Im Juni 2015 lagen die Mindestlöhne für Arbeitnehmer in den Sektoren Bergbau, Herstellung von Waren, Bau, Handel und Information und Kommunikation über den berechneten Wendepunkten. Das bedeutet, dass für eine Erhöhung der Beschäftigung Jüngerer in diesen Sektoren der reale Mindestlohn verringert werden müsste.
In den Sektoren Verkehr und Lagerei sowie Beherbergung und Gastronomie ist hingegen noch Luft nach oben: Um dort die Beschäftigung junger Menschen zwischen 19 und 25 anzuheben, könnte und müsste der Mindestlohn erhöht werden.
Wir nehmen es an dieser Stelle aber gleich vorweg: Der kürzlich gemachte Vorschlag, den Mindestlohn auf 1.700 Euro anzuheben, wird unseren Berechnungen zufolge nicht dazu beitragen, mehr junge Menschen in Jobs zu bringen.
Als Wert für die derzeit in Österreich geltenden Mindestlöhne verwenden wir den gewichteten Durchschnitt der 10 niedrigsten Mindestlöhne, die im Tariflohnindex erfasst werden. Mit dieser Annäherung berechnen wir den optimale Mindestlohn (Wendepunkt) für jeden Sektor – also jenes Lohnniveau, das die Beschäftigungsquote der jüngeren Arbeitnehmer zwischen 19 und 25 maximieren könnte. Die Ergebnisse werden in Abbildung 1 zusammengefasst.
Abbildung 1 zeigt, dass in zwei der untersuchten sieben Sektoren der Mindestlohn erhöht werden könnte und dies zu einer höheren Beschäftigung Jüngerer führen würde. Im Sektor Verkehr und Lagerei wäre eine Erhöhung des Mindestlohns um 27 Euro denkbar, in der Beherbergung und Gastronomie sogar ein Plus von 87 Euro. In allen anderen untersuchten Sektoren wäre hingegen eine Kürzung der Mindestlöhne notwendig, um mehr jungen Menschen zwischen 19 und 25 eine Beschäftigung zu ermöglichen. Wenn sich das Produktivitätsniveau in der nahen Zukunft nicht wesentlich verändert, sollten die Mindestlöhne in diesen Sektoren deshalb vorerst nur an die Inflation angepasst werden. In einigen Sektoren sind die Mindestlöhne deutlich zu hoch: Im Baugewerbe liegen sie rund 153 Euro, im Bereich Information und Kommunikation 129 Euro über dem optimalen Wert.
Das war nicht immer so. In Abbildung 2 und 3 zeigen wir, wie sich die Mindestlöhne in den letzten sechs Jahren entwickelt haben und wie hoch die jeweils optimalen Mindestlöhne gewesen wären.
So war beispielsweise zwischen 2011 und 2013 der Mindestlohn im Bergbau zu niedrig. Eine leichte Anhebung hätte zu diesem Zeitpunkt die Beschäftigung der 19- bis 25-Jährigen erhöhen können. Im Sektor Herstellung von Waren wäre im Jahr 2012 ebenfalls eine Erhöhung des Mindestlohns und somit mehr Beschäftigung junger Menschen möglich gewesen.
Im Bau und im Handel hingegen wurden im gesamten Beobachtungszeitraum zu hohe Mindestlöhne bezahlt. Und nicht nur das – der Abstand zwischen optimalen und tatsächlich bezahlten Mindestlöhnen wird über die Jahre hinweg sogar größer. In den Sektoren Bau und Handel entfernt man sich damit immer weiter von einem realistischen Lohngefüge, das junge Menschen zwischen 19 und 25 in Beschäftigung bringen könnte.
Erfreulich hingegen ist die Entwicklung im Sektor Verkehr und Lagerei. Abbildung 3 zeigt, dass dort die Mindestlöhne und das optimale Lohnniveau seit 2011 annähernd gleichauf liegen und so bereits fast die höchstmögliche Beschäftigung der 19- bis 25-Jährigen erreicht wird. Aktuell liegen die Mindestlöhne wieder knapp unter dem optimalen Wert, eine leichte Erhöhung wäre daher wieder möglich und förderlich.
Im Sektor Information und Kommunikation fiel der Mindestlohn zu Beginn des Beobachtungszeitraums (2009) deutlich zu gering aus. Ab 2010 näherten sich die Löhne an den optimalen Wert an, und im Jahr 2013 trat dann die beste aller Möglichkeiten ein: der Mindestlohn entsprach ziemlich genau dem optimalen Lohnniveau. Seitdem werden jedoch wieder zu hohe Löhne bezahlt. Der Sektor bleibt damit unter seinen Möglichkeiten und könnte aktuell durchaus mehr junge Menschen beschäftigen.
Im Bereich Beherbergung und Gastronomie wurden zunächst zu hohe Löhne bezahlt. Nach 2012 fielen sie dann aber unter das optimale Lohnniveau. Eine Erhöhung zu diesem Zeitpunkt hätte die Beschäftigung erhöhen können; dasselbe gilt auch aktuell.
Die kürzlich vorgeschlagene Erhöhung des Mindestlohns auf 1.700 Euro träfe übrigens gar nicht alle Sektoren: Im Bau und Bergbau liegt der Mindestlohn bereits über dieser Grenze. Unsere Berechnungen zeigen zudem, dass eine Umsetzung dieser Idee mehr Schaden als Nutzen stiften würde: Über alle untersuchten Sektoren hinweg würden bei einem Mindestlohn von 1.700 Euro insgesamt rund 15.900 der 19- bis 25-Jährigen ihren Job verlieren – vor allem im Handel und bei der Herstellung von Waren (siehe Abbildung 4).
Diese deutsche Zusammenfassung basiert auf folgendem ausführlichen Paper, das auf Englisch verfasst wurde:
CHRISTL, M., KÖPPL-TURYNA, M. und KUCSERA, D. (2016): “Effects of collective minimum wages on youth employment in Austria” Empirica. Journal of European Economics (forthcoming)
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