafft; die Bürger sollen erfahren, was sie tatsächlich zahlen. Oder gilt das Motto: Was ich nicht weiß, das macht mich nicht heiß?
Was der Lohnzettel verschweigt
Der Lohnzettel verschweigt im Normalfall ja, wie viel vom Einkommen, das Herr und Frau Mustermann erarbeitet haben, ihr Arbeitgeber für sie direkt z.B. an die Sozialversicherung überweist. „Diese unsichtbare Belastung macht etwa für einen Jahreslohn von gut 44.000 Euro brutto immerhin fast 13.000 Euro aus. Das ist fast noch einmal soviel wie die mehr als 14.000 Euro an Steuern und Abgaben, die am Lohnzettel aufscheinen“, erklärt der Ökonom Dénes Kucsera. (Dieses Beispiel bezieht sich auf das Durchschnittsgehalt ganzjährig in Vollzeit Beschäftigter ohne Kinder.)
„Für jeweils 100 Euro, die dieser Arbeitnehmer von seinem Bruttogehalt an Lohnsteuer und anderen Abgaben abführt, zahlt er in Wirklichkeit zusätzlich noch 91 Euro vor allem an die Sozialversicherung, aber auch in den Familienlastenausgleichsfonds und in weitere Töpfe“, hält Kucsera fest. So finanzieren die Arbeitnehmer auch die Kommunalsteuer oder in Wien die U-Bahn-Abgabe.
Begriff „Arbeitgeberanteil“ ist irreführend
Dass die Arbeitnehmer die Überweisung nicht selbst tätigen, ändert nichts daran, dass diese Abgaben ein Teil ihres erwirtschafteten Lohns sind – woher hätte der Arbeitgeber sonst das Geld dafür? In Wahrheit führt der Begriff „Arbeitgeberanteil“ daher in die Irre.
Für die Steuern und Abgaben erhalten die Österreicher natürlich eine Gegenleistung etwa in Form von Gesundheitsversorgung und Bildung. Oft ist diese gut. Sie könnte aber in so manchen Fällen nachweislich kostengünstiger erbracht werden. Man denke nur an den teuren Betrieb von Krankenhäusern, die durch eine offenbar unüberwindliche Landesgrenze getrennt, aber nur wenige Kilometer voneinander entfernt sind. Oder die aktuell diskutierten Ineffizienzen zwischen den 21 Sozialversicherungsträgern.
Mehr interessante Themen
Was eine Arbeitszeitverkürzung kosten würde
Die Arbeiterkammer forderte jüngst eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich auf 36 Wochenstunden. Arbeitnehmer mit 40 Wochenstunden müssten um 11,1 Prozent produktiver werden, Arbeitnehmer mit 38,5 Wochenstunden müssten ihre Produktivität um rund 7 Prozent steigern. „Solche Produktivitätssteigerungen sind einfach unrealistisch“
Das lange Leben der kalten Progression
Auch wenn der Finanzminister gerne das Gegenteil behauptet: Die kalte Progression wurde nicht zur Gänze, sondern nur zu zwei Dritteln abgeschafft. Das letzte Drittel wird jeden Sommer von der Regierung verteilt. Wie stark die kalte Progression noch immer an den Finanzen der Bürger knabbert, zeigt eine Berechnung der Agenda Austria. Würden die ak
Neue Studie: Vermögenssteuer heilt Diabetes!
Bald ist Wahl. Die NGOs schießen sich auf die Vermögenden ein. Im Wochentakt werden neue Steuern gefordert. Das Perfide: Die Vorschläge kommen als Wissenschaft daher.
Wie Österreich seine Arbeitnehmer rasiert
In der Europäischen Union wird Arbeit nur in Belgien und Deutschland stärker belastet als in Österreich. Berücksichtigt man auch die in einigen Ländern übliche Versicherungspflicht (verpflichtende Versicherungen, die nicht vom Staat angeboten werden), liegt Österreich auf Platz vier. Hätte Österreich dieselbe Steuer- und Abgabenbelastung w
Zahlen Familien tatsächlich mehr Steuern als Mateschitz?
Große Aufregung im Neiddebatten-Land Österreich! Das Netzwerk Steuergerechtigkeit will ausgerechnet haben, dass der Milliardär Mark Mateschitz weniger Steuern zahlt als eine Mittelstandsfamilie. Das Netzwerk unterstellte Mateschitz ein fiktives Jahreseinkommen von 1,3 Milliarden Euro und leitete daraus seine Steuerleistung ab, die mit jener eine
Einkommensverteilung der Haushalte in geförderten und ungeförderten Mietwohnungen
Zusätzlich zu den Verteilungen der tatsächlichen Haushaltseinkommen zeigen die gepunkteten Linien die virtuellen Einkommen, wenn jeweils die gesparte Miete hinzugefügt wird.