Vor Wahlen werden Millionen verschenkt und Unternehmer vor dem Wettbewerb in Schutz gebracht.
Eigentlich müsste man laut lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Während in aller Welt schon über selbstfahrende Autos diskutiert wird, beschließt das kleine Österreich auf Druck der Wirtschaftskammer ein Gesetz, das die heimischen Taxilenker vor der Digitalisierung schützen soll. Ganz nach dem Motto: Wer weiß schon, ob sich das Internet durchsetzen wird. Deshalb – so wollen es ÖVP, SPÖ und FPÖ – müssen sich künftig Mietwagenbetreiber wie Uber denselben Bedingungen unterwerfen wie herkömmliche Taxis.
Auf den ersten Blick scheint das fair zu sein, sollten doch neue Anbieter nicht bessergestellt werden als die alteingesessenen. So werden künftig alle, die Personen von A nach B bringen, nicht wie bisher einen Befähigungsnachweis erbringen, sondern auch die Taxiprüfung ablegen müssen. Wozu auch der Nachweis gehört, sich ordentlich zu kleiden und möglichst viele Straßen auswendig zu kennen. Letzteres ist in Zeiten digitaler Navigation fast wieder herzig. Aber wie gesagt: Wer weiß, ob das mit dem Internet wirklich was wird.
Tatsächlich geht es bei der Sache aber keineswegs um “faire Bedingungen für alle”. Sondern um knallhartes Lobbying bestehender Anbieter, die sich endlich eines lästigen Konkurrenten entledigen wollen. Der Knackpunkt im neuen Gesetz sind nämlich nicht die Bekleidungsregeln, sondern die Einführung von Fixpreisen durch den Staat. Bis dato gibt es in Taxis fixe Preise, während Mietwagenbetreiber flexible Tarife fordern konnten. Je nach Angebot und Nachfrage. Der Chef der Wiener Taxi-Innung, Davor Sertic, hat es schon vor Monaten frohlockend auf den Punkt gebracht: “Es wird einen Einheitstarif geben und keine Möglichkeit mehr, außerhalb dieses Tarifs zu arbeiten.”
Um zu wissen, was das bedeutet, braucht man keinen Taxischein. Uber darf künftig nicht mehr günstiger anbieten als die teurere Wiener Konkurrenz. Der US-Fahrtendienstbetreiber verliert somit seinen Wettbewerbsvorteil und die traditionellen Taxiunternehmen ihren härtesten Konkurrenten. Ein gutes Beispiel dafür, wie sich ein paar Unternehmer über ihren politischen Einfluss einen wirtschaftlichen Vorteil sichern, den die breite Masse an Verbrauchern über steigende Preise zu bezahlen hat. Während in Metropolen – wie New York – Höchstpreise eingezogen wurden, um Fahrgäste vor unverschämten Taxibetreibern zu schützen, werden in Österreich einheitliche Mindestpreise beschlossen, um die Taxifirmen vor billiger Konkurrenz zu schützen.
Der Preis könnte aber auch für die Wirtschaftskammer noch ein hoher werden. Vielen Kammermitgliedern wird nämlich eine ordnungspolitische Frage durch den Kopf schwirren: Warum bekommen nur die Taxiunternehmen einen politisch festgesetzten Mindestpreis? Warum nicht alle anderen? Etwa die kleinen Pensionen und Hotels, um sie vor den großen digitalen Anbietern wie Booking.com oder Airbnb zu schützen. Und was spräche gegen einen Mindesttarif für das Wiener Schnitzel, die kleinen Gasthäuser tun sich doch schon schwer genug.
Wenn wir schon von fairen Wettbewerbsbedingungen reden, lägen doch auch hohe Zölle auf Auslandsurlaube nah. Schließlich haben Anbieter aus der Türkei oder Fernost ganz andere Lohnkosten und viel niedrigere Sozialabgaben (wenn überhaupt) zu tragen, was zweifellos einer schweren Wettbewerbsverzerrung gleichkommt. Dasselbe gilt für Textilimporte aus Fernost, die heimische Anbieter aus den Märkten drängen.
Es wäre ja zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre.
Kommentar von Franz Schellhorn in der “Presse” (22.06.2019).
Laut Eurostat verfügen zwar 91 Prozent der heimischen Haushalte über einen Breitbandanschluss – das ist immerhin europäisches Mittelfeld. Doch beim Global Speedtest fallen wir immer weiter zurück und sind inzwischen in den 60er-Rängen angekommen, noch hinter Russland.
Wichtigste Voraussetzung für eine funktionierende digitale Verwaltung ist Vertrauen. Die Esten vertrauten der Regierung ihre Daten an, weil sie in Echtzeit nachvollziehen konnten, was damit passierte. In Skandinavien verließen sich die Menschen früh auf die digitale Kommunikation mit den Behörden, weil sie ihrer Bank ja auch vertrauten.
Im EU-Vergleich sieht Österreich nicht unbedingt vorteilhaft aus. Rund fünf Prozent der Bürger haben im letzten Jahr Formulare nicht online abgegeben, weil ihnen die nötige elektronische Signatur fehlte; nur in Slowenien waren es mehr. Fast vier Prozent haben auf einen digitalen Behördengang verzichtet, weil sie vom Schutz ihrer Daten nicht ü
Dreh- und Angelpunkt von E-Government ist eine digitale Identität. In Österreich wäre das im Idealfall die ID-Austria. Haben Sie nicht? Dann gehören Sie zur übergroßen Mehrheit im Land.
Internationale Rankings weisen die öffentliche Verwaltung in Österreich meist als zumindest durchschnittlich aus. Der Abstand zum absoluten Spitzenfeld ist jedoch groß. Im wichtigen Digital Economy and Society Index (DESI) landete Österreich 2022 auf Platz 10.
Durch das System der Pflichtmitgliedschaft werden alle Arbeitnehmer und Arbeitgeber jeweils gebündelt vertreten, ob diese nun wollen oder nicht.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
Lernen Sie uns kennenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen