Geldpolitik

Was die Preise in Österreich so aufbläht

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Die Inflation in Österreich hält sich hartnäckig. Fast acht Prozent waren es im Jahr 2023. Für das Jahr 2024 werden vier Prozent vorhergesagt. Während viele andere Länder schon aufatmen können, ist die Inflationskrise für uns also noch nicht vorbei. Warum tut sich gerade Österreich so schwer? Wir prüfen drei Thesen.

Als die Teuerungskrise vor zwei Jahren so richtig in Fahrt kam, war das für viele eine unangenehme Sache. Nicht nur wegen der hohen Preise. Sondern auch, weil es eine Inflation dieser Größenordnung in ihrer Gedankenwelt eigentlich gar nicht geben durfte. Wer vor galoppierenden Inflationsraten warnte, hatte in ihren Augen wahlweise ein veraltetes (oder gar kein) Verständnis des Geldsystems oder wurde von reichen Rädelsführern vorgeschickt, die in ihren Albträumen schon die Flammen der Inflation an ihren Geldsäcken züngeln sahen.

Abseits des politischen Boulevards – wo man bald gierige Energieversorger, Vermieter und Gastwirte verantwortlich machte – war schnell klar, wie die unheilige Mischung aus lockerer Geldpolitik, stockenden Lieferketten, sprudelnden Staatsausgaben und Ukrainekrieg die Preise nach oben trieb. Und so, wie die Entstehung der Inflation nicht nur eine einzige Ursache hatte, ist auch die Frage gar nicht so einfach zu beantworten, warum sich Österreich derzeit bei der Inflationsbekämpfung so viel schwerer tut als andere Länder. Zwar steigen die Preise auch bei uns nicht mehr so schnell wie im Vorjahr; dennoch ist die Inflationsrate weiterhin höher als im Euroraum (siehe Abb. 1).[1]

Was läuft falsch? Hätten wir vielleicht doch ein bisschen an den Preisen herumschrauben sollen, wie so viele das forderten? Oder ist das vielleicht alles ganz normal, weil Österreich eben ein Tourismusland ist?

Abbildung 1: Inflationsraten

Ein Rückblick

Etwas höher als im Euroraum war die Inflation in Österreich schon lange (siehe Abb. 2). Und gehörigen Anteil daran hatte in der Tat der Tourismussektor. Den typischen Österreicher störte das nur einmal im Jahr bei der Bestellung des Skipasses für den Arlberg; ansonsten war es eher zu begrüßen, dass Deutsche und Niederländer jedes Jahr ein bisschen mehr Geld ins Land trugen. Die Teuerung war insgesamt niedrig, deshalb war es egal.

Abbildung 2: Inflationsdifferential


Das änderte sich, als vor zwei Jahren alle Preise plötzlich nach oben schossen. Aus heutiger Sicht interessant: Ausgerechnet Wohnen und Energie (orange) wirkten damals im Ländervergleich deutlich dämpfend. Grund dafür war, dass viele Haushalte langfristige Fixpreisverträge bei ihren Energieversorgern hatten und dass die regulierten Mieten erst zeitverzögert ab Mitte des Jahres 2022 angepasst wurden. Erst seit dem letzten Jahr erklärt dieser Bereich einen großen Teil des Abstands zur Eurozone (Inflationsdifferential). Auch interessant: Die Preisentwicklung bei Lebensmitteln (beige) hat die Lücke die ganze Zeit über eher geschmälert als vergrößert.

Sogar die temporären Antiteuerungsmaßnahmen anderer Länder lassen sich in der Grafik erspähen: Im Jahr 2022 erhöhten die Spritpreisbremsen im Ausland (zu sehen im Verkehrssektor, hellblau) den Abstand zwischen Österreich und der Eurozone. Seit dem Auslaufen dieser Programme im Jahr 2023 trägt der Verkehrssektor sogar wieder zu einer Verringerung der Lücke bei. Umgekehrt verhält es sich mit der Mietpreisregulierung und den fixen Energieverträgen in Österreich. Zwischen zwei Erhöhungen können diese ebenfalls als temporäre Antiteuerungsmaßnahmen verstanden werden. Bis Ende 2022 hielten sie den Deckel auf dem Differential; dann kam das böse Erwachen.


Fußnoten

  1. Der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) macht die Preismessung in Europa vergleichbar. Er wird hier durchgehend verwendet, wenn von Inflationsraten die Rede ist.
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