Die Messung der versteckten Arbeitslosenrate beruht auf einem Modell das erstmals von Perry (1971) erwähnt und später unter anderem von Zweimüller (1990), Mitchell (2007) und Agbola (2005) in ähnlicher Weise angewendet wurde.
In der Fachliteratur sind prinzipiell zwei Methoden zur statistischen Berechnung von versteckter Arbeitslosigkeit vorgesehen. Die Trendextrapolation schätzt mittels einer Regression die Erwerbsquote bei Vollbeschäftigung[1]. Diese Methode liefert oft verzerrte Ergebnisse. Daher wird hier ein Modell verwendet, das die Erwerbsquote mithilfe einer Konjunkturvariable schätzt. Als Konjunkturvariable wird wie bei Zweimüller (1990), Mitchell (1999) und Agbola (2005) die Beschäftigungsquote gewählt. Fuchs (2002) erwähnt, dass man auch andere Konjunkturvariablen heranziehen kann[2].
Die Möglichkeit, diese Schätzung geschlechtsspezifisch und für einzelne Altersgruppen durchzuführen, führt zu folgendem ökonometrischen Modell:
Hier beschreibt EQi die Erwerbsquote der Bevölkerungsgruppe i (= Erwerbspersoneni/Bevölkerung); BQ die Beschäftigungsquote der gesamten arbeitsfähigen Bevölkerung (= Beschäftigte/Bevölkerung); PQi die Bevölkerungsquote der demographischen Gruppe i (= Bevölkerungi/Bevölkerung); ∆t die Veränderung der Variablen zum Zeitpunkt t; α, β, γ die Regressionsparameter; und εi,t das Residuum. Der Koeffizient α spiegelt die konjunktur- und demografieunabhängige Komponente der Veränderung der Erwerbsquote wider (e.g. unterschiedliche Präferenzen). β misst die Konjunkturreagibilität der Erwerbsquote (Veränderung der Erwerbsquote der Gruppe i – aufgrund einer Veränderung der Beschäftigungsquote um einen Prozentpunkt). Die Bevölkerungsquote dient als Kontrollvariable, γ misst die Veränderung der Erwerbsquote (der Gruppe i) bei einer Veränderung der Bevölkerungsquote (der Bevölkerungsgruppe i) um einen Prozentpunkt.
Daraus wird die versteckte Arbeitslosenquote (VALQ) berechnet. Die versteckte Arbeitslosenquote misst die zusätzliche Erwerbsquote im Falle einer Wirtschaft mit Vollbeschäftigung:
VALQi (= Versteckte Arbeitslosei/Bevölkerung) ist die versteckte Arbeitslosenquote und BQ* der Hochkonjunkturwert der Beschäftigungsquote. Diese Methode liefert zuverlässige Ergebnisse, weil die starken Schwankungen der Erwerbsquote über einen gewissen Zeitraum erfasst werden. Die Berechnung des BQ* basiert auf Mitchell (1999).
Für die Vollbeschäftigung gilt:
L* ist das Arbeitskräftepotenzial, L sind die aktuellen Erwerbspersonen und VAL sind die versteckten Arbeitslosen. Unter Zuhilfenahme der Definition der versteckte Arbeitslosenquote und Gleichung (2), kann die versteckte Arbeitslosenquote geschrieben werden als:
N* stellt die Vollbeschäftigung und N die aktuelle Beschäftigung dar. Nehmen wir x* als die Arbeitslosenrate bei Vollbeschäftigung:
dann kann mithilfe dieser Definition, Gleichung (3) und Gleichung (4), die Vollbeschäftigung N* geschrieben werden als:
Die Zahl der versteckten Arbeitslosen für die Bevölkerungsgruppe i berechnet man als Produkt der versteckten Arbeitslosenquote und der gesamten Bevölkerung (B):
In diesem Kapitel werden die Regressionsergebnisse im Detail für Österreich (Männer und Frauen), Deutschland, Schweden, Finnland und Großbritannien (UK) gezeigt. Die Regression wird mittels OLS-Methode und mit heteroskedastiekonsistenten (robusten) Standardfehlern geschätzt (White correction). Hinweise auf ein Multikollinearitätsproblem gibt es nicht, da die beiden erklärenden Variablen nur eine sehr schwache Korrelation aufweisen.
Die Ergebnisse für Männer und Frauen in Österreich sind in den Altersgruppen 25 bis 54 und 55 bis 64 signifikant. Für die 15- bis 24-Jährigen sind die Ergebnisse statistisch nicht signifikant. Die mögliche Autokorrelation (hoher Wert der DW-Statistik) bei Männern zwischen 55 und 64 ist auf einen Ausreißer am Anfang der Beobachtungsperiode zurückzuführen. Würde man den Ausreißer (der eventuell mit der Wahl 1999 zusammenhängen könnte) herausnehmen, läge der Wert der DW-Statistik bei 2,06 und wäre somit nicht problematisch. Der β-Koeffizient würde sich nur minimal verändern. Für Deutschland[3] und Schweden erhalten wir ebenso gute Ergebnisse. Die β-Schätzer sind zum Großteil signifikant, lediglich in der alten Generation sind sie es nicht. In Finnland und Großbritannien sind β-Schätzer für alle Altersgruppen signifikant. Auch hier sind die Testergebnisse durchaus zufriedenstellend.
Österreich weist zwar in der Gruppe der Jüngeren die niedrigsten β-Koeffizienten auf. In der Gruppe der 25- bis 54-Jährigen und auch in der Gruppe der 55- bis 64-Jährigen sind diese jedoch um einiges höher als in den Vergleichsländern. Zweimüller (1990) zeigt, dass diese β-Koeffizienten bis 1985 in der Altersgruppe der Jungen am höchsten waren. Offensichtlich hat sich seit damals strukturell einiges in Österreich verändert. Die Frühpensionierungsproblematik scheint also ein eher „modernes“ Phänomen zu sein.
Fußnoten
Fast schon im Wochentakt schlagen bei den Unternehmen neue Regeln auf. Es kann schon längst nicht mehr als EU-Bashing gelten, den Regelungswahn der Brüsseler Schreibtischakrobaten als unmäßig zu kritisieren. Wir werfen einen Blick in die Giftküche der Bürokratie.
Schwerpunkt 1: Mehr Wachstum braucht das Land! Wirtschaftswachstum ist in Österreich zu einem Fremdwort geworden. Nicht nur in der Statistik und in den Prognosen der Institute ist es inzwischen weitgehend der Stagnation gewichen. Auch in den Wahlprogrammen der Parteien kommt es kaum noch vor. Man sollte ja erwarten, dass ein Land, dessen reales Br
Wohnen ist in Österreich nicht teurer als in anderen europäischen Ländern. Die Wohnkostenbelastung liegt unter dem EU-Schnitt. Und doch gibt es Verbesserungsbedarf: Künftige Regierungen sollten den Aufbau von Wohneigentum in der Mitte der Gesellschaft erleichtern, den geförderten Mietmarkt treffsicherer machen und dafür sorgen, dass ausreiche
Der Sozialstaat ist eine Errungenschaft, um die uns viele Menschen auf der Welt beneiden – aber auch eine finanzielle Belastung, die sich immer schwerer stemmen lässt. Die nächste Regierung wird um Sparmaßnahmen nicht herumkommen, wenn das System zukunftsfit bleiben soll. Für die Bürger muss das nicht unbedingt Verschlechterungen mit sich br
Eigentlich wollte die Regierung ja die Staatsschulden senken und die Bürger entlasten. Beides ist leider spektakulär misslungen. In der kommenden Legislaturperiode muss die Politik das Ruder herumreißen und einen Sparkurs einschlagen. Die gute Nachricht: Es gibt ziemlich viele Maßnahmen, die man setzen kann.
Österreich gibt sehr viel Geld für Bildung aus – und bekommt dafür nur mittelmäßige Resultate. In Schulnoten ausgedrückt verdient der Bereich bestenfalls ein „Befriedigend“. Dabei wäre es gar nicht so schwer, Einserschüler zu werden, auf dem Bildungsmarkt gibt es viele gute Ideen. Die nächste Regierung muss das Rad also nicht neu erf
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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