Es ist unbestritten, dass es noch immer einen unbegründbaren Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern am Arbeitsmarkt gibt. Er ist aber deutlich niedriger als oft behauptet wird: Die Diskussion um Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen wird also zumeist anhand falscher Zahlen geführt. Auf diese Weise wird der Eindruck erweckt, Österreich habe ein massives Diskriminierungsproblem – und das ist nicht der Fall. Es gibt weiterhin einen unerklärbaren Lohnunterschied – aber eben nicht in den oft zitierten Ausmaßen.
Die Studie der Agenda Austria zeigt aber auch, dass der tatsächliche Gender Pay Gap kein Mythos ist. Er ist vorhanden, aber in allen Einkommensbereichen, vor allem im untersten, fällt er deutlich niedriger aus als gemeinhin behauptet wird. Dort liegt der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen (mit gleichen Charakteristika) in etwa bei 3,5 Prozent. Im obersten Einkommensdezil erhöht er sich auf etwa elf Prozent. Durch die geltenden Kollektivverträge ist es gerade im unteren Einkommensbereich kaum möglich, Frauen mit derselben Qualifikation im gleichen Berufsbild anders zu entlohnen als Männer. Im oberen Einkommensbereich, wenn das Gehalt zur Verhandlungssache wird, vergrößert sich der Gender Pay Gap. Viele Studien zeigen, dass dies auch mit einem unterschiedlichen Verlauf von Lohnverhandlungen zu tun haben könnte – Frauen verhandeln oft weniger stark, weil sie weniger Risiken eingehen und anders argumentieren als Männer. Möglich wäre aber auch, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechts von Unternehmen nicht schlechter, sondern Männer wegen ihres Geschlechts besser gestellt werden (positive Diskriminierung).
Die Erkenntnisse dieser Arbeit bedeuten nicht, dass die Unterschiede in der Entlohnung von Männern und Frauen nicht weiter verringert werden könnten und auch sollten. Der Umstand, dass der Gender Pay Gap erklärt werden kann, entbindet niemanden von der Verantwortung, sich darum zu bemühen, dass er weiter schrumpft: Arbeitgeber und ihre Führungskräfte sind hier ebenso gefragt wie jene, die die nächsten Generationen ausbilden und in ihrer Berufsorientierung begleiten. Und natürlich sind es vor allen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer selbst. Denn sie
treffen die Entscheidungen: Für oder gegen Bildung, für oder gegen einen bestimmten Beruf, für oder gegen lange Karenzzeiten. Zudem sind es nicht zuletzt die Eltern, die sich von klassischen Berufsbildern für Mädchen und Buben verabschieden und sich mehr an den Wünschen und Talenten ihrer Kinder orientieren sollten.
Frauen haben mittlerweile im Schnitt eine bessere Ausbildung als Männer und arbeiten dennoch häufiger in weniger gut bezahlten Bereichen wie etwa dem Sozialbereich. Männer sind dafür eher in technischen Branchen zu finden, die meist besser entlohnt werden. Ziel muss also sein, Frauen für technische und stärker wertschöpfende Berufe zu interessieren. Auf diesem Gebiet wurde bereits einiges unternommen, es wird allerdings noch dauern, bis sich diese Anstrengungen am gesamten Arbeitsmarkt widerspiegeln.
Ein zweiter wichtiger Punkt ist die Möglichkeit einer qualitativ hochwertigen und zuverlässigen Kinderbetreuung. Empfohlen wird auch, die finanziellen Anreize für die in Österreich sehr langen Karenzzeiten deutlich zu reduzieren. Anders formuliert: Wer bei langen Karenzzeiten bleiben will, darf sich nicht über den Gender Pay Gap beklagen.
Einer der wichtigsten Faktoren bei der Lohnfindung ist die Berufserfahrung. Wenn Frauen wegen langer Kindererziehungszeiten aber über Jahre hinweg auf dem Arbeitsmarkt fehlen, so wirkt sich das auch deutlich nachweisbar auf ihr späteres Gehalt aus. Vor allem am Land braucht es deshalb mehr und bessere Kinderbetreuungsplätze – Österreich hat hier im Vergleich zu anderen Ländern einigen Nachholbedarf. Das ist aber nicht allein ein Auftrag an die Politik, sondern auch ein Hinweis an jene Arbeitgeber, die auf zuverlässige qualifizierte Fachkräfte angewiesen sind.
Nachholbedarf haben wir in Österreich auch bei der gesellschaftlichen Vorstellungen davon, wie die Familienarbeit zwischen den Eltern aufgeteilt werden sollte: In skandinavischen Ländern wie etwa Schweden ist es überhaupt kein Thema, dass Väter über einen längeren Zeitraum in Karenz gehen. Hierzulande ist damit hingegen noch immer sehr viel Unsicherheit verbunden: Nur rund 20 Prozent der Väter in Österreich gehen überhaupt in Karenz. Das ist nicht viel, aber diese Zahl steigt. Dieses Umdenken wird sich langfristig auf eine höhere Entlohnung von Frauen auswirken und sollte deshalb auch weiterhin gefördert werden.
Die ausführlichen Berechnungen für die vorliegende Arbeit finden Sie in der englischen Version:
Christl, M., Köppl-Turyna, M., (2017). Gender wage gap and the role of skills: evidence from PIAAC dataset. Agenda Austria Working Paper No. 5 (Siehe auch https://www.agenda-austria.at/working-papers/)
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