Foto: © Christian Ohde / ChromOrange / picturedesk.com
Die Neuwahl in Deutschland kam wenig überraschend und hat doch alle überrumpelt. Das Ampel-Experiment zeigt: Eine Zukunftsregierung braucht auch Reformwille.
Wenn im Auto-Land Deutschland die Ampel versagt, dann ist das ein unübersehbares Warnsignal – für ganz Europa. Die Regierung wollte ursprünglich beweisen, dass sich Ökologisierung und Sozialpolitik mit soliden Staatsfinanzen und Wachstum vereinen lassen. Im Zuge des wirtschaftlichen Post-Pandemie-Aufschwungs im Rücken interpretierten die Ministerien das offenbar mit dem Auftrag (noch) mehr Geld auszugeben. Doch spätestens Putins Angriff auf die Ukraine machte diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Die deutsche Schuldenbremse und dessen Interpretation durchs Verfassungsgericht mögen eine Politik auf Kosten der kommenden Generationen nicht leiden. Zumindest die Bremse funktioniert noch im Auto-Land Deutschland.
Der Motor stottert trotzdem gewaltig. Und so ließ sich nicht mehr verbergen, was sich schon lange abzeichnete. Erst kürzlich korrigierten die Wirtschaftsweisen ihre Wachstumsprognose für das kommende Jahr auf eine homöopathische Dosis. Für heuer fuhr das Wachstum ohnehin schon im Rückwärtsgang. Als Konsequenz gab es nicht etwa einen Krisen-Gipfel im Kanzleramt mit Reformagenda. Im Ergebnis gab es lediglich den Wunsch, die Schuldenbremse einfach auszusetzen. Mit Geld lassen sich die Probleme zwar nicht lösen, aber immerhin ganz gut zuschütten, wie wir in Österreich wissen. Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Ampel auf Rot geschaltet – vor allem in der Wirtschafts- und Sozialpolitik. Vor diesem Hintergrund bedeutet das Scheitern keine Schockstarre, sondern die Chance wirtschaftlich wieder einen Gang höher zu schalten.
Die Koalition scheiterte daran, dass zwar punktuelle Reformwünsche vorhanden waren, diese aber in Summe keine funktionstüchtige Wirtschaft hinterließen. Diese Erfahrung haben auch wir in Österreich nach fünf Jahren des „Besten aus beiden Welten“ gemacht. Und so will just in dem Moment, in dem in Deutschland das Experiment Dreier-Koalition an den Inhalten zerschellte, die ÖVP eine Dreier-Koalition mit SPÖ und NEOS anführen. Also mit jener Partei, die sich gründete, um den Reformstau der von ÖVP und SPÖ angeführten großen Koalitionen aufzulösen.
Kompromisse sind immer dann schnell gefunden, wenn alles glänzt und es nur darum geht, sprudelnde Einnahmen zu verteilen. Doch in Zeiten, in denen auch neuer Lack den Rost nicht mehr verbergen kann, reichen Kompromisse nicht mehr aus – es braucht harte Reformen. Geld zu verteilen, gibt es ohnehin keines mehr. Das Geld, welches einer Regierung in der Legislaturperiode zur Verfügung steht, hat in Österreich bereits die letzte Regierung verteilt. Jeder Euro, der neu verteilt werden soll, muss doppelt eingespart werden. So freundschaftlich die Sondierungsgespräche auch inszeniert werden, so sehr wird die neue Regierung unpopuläre Reformen umsetzen müssen. Dafür sollten die Akteure ihre Parteiideologie am besten gleich in der Parteizentrale lassen. Ohne diese Maßnahmen drohen uns in Österreich nämlich fünf Jahre Schockstarre. Und das können wir uns nicht leisten.
Gastkommentar von Hanno Lorenz für “Kurier” (16.11.2024)
Österreich steckt in wirtschaftlich schweren Zeiten. Nach zwei Jahren Rezession beruht das Wachstum 2025 auf dem Prinzip Hoffnung. Aber zumindest die Staatsausgaben haben in Österreich nach wie vor Konjunktur. Auch wenn ein Defizitverfahren aus Brüssel angesichts der jüngsten blau-schwarzen Sparpläne gerade noch abgewandt werden konnte, wird e
Sollte die Koalition zwischen FPÖ und ÖVP tatsächlich zustande kommen, wollen die beiden Parteien 6,4 Milliarden Euro einsparen, um einem EU-Defizitverfahren zu entgehen. Das ist grundsätzlich positiv und ein Schritt in die richtige Richtung. Viel Arbeit steht aber noch bevor: Denn trotz des verkündeten Sparpakets wird die Republik weiter flei
Nach den gescheiterten Verhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und Neos wird die Aufgabe für die kommende Regierung nicht leichter. Neben dem fehlenden Wirtschaftswachstum fehlt es auch am lieben Geld. Ein seit langem bekannter Kostentreiber sind die Pensionen. Sie sind der größte Ausgabenposten im Bundesbudget, riesiger Treiber des Budgetproblems und
Vorspann: Nicht alles im Wahlprogramm der FPÖ ist schlecht. Um die vernünftigen Ideen der Freiheitlichen vor den Vorhang zu holen und die anderen abzusägen, braucht es aber einen charakterstarken Koalitionspartner. Doch der ist leider nicht in Sicht.
Für Herbert Kickl ist die Kanzlerschaft in Greifweite. Aber egal, wer Österreich bald regiert, er steht vor einer schwierigen Aufgabe. Zehn Vorschläge, wie eine neue Regierung Österreich reformieren und wieder auf Kurs bringen könnte.
Nach den geplatzten Regierungsverhandlungen bietet sich eine neue Regierungsvariante förmlich an – sofern man die Kanzlerfrage klären kann.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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