“Gierflation”? Die Gier mag real sein – aber schuld an der Inflation ist sie nicht.

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Handlungsempfehlungen

Unterm Strich bleibt damit von der Gierflationsthese wenig übrig. Die vermeintlichen Belege dafür sind nicht viel mehr als rechnerische Artefakte, die der ursprünglichen Annahme bei genauerer Betrachtung sogar für einzelne Länder eher widersprechen. Erste Analysen von Unternehmensdaten sprechen ebenfalls mehrheitlich nicht für eine Gierflation. Inflation ist immer und überall ein monetäres Phänomen, wie schon Milton Friedman wusste.[1] Entsprechend müssen wir sie auch mit geldpolitischen Maßnahmen bekämpfen:

  • Leitzins weiter erhöhen: Eine Leitzinserhöhung ist das klassische geldpolitische Instrument, um eine hohe Inflation wieder in den Griff zu bekommen. Durch eine Zinserhöhung werden Kreditaufnahmen für Unternehmen unattraktiv und diese investieren weniger. Das Wirtschaftsleben kühlt etwas ab, die Unternehmen erhöhen ihre Preise nicht so schnell. Das senkt die Inflation. Ein glaubwürdiges Vorgehen der EZB, das das klare Signal einer Rückführung der Inflationsrate beinhaltet und keine Zweifel daran aufkommen lässt, kann auch die Inflationserwartungen reduzieren, womit sich die Teuerung in einem absehbaren Zeitraum wieder in den Griff bekommen lässt.
  • Gezielte Hilfe statt Gießkanne: Es ist wichtig, ärmere Bevölkerungsschichten angesichts der hohen Inflationsraten nicht im Regen stehen zu lassen. Der österreichische Staat reagierte allerdings mit sehr breitflächigen Hilfsprogrammen, die allein im Jahr 2022 ca. 6,8 Milliarden Euro gekostet haben.[2] Die jeweilige Bedürftigkeit spielte bei den Förderungen fast keine Rolle. Das verschlingt nicht nur sehr viel Geld, es heizt auch die Inflation weiter an. Bestes Beispiel ist der Anti-Teuerungs- und Klimabonus in Höhe von 500 Euro, den jeder Erwachsene in Österreich bekam. Im Fachjargon bezeichnet man so etwas als Helikoptergeld. Richtig wäre es, nur die ärmsten Haushalte und diese ganz gezielt zu unterstützen. Damit hielte sich die Belastung für den Staatshaushalt in Grenzen und die Inflation würde nicht stärker angeheizt als unbedingt notwendig. Dazu kommt: Mit den steigenden Zinsen wird die Neuverschuldung immer teurer, weshalb der Bund noch genauer auf jeden ausgegebenen Euro schauen muss.
  • Ausgabenrausch in den Griff bekommen: Der Staat hat mit seinen massiven Ausgabensteigerungen in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, die Inflation anzuheizen. Die Ausgabenquote betrug 2022 exakt 52,7 Prozent in Relation zum BIP – vier Prozentpunkte mehr als noch im Jahr 2019. Eine Ausgabenbremse kann dabei helfen, dieses Problem in den Griff zu bekommen. Ein Vorbild ist Schweden: Dort gibt es für den Bund und das Pensionssystem ein Überschussziel von einem Drittel Prozent in Relation zum BIP. Ein weiteres Vorbild ist die Schweiz, deren Bevölkerung sich 2001 mit einer überwältigenden Mehrheit von 85 Prozent für die Einführung einer Ausgabenbremse entschieden hat. Der Mechanismus ist denkbar einfach: Die Ausgaben dürfen die prognostizierten Einnahmen nicht überschreiten. Dabei werden die erwarteten Einnahmen um konjunkturelle Schwankungen bereinigt. In Zeiten wirtschaftlicher Hochphasen darf weniger ausgegeben werden, in Krisenzeiten ist die Politik aufgefordert, aktiv gegenzusteuern und mehr Geld auszugeben. Einzige Bedingung: Die Mehrausgaben müssen innerhalb einer festgelegten Frist von sechs Jahren wieder hereingespielt werden. Im Falle der auch in der Schweiz hohen Corona-Ausgaben wurde diese Frist auf 30 Jahre gestreckt.

Fußnoten

  1. Friedman (1963).
  2. Fiskalrat (2022).
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