Fast alle Branchen sind von Kurzarbeit betroffen, und auch der eine oder andere Beamte hat nichts mehr zu tun. Trotzdem beziehen Beamte weiterhin ihre vollen Bezüge. Der Staatsdienst gewinnt in Zeiten der Corona-Krise an Attraktivität. Einen schlechteren Stand hat hingegen die jüngere Generation. So war der Anstieg der Arbeitslosigkeit bei Menschen unter 25 doppelt so stark ausgeprägt wie bei den über 50-Jährigen.
Was regional in China begann, hat sich binnen weniger Wochen zur größten globalen Krise seit dem Zweiten Weltkrieg entwickelt. Laut neusten Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird die Weltwirtschaft heuer aufgrund der Corona-Pandemie um drei Prozentpunkte schrumpfen.[1] Selbst das ist allerdings nur eine Momentaufnahme, noch kann niemand sagen, wie tief die Krise letztendlich wirklich gehen wird. Weil auch noch niemand weiß, wie lange sie dauert.
Besonders hart wird es für jene Staaten, deren finanzieller Spielraum bereits in der Vergangenheit aufgebraucht wurde. Auch hierzu zählen Italien, Griechenland, Spanien und Portugal, deren Staatskassen allesamt am Ende des Jahres mit mehr als der Wertschöpfung eines ganzen Jahres in der Kreide stehen. So werden Italiens Schulden aus heutiger Sicht auf über 150 Prozent der Wirtschaftsleistung und jene von Griechenland gar auf rund 200 Prozent des BIPs steigen. Im Durchschnitt der Eurozone werden die Schuldenstände bei 97 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung liegen.
Zur Begrenzung der wirtschaftlichen Folgen der Gesundheitskrise zu begrenzen, wurden massive Rettungspakete geschnürt. Zuletzt lag das von der Regierung kommunizierte Hilfspaket bei 47,4 Milliarden Euro.[4] Hierzu zählen neben den Hilfen für Arbeitnehmer wie dem Kurzarbeitsgeld noch Steuerstundungen sowie Garantien für Überbrückungskredite und Liquiditätszuschüsse. Das Kurzarbeitsgeld ersetzt dabei, gestaffelt nach Einkommenshöhe, bis zu 90 Prozent des Lohnausfalls. Entsprechend bekommt ein Arbeitnehmer in Kurzarbeit zurzeit bis zu 2.520 Euro an Nettogehalt. Wird die Arbeitszeit um das maximale Ausmaß von 90 Prozent reduziert, wird ein solches Arbeitsverhältnis mit über 6.000 Euro pro Monat bezuschusst. Für jene Arbeitnehmer, die ihren Job verloren haben, stehen 55 Prozent vom letzten Nettogehalt oder maximal 1.785 Euro netto bereit. Auch Selbständige konnten bei einem erheblichen Umsatzrückgang Hilfen beantragen, die maximal 90 Prozent oder 2.000 Euro ausmachen dürfen.
Unternehmen hingegen wird bisher hauptsächlich durch Garantien auf aufgenommene Kredite, Liquiditätszuschüsse durch den Staat und die Verlagerung der Steuerschulden in die Zukunft (Stundung) geholfen. Betriebe müssen Kredite aufnehmen, um die durch die staatlichen Maßnahmen anfallenden Verluste abzudecken. Diese Gelder müssen also zurückgezahlt werden. Das schmälert wiederum die zukünftigen Investitionsmöglichkeiten. Unternehmen können aber im Nachhinein die während des Shutdowns angefallenen Fixkosten – wie die Miete – von den an den Staat zurückzuzahlenden Finanzhilfen abziehen. Allerdings nur zu 75 Prozent und auch nur dann, wenn diese binnen drei Monaten 2.000 Euro übersteigen.
Anders als im Rahmen der Krise im Jahr 2009 sind dieses Mal grundsätzlich alle Branchen betroffen. Aber wirklich alle? Eine kleine Gruppe unbeugsamer Staatsdiener leistet erfolgreich Widerstand. Während aufgrund der gesundheitlichen Notsituation und der behördlichen Anordnungen in der Gastronomie und Beherbergung über 60.000 Menschen ihren Arbeitsplatz verloren haben und noch einmal so viele in Kurzarbeit geschickt wurden, kam es in der Gruppe der Staatsbediensteten zu keinen wesentlichen Auswirkungen am Arbeitsmarkt. In Zeiten, in denen die allgemeine Nachfrage um 26 Prozent zurückgegangen ist, ist jene in der öffentlichen Verwaltung sogar leicht gestiegen. Der Staatsdienst gewinnt in Zeiten der Krise an Attraktivität.
Unter den Arbeitnehmern hat es wiederum die Arbeiter besonders hart erwischt. Gegenüber März 2019 ist die Beschäftigung hierzulande insgesamt um rund fünf Prozent zurückgegangen. Bei den Arbeitern lag der Rückgang mit über 13 Prozent jedoch deutlich höher. Eine Ursache dafür sind die kürzeren Kündigungsfristen, die dieses Jahr noch gelten. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass davon auszugehen ist, dass die Zahl der Arbeitslosen unter den Angestellten in den kommenden Monaten voraussichtlich noch deutlich zunehmen wird.
Bisher sind im Anstieg der Arbeitslosigkeit zwischen Mann und Frau nur geringe Unterschiede auszumachen. Der Anstieg lag sowohl bei Männern wie Frauen im April 2020 bei 76 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Unterschiede lassen sich aber je nach Ausbildungsstand festhalten. Im März 2020 stiegen die Arbeitslosenquote gegenüber dem Vormonat insbesondere bei den Geringqualifizierten. So war im März jede Dritte Person arbeitslos, deren höchster Bildungsabschluss die Pflichtschule darstellt; knapp 10 Prozentpunkte mehr als noch im Februar. Akademiker hingegen konnten den geringsten Anstieg verzeichnen.
Auch die Generationenfrage rückt in Zeiten von Corona wieder in den Vordergrund. Auf der einen Seite sind die Pensionisten besonders stark in jener glücklichen Gruppe vertreten, deren Einkommen durch Corona völlig unbeeinflusst bleibt. Auf der anderen Seite sind sie aber gesundheitlich durch den Virus besonders gefährdet. Die Kosten der Krise werden wiederum stark von den Jungen zu schultern sein. Der Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit, also jenen Menschen unter 25 Jahren, war doppelt so stark wie jener der Personen über 50 Jahren. Sind die Jungen nun besonders leidtragend und hangeln sich von einer Krise zur nächsten?
Nicht unbedingt. Zwar zeigt sich, dass die Lohnkurven in Zeiten von Krisen abflachen – je mehr Krisen desto weniger wirtschaftlicher Aufstieg also. Allerdings profitieren die jüngeren Jahrgänge auch stark vom Wirtschaftswachstum der Vorgängergenerationen und arbeiten öfter in Teilzeit. Wird dies berücksichtigt, dann liegen Ihre Einstiegsgehälter in Österreich auf einem Niveau, welches Vorgängergenerationen erst nach mehreren Jahren Erwerbstätigkeit erreicht haben.
Umfragen aus Großbritannien zeigen, dass jüngere und ältere Arbeitnehmer unterschiedlich stark von der Krise am Arbeitsmarkt betroffen sind. So gaben knapp 60 Prozent der 25- bis 34-Jährigen an, mehr von zu Hause zu arbeiten. Mehr als 60 Prozent von ihnen arbeiteten weniger und knapp die Hälfte gab an weniger Einkommen zu haben. Je älter die befragten Arbeitnehmer waren, desto geringer war ihre Betroffenheit in diesen Kategorien.[5] Ähnliche Ergebnisse lassen sich auch in österreichischen Befragungen beobachten.[6] Je höher der Bildungsabschluss, desto eher gibt es ein Arbeiten von zu Hause aus: So lag der Anteil der im Homeoffice bei Arbeitnehmern mit abgeschlossener Pflichtschule bei 13,9 Prozent, mit Lehre bei 26,1 Prozent und mit abgeschlossenem Studium sogar bei 63,4 Prozent. Arbeitnehmer mit maximal Pflichtschulabschluss wurden zudem mehr als doppelt so oft in Kurzarbeit geschickt als jene der höchsten Ausbildungsstufe.
— Liquidität und Eigenkapital stärken. Einige Sektoren sind besonders hart von der Gesundheitskrise und den daraus resultierenden behördlichen Anordnungen getroffen worden. Dies sind auch jene Bereiche, in denen ein erheblicher Anteil des österreichischen Wohlstands generiert wird und viele Arbeitnehmer beschäftigt sind. Um einer Pleitewelle zu entgehen, muss möglichst schnell Liquidität fließen. Zudem ist eine Eigenkapitalstärkung notwendig. So sollten Unternehmen steuerliche Erleichterungen erhalten, um den aufgrund der Corona-Krise verursachten Eigenkapitalverlust wieder auszugleichen. Schließlich entstehen ihnen durch die staatlichen Maßnahmen Verluste, die sie entweder über Eigen- oder Fremdkapital ausgleichen müssen.
— Pensionssystem nachhaltig gestalten. Wenn die Regierung schon zu keiner Pensionsreform bereit ist, sollte die junge Generation bessere Möglichkeiten zur Altersvorsorge vorfinden. Die Kurse an den Aktienmärkten sind stark gesunken, damit ist die Gelegenheit zum Einstieg günstig. In diesem Zusammenhang sollte auch eine Liberalisierung der Anlagevorschriften für Pensionsfonds angedacht werden. Zugleich wäre auch eine Stärkung der betrieblichen und privaten Vorsorge, um langfristig mehr Mittel zu mobilisieren, empfehlenswert. So investiert der größte dänische Pensionsfonds ganz erheblich auch in Private Equity. Das milliardenschwere Portfolio brachte 2018 einen Ertrag von mehreren hundert Millionen Euro.[7]
— Den Investitionsturbo zünden. Investitionen für eine schnelle Rückkehr von Wirtschaft und Arbeitskräften, um den Einkommensknick in den Erwerbskarrieren durch die Krise niedrig zu halten. Investitionen sollten durch bessere Abschreibungsregeln gefördert werden. Wer jetzt noch kann, der sollte günstigere Bedingungen vorfinden, um Investitionen zu tätigen und damit Arbeitsplätze im Land zu sichern und neue zu schaffen. Höhere Abschreibungssätze zu Beginn der Investition (degressive Abschreibung) ermöglichen in den ersten Jahren der Anschaffung eine höhere Abschreibung, die in weiterer Folge absinkt. Investitionen wären in den ersten Jahren steuerlich deutlich bessergestellt. Eine größere Investitionsbereitschaft würde zu einer moderneren Ausstattung österreichischer Unternehmen, zu höherer Produktivität und zu mehr Wohlstand führen.
— Ausbildung für die Arbeit der Zukunft. Das Virus wird den Strukturwandel beschleunigen. Einer der wenigen Gewinner der Krise wird die Digitalisierung sein und in Zukunft eine noch stärkere Rolle als zuvor spielen. Entsprechend müssen wir unsere Kinder für den Arbeitsmarkt der Zukunft (aus)bilden. Denn gerade jene Länder, die über ein hohes digitales Humankapital verfügen, werden aus der Krise noch glimpflich davonkommen. In Zukunft braucht es mehr europäische Player auf dem digitalen Spielfeld – der Grundstein dafür sollte jetzt gelegt werden. Die Lehrpläne sind dahingehend anzupassen, dass Schüler bereits in frühen Jahren jene Fähigkeiten stärken, mit denen der Mensch den Umgang mit der modernen Technik meistert.
Grundverständnisse über die Funktionsweisen von Maschinen und Algorithmen gehören ebenso vermittelt wie der richtige Umgang mit dem Internet als Informationsquelle. Dies ist durch extra dafür ausgelegte Fächer zu erreichen, muss aber auch viel stärker in andere Fächer integriert werden. Die Nutzung von Smartgeräten kann jede Art von Unterricht verbessern. Das Bildungssystem muss sich entsprechend von einem System des Auswendiglernens in Richtung eines Systems entwickeln, in dem ein Kind lernt, wie es sich schnell und einfach neue Fähigkeiten aneignet. Die gewonnenen Freiräume sind dann für die verstärkte Entwicklung der „vier K“ (Kreativität, Kommunikation, Kooperation und kritisches Denken) zu nutzen. Diese Fähigkeiten werden in Zukunft stärker in den Fokus rücken, da sie sich bisher nicht durch einen Computer ersetzen ließen.
Fußnoten
Fast schon im Wochentakt schlagen bei den Unternehmen neue Regeln auf. Es kann schon längst nicht mehr als EU-Bashing gelten, den Regelungswahn der Brüsseler Schreibtischakrobaten als unmäßig zu kritisieren. Wir werfen einen Blick in die Giftküche der Bürokratie.
Schwerpunkt 1: Mehr Wachstum braucht das Land! Wirtschaftswachstum ist in Österreich zu einem Fremdwort geworden. Nicht nur in der Statistik und in den Prognosen der Institute ist es inzwischen weitgehend der Stagnation gewichen. Auch in den Wahlprogrammen der Parteien kommt es kaum noch vor. Man sollte ja erwarten, dass ein Land, dessen reales Br
Wohnen ist in Österreich nicht teurer als in anderen europäischen Ländern. Die Wohnkostenbelastung liegt unter dem EU-Schnitt. Und doch gibt es Verbesserungsbedarf: Künftige Regierungen sollten den Aufbau von Wohneigentum in der Mitte der Gesellschaft erleichtern, den geförderten Mietmarkt treffsicherer machen und dafür sorgen, dass ausreiche
Der Sozialstaat ist eine Errungenschaft, um die uns viele Menschen auf der Welt beneiden – aber auch eine finanzielle Belastung, die sich immer schwerer stemmen lässt. Die nächste Regierung wird um Sparmaßnahmen nicht herumkommen, wenn das System zukunftsfit bleiben soll. Für die Bürger muss das nicht unbedingt Verschlechterungen mit sich br
Eigentlich wollte die Regierung ja die Staatsschulden senken und die Bürger entlasten. Beides ist leider spektakulär misslungen. In der kommenden Legislaturperiode muss die Politik das Ruder herumreißen und einen Sparkurs einschlagen. Die gute Nachricht: Es gibt ziemlich viele Maßnahmen, die man setzen kann.
Österreich gibt sehr viel Geld für Bildung aus – und bekommt dafür nur mittelmäßige Resultate. In Schulnoten ausgedrückt verdient der Bereich bestenfalls ein „Befriedigend“. Dabei wäre es gar nicht so schwer, Einserschüler zu werden, auf dem Bildungsmarkt gibt es viele gute Ideen. Die nächste Regierung muss das Rad also nicht neu erf
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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