Uber soll also eifrig lobbyiert haben, um sein Geschäftsmodell in den Markt zu drücken. So steht es in den jüngst enthüllten Uber-Files, und alle halten das für einen Skandal. Man kann doch nicht einfach einen neuen Service entwickeln, der zweckmäßiger, billiger und beliebter ist als der alte! Wie unfair ist das gegenüber den Taxlern, die ihrerseits ja keine Lobby haben! Außer natürlich die tausende Mann starke Wirtschaftskammer, die bei den Entscheidungsträgern des Landes jeden Tag ein und aus geht.
Nein, das wird hier keine flammende Verteidigung von Uber. Man kann nicht alles gut finden, was in den Files zu lesen ist. Dass uns überhaupt ein amerikanischer Konzern zeigen muss, wie man im 21. Jahrhundert Menschen von A nach B transportieren kann, ist aber bedauerlich. Ideal wäre es aus ökonomischer Sicht, wenn auf dem Taximarkt eine Vielzahl von Teilnehmern miteinander um das beste Angebot wetteifern würden. Wie die dann hießen und woher sie kämen, wäre egal.
Doch so funktioniert der Taximarkt in Österreich bekanntlich nicht. Und dieser Befund gilt leider schon sehr lange: Ende des 17. Jahrhunderts wurde es dem aufgeklärten Bürgertum möglich, sich mit Pferdestärken durch die Stadt bringen zu lassen. Schon damals lieferte sich die Branche eine Regulierungsschlacht mit der Obrigkeit, der allein es bis dahin vorbehalten war, herumkutschiert zu werden. Freilich waren viele der ersten Fiakerkutscher mehr Gauner als Unternehmer, sodass die Festlegung von Standplätzen, Preisen und Verhaltensregeln durchaus einer frühen Form von Konsumentenschutz diente. Doch inzwischen hat es sich das Taxigewerbe mit dem Staat recht kuschelig gemacht. Heute kämpft man Seite an Seite gegen neue Geschäftsmodelle und ist dabei sehr erfolgreich.
Uber kann in Österreich nur noch auf bessere Zeiten hoffen. Die Reform des Gelegenheitsverkehrsgesetzes vor drei Jahren, hat es geschafft, die Vorteile des neuen Konzepts so weit abzuschleifen, dass am Ende doch wieder nur das gute alte Taxi übrig blieb. Ganz wie von der WKO gewünscht, natürlich im Namen der Chancengleichheit! Es ist egal, dass die Kunden gerne mit Uber gefahren sind. Die haben nämlich wirklich keine Lobby.
Dass Uber sich überhaupt genötigt sah, bei der Politik für sich zu werben, offenbart ein Kernproblem des überregulierten Marktes: Normalerweise würde ein neuer Wettbewerber sein Produkt entwickeln und die Kunden entscheiden lassen, ob sie es mögen. Lobbyarbeit würde gar nichts nützen. Bei wem auch? Aber wenn der Staat den Zutritt zu einem Markt kontrolliert, dann muss jeder neue Teilnehmer zuerst an der Politik vorbei. Er muss also bei Beamten und Mandataren Klinken putzen. Kein Wunder, dass in zentralistisch organisierten Wirtschaftssystemen die Korruption so oft floriert.
Dass die alte Taxibranche auch nichts von der Reform hatte, ist kein Grund für Schadenfreude. Ihr Tarif ist seit 2021 in Stein gemeißelt, während die Spritpreise munter steigen. Hätten die Taxler doch nur eine Lobby.
Gastkommentar von Jan Kluge, “Kurier” (23.07.2022).
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