Wenn der Staat helfen will, senkt er die Steuern und unterstützt gezielt sozial Schwache.
Angesichts stark steigender Mieten werden die Rufe nach staatlichen Eingriffen immer lauter. Insbesondere von der Arbeiterkammer und der SPÖ, die seit Jahren strengere Regulierungen fordern. Ein Blick in die Statistik bestätigt, dass es ein Problem gibt: Allein zwischen 2010 und 2020 sind die Mieten österreichweit um 44 Prozent gestiegen, in Wien um 50 Prozent. Das heißt aber nicht, dass alle Wiener heute um die Hälfte mehr an ihre Hausherren abliefern müssen. Sondern “nur” jene, die sich eine neue Bleibe suchen mussten. Alle anderen spüren die Preisexplosion deutlich abgeschwächt, weil laufende Mietverträge höchstens um die Inflationsrate steigen können.
Was nicht heißen soll, dass eh alles paletti ist. Ganz im Gegenteil: Wer wenig verdient und eine neue Wohnung braucht, bekommt die Preisexplosion mit voller Wucht zu spüren. Selbst Gemeindewohnungen in Wien verteuerten sich in zehn Jahren um 35 Prozent. Nicht, weil die Wiener Stadtregierung “neoliberalisiert” worden wäre. Sondern weil auch Gemeindewohnungen bei massiv gestiegenen Baupreisen renoviert und aufgewertet wurden. Hinzu kommt die ungebrochen hohe Nachfrage, die auf ein beschränktes Angebot trifft.
Wien ist damit nicht allein, in allen europäischen Metropolen ziehen die Mieten kräftig an. Berlin hat darauf reagiert und einen strengen Mietendeckel eingeführt. Klingt super, hat aber bedauerliche Nebenwirkungen: Viele Eigentümer vermieten ihre Immobilien nicht mehr, sondern verkaufen sie lieber. Das Angebot an Mietwohnungen, die vom Deckel betroffen waren, ging in den ersten zwölf Monaten nach Einführung der Preisobergrenze um fast die Hälfte zurück. Dafür waren um 40 Prozent mehr Eigentumswohnungen auf dem Markt. Die gut gemeinte Preisregulierung schadet damit jenen, für die sie gedacht war. Und sie hilft Besserverdienern und “Altmietern”,die keine Unterstützung bräuchten.
In Wien ist es nicht anders. Deshalb wäre es keine gute Idee, den Vermietern die Anpassung der Richtwertmieten an die Inflation neuerlich zu verwehren. Das wirkt wie eine Sondersteuer auf ohnehin geschützte Mieten. Sie gelten für Altbauwohnungen mit weniger als 130 Quadratmetern und für Gemeindebauten. Von sozialer Treffsicherheit keine Spur: Der zum Richtwert wohnende Spitzenverdiener wird geschützt, während die in einem größeren Altbau lebende Studenten-WG ebenso eine höhere Miete zu bezahlen hat wie die Jungfamilie im Neubau. Ginge es nach der SPÖ, würde der Staat gleich alle Mieten deckeln. Niemand würde mehr investieren, und die Häuser sähen aus wie in der früheren DDR. Was also tun? Die exorbitant hohen Steuern und Abgaben auf den Faktor Arbeit senken, um die Kaufkraft der Bevölkerung zu stärken. Mehr bauen, unnötige Vorschriften streichen und die Einkommensgrenzen im sozialen Wohnbau senken, um Platz für Bedürftige zu schaffen. Und besonders armen Haushalten gezielt mit Zuschüssen unter die Arme greifen, statt neue Regulierungen einzuziehen, die das ohnehin knappe Angebot an Wohnungen weiter reduzieren. Und damit jenen zu schaden, die dringend eine neue Bleibe suchen.
Gastkommentar von Franz Schellhorn für “profil” (03.04.2022).
In ganz Österreich gibt es rund 4,1 Millionen Wohnungen. Sie sind – für einen Städter unvorstellbar – durchschnittlich über 100 Quadratmeter groß. Pro Kopf haben wir in Österreich fast 47 Quadratmeter zur Verfügung. Im Durchschnitt käme eine vierköpfige Familie auf fürstliche 187 Quadratmeter. Im Durchschnitt! Woher kommt also das Ger
In der EU wohnen nur in Deutschland noch weniger Menschen in den eigenen vier Wänden als in Österreich. Während es in Ländern wie Rumänien, Bulgarien oder Kroatien der Normalfall ist, im abgezahlten Eigenheim zu leben, gilt das in Österreich für nicht einmal ein Drittel der Haushalte.
Weil der Staat umfassend in die Mietpreise eingreift, ist der Mieteranteil in Österreich im internationalen Vergleich sehr hoch.
Viele Österreicher sehen in der Mietentwicklung der letzten Jahre eine reine Zumutung. Mit der Inflation wurden viele Mietverträge teurer. Für die meisten ist die Ursache der Missstände völlig klar: Nicht die lockere Geldpolitik, nicht die Regierung mit ihrer verfehlten Wohnbaupolitik sind die Schuldigen. Sondern die Gier der Miet-Haie, sie tr
Langsam, sehr langsam nimmt der Inflationsdruck in Österreich ab. Die Statistik Austria hat am Freitag die erste Schnellschätzung für Mai veröffentlicht: 3,3 Prozent waren es noch im Vergleich zum Vorjahr.
Aufgrund der hohen Inflationsraten in Österreich ist auch das Thema Wohnen auf die politische Bühne zurückgekehrt. Die Bundesregierung hat eine Mietpreisbremse beschlossen, die KPÖ hat mit dem Thema Bürgermeisterwahlen gewinnen können, zumal sich eine wachsende Zahl von Bürgern von den steigenden Wohnkosten regelrecht überrollt fühlen. Die
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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