Vergangene Woche war es so weit. Die Europäische Zentralbank (EZB), die Hüterin des Euros, hat sich ein neues Ziel gesetzt. Die Preissteigerung soll in Zukunft nicht mehr knapp unter zwei Prozent liegen.
Der Plan ist nun ein „symmetrisches“ Preisziel von zwei Prozent. „Symmetrisch“ bedeutet aber nicht „durchschnittlich“, wie es die US-Notenbank seit letztem Jahr umsetzt. Zukünftig wird die EZB also Inflationsraten von über und unter zwei Prozent gleichermaßen bekämpfen. Davon gibt es allerdings Ausnahmen. Das liest sich nicht nur kompliziert, sondern ist es auch. Der Notenbankerfachjargon ist für Laien kaum zu verstehen. Dabei wolle man sich künftig einfacher ausdrücken, wie EZB-Chefin Christine Lagarde sagte. Es sei ihr wichtig gewesen, ein einfach zu kommunizierendes und verständliches Inflationsziel festzulegen. Gelungen ist ihr das nicht. Die ersten Kommentare nach der Präsentation zielten alle auf ein und dieselbe Fragestellung ab: Was bedeutet das neue Inflationsziel nun konkret? Wenn schon Journalisten vom Fach inhaltliche Schwierigkeiten haben, liegt es auf der Hand, dass der normale Bürger nicht mehr zuhört.
Nicht erst seit gestern ist klar: Die EZB hat ein Kommunikationsproblem. Dieses will die Zentralbank jetzt im Rahmen ihrer neuen geldpolitischen Ausrichtung lösen. Bereits in den letzten Monaten waren die Bemühungen groß: Mehr Kommunikation durch Interviews nach außen oder eine Website, um die persönliche Inflationsrate zu berechnen, sind nur zwei Beispiele. Obwohl die Währungshüter in ihren Frankfurter Büros an transparenter Kommunikation arbeiten, bleibt für die Öffentlichkeit die PR-Offensive aber zumeist im Verborgenen. Was bei den Menschen ankommt, ist die Teuerung. Was nicht ankommt, ist die Kommunikation der Zentralbank. Falsch und schlecht kommuniziert, ist sie meistens nur für Fachleute verständlich.
Es ist höchst an der Zeit, dass die EZB dieses Thema ernsthaft angeht. Denn das Vertrauen in die Institution ist nach der Finanzkrise stark gesunken. Nach einer kurzen Erholung ab 2017 ging es nun aufgrund der Pandemie wieder bergab. Der Euro selbst genießt hingegen ein hohes Ansehen. Allerdings ist das Vertrauen sowohl in den Euro als auch in die Institution EZB von enormer Wichtigkeit. Fehlendes Vertrauen untergräbt die Glaubwürdigkeit einer Zentralbank. Somit könnte die Preisstabilität ins Wanken geraten. Und stabile Preise sind wiederum wichtig für eine funktionierende Währungsunion. Egal wie Preisstabilität nun definiert ist. Soll die Geldpolitik in Zukunft den Rückhalt in der Bevölkerung haben, dann muss sie diese besser kommunizieren.
Einen ersten Schritt der neuen Kommunikationsoffensive wollen die Währungshüter mit Erklärungen der Geldpolitik in leichter Sprache auf der EZB-Website, die mit lustigen Cartoons spannender gemacht werden soll, setzen. Doch das allein reicht nicht. Für die Effektivität der Geldpolitik ist ein breites Verständnis der Maßnahmen der EZB unerlässlich. Ein guter Start wäre ein Inflationsziel, das wirklich auch jeder versteht.
Gastkommentar von Heike Lehner für “Kurier” (14.07.2021).
Kredite im Euro-Raum werden wieder billiger. Hoffentlich ist das nicht der nächste schwere Fehler der Europäischen Zentralbank.
Langsam, sehr langsam nimmt der Inflationsdruck in Österreich ab. Die Statistik Austria hat am Freitag die erste Schnellschätzung für Mai veröffentlicht: 3,3 Prozent waren es noch im Vergleich zum Vorjahr.
Die Finanzpolitik in Europa steht derzeit unter steigendem Druck. Nicht nur die Jahre der Corona-Pandemie und der Teuerungskrise haben die Schulden steigen lassen. Auch in wirtschaftlich guten Jahren wurde fleißig mehr Geld ausgegeben als eingenommen. Nun steigen die Zinsen – aber die Staatsausgaben wachsen munter weiter.
Das Niedrigzinsumfeld hat den Regierungen europaweit Zeit erkauft, strukturelle Reformen durchzuführen und Schuldenstände zu reduzieren. Passiert ist das Gegenteil. Schulden mit hohen Zinsen wurden mit neuen Schulden und niedrigen Zinsen refinanziert, um immer mehr Schulden aufzunehmen. So ist die Schuldenquote in Österreich im Zeitverlauf immer
Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) prognostizierte in einer Analyse für das Finanzministerium, dass die Schuldenquote bis 2060 aufgrund der genannten Kostentreiber auf über 120 Prozent des BIP steigen wird, falls die Politik nicht gegensteuert. Das würde die Refinanzierungskosten für Österreich erheblich erhöhen.
Nun ist Österreich noch eines der Länder mit vergleichsweise hoher Bonität unter Kreditgebern. Italien dagegen entging erst vor kurzem knapp einer Bewertung auf Ramschniveau.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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