“Gierflation”? Die Gier mag real sein – aber schuld an der Inflation ist sie nicht.

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Wie passt nun „sellers’ inflation“ in das ökonomische Konzept?

So weit also die gängige Erklärung: Der Preis bringt Angebot und Nachfrage ins Gleichgewicht; wenn die Nachfrage steigt oder das Angebot zurückgeht, erhöhen sich die Preise.

Abbildung 2: Hilfsmaßnahmen stützen den privaten Konsum

Aber fliegen die höheren Preise etwa von allein in die Auslagen? Nein. Die unsichtbare Hand des Marktes greift nicht selbst zum Etikettiergerät. Hinter den beschriebenen Effekten stecken im Einzelnen immer Unternehmensentscheidungen. Sie antworten mit höheren Preisen auf ein gesunkenes Angebot bei gleichbleibender Nachfrage. Dass der Staat durch zahlreiche Hilfsmaßnahmen und eine expansive EZB-Geldpolitik die Nachfrage angetrieben hat, sorgte dabei noch für zusätzlichen Preisdruck. Auch dass derzeit viele den in Corona-Zeiten entgangenen Konsum nachholen wollen – was man auch an den vollen Flughäfen sehen kann –, ist nicht gerade hilfreich.

Nun mag es vielen nicht gefallen, dass Unternehmen bei großer Nachfrage und begrenztem Angebot die Preise erhöhen. Doch das gehört zum Wesen unseres marktwirtschaftlichen Systems und ist sehr nützlich

Seller’s inflation liefert Erzählungen über ebendiese Unternehmensentscheidungen. Der Begriff beschreibt, wie Unternehmen während und nach Corona plötzlich veränderte Wettbewerbsbedingungen vorfanden, weil die Produkte ihrer Konkurrenten im Hafen von Shanghai feststeckten. Oder wie Unternehmen in Branchen, in denen Preise sehr langfristig fixiert werden, aus Unsicherheit über die nahe Zukunft die Preise sicherheitshalber stärker erhöhten. Die Unternehmen sind freilich immer noch sogenannte Preisnehmer; sie schreiben also keine Wunschpreise in ihre Werbeprospekte, sondern die Marktsituation diktiert ihnen, welche Preise möglich sind. Aber in der aktuellen Lage erlaubt der Markt eben manchen Unternehmen, höhere Preise zu verlangen. Dass Effekte einiger weniger Unternehmen allerdings auf der Makroebene zu einer Inflation dieses Ausmaßes bzw. überhaupt zu messbaren Effekten auf der Makroebene führen sollen, scheint mehr als fraglich. Dass Anbieter die Preise anheben, ist das Symptom von Inflation, nicht der Auslöser!

Nun mag es vielen nicht gefallen, dass Unternehmen bei großer Nachfrage und begrenztem Angebot die Preise erhöhen. Doch das gehört zum Wesen unseres marktwirtschaftlichen Systems und ist sehr nützlich: Preise drücken Knappheiten aus. Solange noch jemand eine Ware zu einem bestimmten Preis kaufen möchte, wird auch dieser Preis verlangt werden und nicht weniger. Hohe Gewinnaufschläge motivieren andere Hersteller, in den Markt einzusteigen und selbst zu etwas niedrigeren Preisen anzubieten. Dadurch wird das Angebot ausgeweitet und die Nachfrage kann wieder bedient werden. Bis dahin leiten die hohen Preise die knappen Güter dorthin, wo sie am dringendsten gebraucht werden und wo daher die höchste Zahlungsbereitschaft besteht. Diese Funktion eines Marktes kann für Einzelne bittere Konsequenzen haben, muss aber sein, damit die Preise irgendwann wieder sinken können. Freilich darf diese Preissetzung durch den Markt nicht dazu führen, dass sich Menschen lebenswichtige Dinge nicht mehr leisten können. Deshalb kann es notwendig sein, Bedürftige zu unterstützen. Das ist in Österreich umfangreich passiert. Allerdings wurden nicht nur die Bedürftigen mit Hilfsgeldern ausgestattet, sondern alle.

 

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