Wer in Österreich im vergangenen Jahr 2500 Euro brutto verdient und in den fünf Jahren zuvor nur die Inflation ausgeglichen bekommen hat, verdiente um acht Prozent mehr als 2016. Dieselbe Person zahlte aber um elf Prozent mehr Lohnsteuer.
Dieses Phänomen einer höheren Steuerleistung bei gleichbleibender Kaufkraft trägt die uncharmante Bezeichnung „kalte Progression“. Sie entsteht, weil zwar die Einkommen mit der Inflation mitwachsen, nicht aber die Grenzen, ab denen die jeweiligen Steuersätze greifen.
Der Eingangssteuersatz in der Lohn- und Einkommensteuer liegt wie vor fünf Jahren noch immer bei 11.000 Euro. Wäre er mit der Inflation gestiegen, begänne die Steuerpflicht erst bei rund 12.200 Euro. Einkommen darunter blieben steuerfrei. Dasselbe spielt sich in den höheren Tarifstufen ab, auf deren Anhebung der Staat ebenso „vergisst“. Für die öffentliche Hand ist das ein hervorragendes Geschäft: Allein in den nächsten zwei Jahren spült die kalte Progression fast sechs Milliarden Euro zusätzlich in die Staatskassen. Dieses Geld gehört aber nicht dem Staat, sondern den Steuerzahlern.
Man muss kein Turboliberaler sein, um zu erkennen, dass diese Inflationssteuer eine ziemliche Unverschämtheit ist. Zumal wir in einem Land leben, in dem einem Durchschnittsverdiener nach Abzug aller Steuern und Abgaben nur wenig mehr als die Hälfte seines Gehalts übrig bleibt. Dennoch gibt es Politiker und Ökonomen, die der kalten Progression das Wort reden. Sie finden, die Regierung brauche das Geld, um sich budgetäre Spielräume zu schaffen. Was damit gemeint ist: Die Regierung braucht das Geld, um den Menschen vor oder nach der nächsten Wahl wieder die „größte Steuerentlastung der Geschichte“ vorgaukeln zu können. Obwohl die Bürger nur zurückbekommen, was sie vorher zu viel bezahlt haben.
Budgetäre Spielräume verschaffen sich Regierungen zivilisierter Volkswirtschaften übrigens nicht über den versteckten Griff in die Taschen ihrer Bürger. Sondern über solides Haushalten. Indem die Ausgaben der öffentlichen Hand zumindest in Nicht-Krisenzeiten schwächer wachsen als die Einnahmen des Staates.
Das ist anstrengend und nicht immer populär. Dennoch sollte die Regierung die kalte Progression schleunigst abschaffen. So wie sich das für eine zivilisierte Volkswirtschaft gehört. Zumal viele Haushalte angesichts der rollenden Teuerungswelle ohnehin nicht mehr wissen, wie sie ihre täglichen Ausgaben bezahlen sollen.
Vergleichbare Länder wie die Schweiz oder Schweden zeigen, dass es möglich ist, ohne die Einnahmen aus der kalten Progression einen funktionstüchtigen Wohlfahrtsstaat mit niedrigen Schulden sicherzustellen.
Dass das Hochsteuerland Österreich von den geplagten Bürgern und Bürgerinnen auch noch eine Steuer auf die Inflation einhebt, muss ein Ende haben.
Gastkommentar von Franz Schellhorn für “Salzburger Nachrichten” (29.04.2022).
Eine Alternative zur Stundenbesteuerung, die das bisherige System weniger stark verändern würde, wäre die Einführung einer zweistufigen Flat Tax.
Die Arbeiterkammer forderte jüngst eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich auf 36 Wochenstunden. Arbeitnehmer mit 40 Wochenstunden müssten um 11,1 Prozent produktiver werden, Arbeitnehmer mit 38,5 Wochenstunden müssten ihre Produktivität um rund 7 Prozent steigern. „Solche Produktivitätssteigerungen sind einfach unrealistisch“
Die hohe Steuerbelastung in Österreich betrifft nicht nur die Einkommen der Bürger, sondern wirkt sich auf alle Lebensbereiche wie beispielsweise auch auf den Tourismus aus. Wenn eine vierköpfige Familie für 3.528 Euro einen Urlaub bucht, zahlt sie dafür nicht nur 3.528 Euro. In Wahrheit bezahlt die Familie für den Urlaub 6.260 Euro. Denn die
Auch wenn der Finanzminister gerne das Gegenteil behauptet: Die kalte Progression wurde nicht zur Gänze, sondern nur zu zwei Dritteln abgeschafft. Das letzte Drittel wird jeden Sommer von der Regierung verteilt. Wie stark die kalte Progression noch immer an den Finanzen der Bürger knabbert, zeigt eine Berechnung der Agenda Austria. Würden die ak
Langsam, sehr langsam nimmt der Inflationsdruck in Österreich ab. Die Statistik Austria hat am Freitag die erste Schnellschätzung für Mai veröffentlicht: 3,3 Prozent waren es noch im Vergleich zum Vorjahr.
Bald ist Wahl. Die NGOs schießen sich auf die Vermögenden ein. Im Wochentakt werden neue Steuern gefordert. Das Perfide: Die Vorschläge kommen als Wissenschaft daher.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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