Ein Think tank für Österreich

Beliebte wirtschaftspolitische Mythen im Stresstest

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M. K. Wien

Was in vielen westlichen Staaten Normalfall, ja Voraussetzung für Glaubwürdigkeit ist, das kommt in Österreich fast einer Revolution gleich: ein von Financiers und/bzw. Interessenvertretungen völlig unabhängiger Think tank. Deshalb hat sich die in statu nascendi befindliche Agenda Austria auch die Avenir Suisse zum Vorbild genommen, hat das Modell unter tätiger Mithilfe von Avenir-Direktor Gerhard Schwarz quasi „austrifiziert“. Wie das Vorbild ist die Agenda Austria konsequent marktwirtschaftlich orientiert, will mit Studien, Analysen und Denkanstößen Wege aufzeigen, wie der Wohlstand des Landes mit einfachen Korrekturen abgesichert und das Streben der Individuen nach individuellem Glück gefördert werden kann.

Schwierigere Ausgangsposition

Allerdings sind sich die Initiatoren der Agenda Austria darüber im Klaren, dass die Ausgangsposition schwieriger ist als in der Schweiz. Was bei der Positionierung beginnt; sich in Österreich als „liberaler“ Think tank zu bezeichnen, ist nämlich doppelt gefährlich: Entweder werden – im politischen Sinn – aufgrund der herkömmlichen „Lautverschiebung“ linksliberale Erwartungen geweckt, oder es würde in der weitverbreiteten wirtschaftlichen (Fehl-)Interpretation die Agenda Austria als Ausläufer des Manchester-Liberalismus gedeutet. In Österreich stehen fast alle wesentlichen Institute in Abhängigkeit entweder von Sozialpartnern oder von parteinahen Organisationen. Weshalb sich zu viele Studien und Analysen so lesen, als ob sie mit der Sozialpartner-Schere im Kopf verfasst worden wären.

Neue Denkfabrik

Die neue Denkfabrik wird ausschließlich von Unternehmen und Privatpersonen finanziert, die Financiers haben keinerlei Einfluss auf Studien und Publikationen. Die wissenschaftliche Qualifikation wird von einem Beirat überwacht, der vom renommierten deutschen Ökonomen Karl-Heinz Paqué geführt wird.

Die operative Leitung der Agenda Austria wird in Händen von Franz Schellhorn liegen, dem langjährigen Chef der Wirtschaftsredaktion und stellvertretenden Chefredakteur der Tageszeitung Die Presse. Schellhorn zählt zu den wenigen Publizisten im Lande, die konsequent die Folgen der schleichenden Verstaatlichung und des Zusammenspiels von Parteien und ständestaatlich organisierten Kammern aufzeigen, die das Leben der Österreicher vom Kindergarten bis zur Frühpension vorrangig zur Sicherung des eigenen Machterhaltes lenken (wollen).

„Im Sozialismus sind Regimekritiker eingesperrt worden, im Kapitalismus lehren sie an der Uni.”

Harald Martenstein, Tagesspiegel, 26. April 2009

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