Die Beobachtungen zur Produktivitätsentwicklung sind auch insofern relevant, als die von vielen geforderte Verkürzung der Vollzeit von 40 auf 32 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich einen Produktivitätsschub von zumindest 25 Prozent bräuchte, damit die Lohnstückkosten konstant bleiben können. Das würde den Produktivitätssteigerungen der vergangenen zwanzig Jahre entsprechen, die aber – wie viele zu glauben scheinen – nicht irgendwo herumliegen, sondern sukzessive auch über Lohnerhöhungen bereits weitergegeben wurden. Das Argument, dass man die Arbeitszeitverkürzung der 1970er-Jahre ja auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten durchsetzen konnte, greift zu kurz. Damals bezeichnete man Produktivitätszuwächse in der Industrie von durchschnittlich über vier Prozent pro Jahr (!) schulterzuckend als „zufriedenstellend“.[1]
Brisant ist auch, dass derzeit eine Kombination aus Inflationsanpassung und Arbeitszeitverkürzung gefordert wird. Auf diese Weise würden sich die Arbeitskosten binnen drei Jahren um 50 Prozent erhöhen (vgl. Abb. 6). Es kann ausgeschlossen werden, dass sich das durch Produktivitätssteigerungen auch nur annähernd auffangen lässt. Vor allem, weil wir auch gegenüber anderen Ländern viel produktiver werden müssten, in denen eher nicht über die 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich diskutiert wird.
Doch abseits der öffentlichen Debatte um eine gesetzliche Regelung zur 32-Stunden-Woche ist es in den vergangenen Jahren längst zu einer effektiven Verkürzung der Arbeitszeit gekommen. Im Jahr 2022 gab es trotz Rekordbeschäftigung weniger Vollzeitarbeitskräfte als noch 1995. Und das, obwohl die Bevölkerung seither um 1,2 Millionen Menschen gewachsen ist. Der Zuwachs der Beschäftigung geht exklusiv auf das Konto der Teilzeitjobs (vgl. Abb. 7). Das muss keine schlechte Sache sein, wenn Menschen – vor allem solche mit Betreuungspflichten – aus der Inaktivität zumindest in eine Teilzeitbeschäftigung wechseln. Immer mehr scheint es sich aber um ein flächendeckendes Phänomen zu handeln, an dem auch ehemals Vollzeitbeschäftigte Gefallen zu finden.
Der zunehmende Wunsch nach kürzeren Arbeitszeiten wie auch die gestiegene Frauenerwerbsbeteiligung – die erfreulich ist, aber oft unfreiwillig Teilzeitarbeit bedeutet – haben zu einer Reduktion der tatsächlich gearbeiteten Stunden pro Jahr und Erwerbstätigen geführt. Besonders groß ist der Rückgang in Deutschland, aber auch in Österreich ist die Entwicklung drastischer als beispielsweise in den USA (vgl. Abb. 8).
Und so kommt es, dass Österreich bei der tatsächlich geleisteten Wochenarbeitszeit im EU-Vergleich schon heute eher am südlichen Ende zu suchen ist (vgl. Abb. 9). Nur in Dänemark und den Niederlanden, die eine noch höhere Teilzeitquote haben, wird pro Jahr und Kopf noch weniger gearbeitet als in Österreich. Am fleißigsten ist man übrigens in Griechenland. Die Normarbeitszeit hierzulande noch weiter zu reduzieren, ist angesichts des ohnehin schon grassierenden Arbeitskräftemangels also keine sinnvolle Maßnahme. Sollte so etwas auch noch per Gesetz für alle Branchen und bei gleichem Lohn angestrebt werden, dann wird das unsere Wettbewerbssituation weiter verschlechtern.
Fast schon im Wochentakt schlagen bei den Unternehmen neue Regeln auf. Es kann schon längst nicht mehr als EU-Bashing gelten, den Regelungswahn der Brüsseler Schreibtischakrobaten als unmäßig zu kritisieren. Wir werfen einen Blick in die Giftküche der Bürokratie.
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Wohnen ist in Österreich nicht teurer als in anderen europäischen Ländern. Die Wohnkostenbelastung liegt unter dem EU-Schnitt. Und doch gibt es Verbesserungsbedarf: Künftige Regierungen sollten den Aufbau von Wohneigentum in der Mitte der Gesellschaft erleichtern, den geförderten Mietmarkt treffsicherer machen und dafür sorgen, dass ausreiche
Der Sozialstaat ist eine Errungenschaft, um die uns viele Menschen auf der Welt beneiden – aber auch eine finanzielle Belastung, die sich immer schwerer stemmen lässt. Die nächste Regierung wird um Sparmaßnahmen nicht herumkommen, wenn das System zukunftsfit bleiben soll. Für die Bürger muss das nicht unbedingt Verschlechterungen mit sich br
Eigentlich wollte die Regierung ja die Staatsschulden senken und die Bürger entlasten. Beides ist leider spektakulär misslungen. In der kommenden Legislaturperiode muss die Politik das Ruder herumreißen und einen Sparkurs einschlagen. Die gute Nachricht: Es gibt ziemlich viele Maßnahmen, die man setzen kann.
Österreich gibt sehr viel Geld für Bildung aus – und bekommt dafür nur mittelmäßige Resultate. In Schulnoten ausgedrückt verdient der Bereich bestenfalls ein „Befriedigend“. Dabei wäre es gar nicht so schwer, Einserschüler zu werden, auf dem Bildungsmarkt gibt es viele gute Ideen. Die nächste Regierung muss das Rad also nicht neu erf
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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