Die ursprüngliche Liste des ”trend” basiert auf einer eher unpräzisen Schätzung des Vermögens, was die Autoren in der deutschsprachigen Version der Studie verschweigen. In der englischen Version erwähnen sie es deutlich:
„External data such as rich lists provided by popular magazines are often not available and entail unresolved concerns about data quality“[1]
Darüber hinaus ist festzustellen: In der englischsprachigen Version, die in der ”Review of Income and Wealth” publiziert wurde, wurde die recht unpräzise ”trend”-Liste erst gar nicht verwendet – offenbar im Hinblick auf ihre zweifelhafte Qualität. In der deutschen Version waren die Autoren weniger zurückhaltend.
Die Liste des ”trend” diente in der englischen Version nur zur Kontrolle, ob die künstlich generierten Werte jenen der Liste entsprechen – und das tun sie nur bedingt: Die Autoren zeigen, dass ihre Schätzung um 12% bis 13% über den Werten im ”trend” liegt.
Die Ergänzung durch die ”trend”-Liste in der deutschen Version ist jedoch von kritischer Bedeutung für die Vermögensschätzungen, vor allem am oberen Rand der Verteilung.
Es bleibt in der deutschen Studie unklar, ob bei den geschätzten Vermögen schlussendlich die ursprüngliche ”trend”-Liste oder die um 13% überschätzten Werte Verwendung finden.
Die Annahme einer höheren Antwortverweigerung (non-response) in reicheren Haushalten ist wissenschaftlich nicht wirklich belegt. Die OeNB zeigt in den Unterlagen zur HFCS-Erhebung[2], dass die höchsten Antwortraten unter Familien mit Einfamilienhäusern sowie aus besseren Wohngegenden (Kriterium: wo es keine Graffiti gibt) im Vergleich zu Wohnblöcken oder Gebäuden mit Graffiti liegt. Auch unterscheidet sich statistisch die Antwortrate nach Gebäudebauweise nicht, also zwischen Haushalten, die in hochwertigen oder sehr einfachen Gebäuden wohnen.
Einerseits argumentiert die von der AK finanzierte Studie in der Einleitung, dass es für die wissenschaftliche und politische Diskussion von besonderer Bedeutung ist, eine möglichst genaue Datenbasis zu haben. Das sei beispielsweise in ”Hinsicht auf pragmatische Fragen nach den sozialen Folgen der Vermögensungleichheit oder möglichen Steueraufkommen”. An weniger prominenter Stelle, in einer Anmerkung auf Seite 37, heißt es jedoch, dass die Art des verwendeten Schätzverfahrens nicht für weitere Berechnungen und damit auch Schlussfolgerungen geeignet ist. Zu solchen Berechnungen würde auch jene zählen, welche die Einnahmen aus einer möglichen Erbschafts- oder Vermögensteuer kalkuliert.
”Anmerkung: Eine Besonderheit von imputierten Datensätzen ist, dass die daraus gewonnenen Resultate immer nur Durchschnittswerte über alle Imputationen sein können. Nach Rubin und Little (2002) können solche Ergebnisse deshalb nicht als Grundlage für weitere Berechnungen verwendet werden. Weiters ist bei dieser detaillierten Darstellung Vorsicht geboten, weil die Basis für jedes Perzentil nur jeweils eine kleine Menge von Beobachtungen bildet und die Standardfehler daher hoch sind.”[3]
Eine Sensibilitätsanalyse, d.h. ein Vergleich der Schätzungen je nach den Annahmen hinter dem Modell, zeigt ebenso, warum Werte wie jene aus der Studie nur bedingt für weitere Berechnungen anwendbar sind. So schätzen die Autoren das Gesamtvermögen der Österreicher auf ca. 1.163 bis 1.597 Mrd. Euro. Dies zeigt, dass die Annahmen eine starke Wirkung auf das Gesamtvermögen haben und eine große Spanne aufweisen. Auch die Vermögenskonzentration, also die Summe des Vermögens in den Händen des reichsten Prozents an Personen, liegt laut Schätzungen daher zwischen 387 und 633 Mrd. Euro (letztere Zahlen aus der englischsprachigen Publikation). Auch hier gibt es eine große Bandbreite.
Darüber hinaus ist die Feststellung, „Besondere Bedeutung gewinnt diese Fragestellung vor dem Hintergrund sukzessiver steigender Ungleichheit im Bereich der Vermögen und Einkommen und ihren sozialen Folgen, wobei die jün- gere Forschung vor allem die negativen Effekte zunehmender Ungleichverteilung von Vermögenswerten betont (siehe Guttmann/Plihon 2010, Stiglitz 2012, Piketty 2014)“ in der Studie weder auf Österreich bezogen noch herrscht hierüber ein wissenschaftlicher Konsens. Über die Studie hinweg werden Erkenntnisse aus Einkommens- und Vermögensverteilung mehrmals vermischt.
So bezieht sich beispielsweise das Zitat des IWF auf Seite 1 der Studie eindeutig auf Einkommen und nicht auf Vermögen, wie es die Autoren suggerieren.
Fußnoten
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Wohnen ist in Österreich nicht teurer als in anderen europäischen Ländern. Die Wohnkostenbelastung liegt unter dem EU-Schnitt. Und doch gibt es Verbesserungsbedarf: Künftige Regierungen sollten den Aufbau von Wohneigentum in der Mitte der Gesellschaft erleichtern, den geförderten Mietmarkt treffsicherer machen und dafür sorgen, dass ausreiche
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Eigentlich wollte die Regierung ja die Staatsschulden senken und die Bürger entlasten. Beides ist leider spektakulär misslungen. In der kommenden Legislaturperiode muss die Politik das Ruder herumreißen und einen Sparkurs einschlagen. Die gute Nachricht: Es gibt ziemlich viele Maßnahmen, die man setzen kann.
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Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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