Kammerstaat, Bürokratie und Gewerbeordnung: Wer in Österreich unternehmerisch tätig werden will, stößt schnell auf Hindernisse.
Österreichs Freiheit wird allerdings nicht nur von ihrer Regierung, sondern auch von der „Schattenregierung“ eingeschränkt. Wirtschafts- und Arbeiterkammer stellen wichtige politische Player dar. Dass Konflikte nicht auf der Straße, sondern zwischen den Sozialpartnern ausgetragen werden, ist ein Erfolg. Mittlerweile stellt sich aber die Frage, ob die wachsenden Interessenvertretungen die Freiheit nicht doch weiter einschränken. Denn die Mitgliedschaft ist bei beiden Kammern nicht freiwillig. Zusätzlich gibt es keine Verpflichtung, die Verwendung der Mitgliedsbeiträge transparent darzulegen, sondern es bedarf mühsamer parlamentarischer Anfragen. Die Erträge durch die Pflichtbeiträge sind hingegen beachtlich: 2018 lagen die der Wirtschaftskammer bei rund 600 Millionen Euro und jene der Arbeiterkammer bei rund 500 Millionen. Bei der Wirtschaftskammer kommen noch zusätzliche Erträge durch Beratungsleistungen hinzu, was ihr Budget auf über eine Milliarde Euro ansteigen lässt. Die Wirtschaftskammer beschäftigte knapp 5.100 Personen (Stand 2020), die Arbeiterkammer rund 2.900 (Stand 2018).[1]
Die österreichische Gewerbeordnung wurde im Jahr 1859 eingeführt mit dem Ziel, „die gewerbliche Betriebsamkeit in unserem Reiche gleichmäßig zu regeln und möglichst zu erleichtern“. Inwieweit diese Betriebsamkeit allerdings heute durch die Gewerbeordnung erleichtert wird, ist fraglich. Rund 80 Gewerbe sind streng reglementiert, weitere sogenannte „freie Gewerbe“ sind genau beschrieben. Die Argumentation, dass diese strenge Regulierung dem Konsumentenschutz geschuldet ist, gilt nicht. Denn der Befähigungsnachweis ist nur vom Gewerbeinhaber oder dem Geschäftsführer zu erbringen – die Mitarbeiter, die tatsächlich mit dem Kunden arbeiten, benötigen diesen nicht.
Hinzu kommt, dass es in Österreich weitaus mehr Gewerbescheine als Gewerbeberechtigte gibt. Denn oft benötigt ein Gewerbeberechtigter mehrere Gewerbescheine. So sind Bäckereien und Konditoreien zwei Gewerbe, für die zwei separate Gewerbescheine notwendig sind. Das führt nicht nur zu mehr Bürokratie, sondern auch zu einem Interessenkonflikt: Die Wirtschaftskammer ist somit daran interessiert, die Gewerbeordnung in der derzeitigen Fassung aufrechtzuerhalten oder sogar zu erweitern. Denn jeder Gewerbeschein bringt einen weiteren Pflichtbeitrag und somit höhere Erträge für die Interessenvertretung. Eine zu strenge Gewerbeordnung bedeutet allerdings weniger unternehmerische Dynamik. Die Liberalisierung der deutschen Gewerbeordnung führte zu mehr Betrieben im nun deregulierten Bereich. Und unternehmerische Dynamik ist essenziell für ökonomische Freiheit.[2]
Nur in sieben anderen EU-Ländern sind die Ladenöffnungszeiten derart stark beschränkt wie in Österreich. Betrieben gesetzlich vorzuschreiben, wann sie ihre Produkte und Dienstleistungen anbieten dürfen, ist ein klarer Einschnitt in die Freiheit. Dabei würde eine Liberalisierung, wie sie bereits in Deutschland erfolgt ist, vermutlich auch hierzulande zu positiven Beschäftigungseffekten führen.
Fußnoten
Fast schon im Wochentakt schlagen bei den Unternehmen neue Regeln auf. Es kann schon längst nicht mehr als EU-Bashing gelten, den Regelungswahn der Brüsseler Schreibtischakrobaten als unmäßig zu kritisieren. Wir werfen einen Blick in die Giftküche der Bürokratie.
Schwerpunkt 1: Mehr Wachstum braucht das Land! Wirtschaftswachstum ist in Österreich zu einem Fremdwort geworden. Nicht nur in der Statistik und in den Prognosen der Institute ist es inzwischen weitgehend der Stagnation gewichen. Auch in den Wahlprogrammen der Parteien kommt es kaum noch vor. Man sollte ja erwarten, dass ein Land, dessen reales Br
Wohnen ist in Österreich nicht teurer als in anderen europäischen Ländern. Die Wohnkostenbelastung liegt unter dem EU-Schnitt. Und doch gibt es Verbesserungsbedarf: Künftige Regierungen sollten den Aufbau von Wohneigentum in der Mitte der Gesellschaft erleichtern, den geförderten Mietmarkt treffsicherer machen und dafür sorgen, dass ausreiche
Der Sozialstaat ist eine Errungenschaft, um die uns viele Menschen auf der Welt beneiden – aber auch eine finanzielle Belastung, die sich immer schwerer stemmen lässt. Die nächste Regierung wird um Sparmaßnahmen nicht herumkommen, wenn das System zukunftsfit bleiben soll. Für die Bürger muss das nicht unbedingt Verschlechterungen mit sich br
Eigentlich wollte die Regierung ja die Staatsschulden senken und die Bürger entlasten. Beides ist leider spektakulär misslungen. In der kommenden Legislaturperiode muss die Politik das Ruder herumreißen und einen Sparkurs einschlagen. Die gute Nachricht: Es gibt ziemlich viele Maßnahmen, die man setzen kann.
Österreich gibt sehr viel Geld für Bildung aus – und bekommt dafür nur mittelmäßige Resultate. In Schulnoten ausgedrückt verdient der Bereich bestenfalls ein „Befriedigend“. Dabei wäre es gar nicht so schwer, Einserschüler zu werden, auf dem Bildungsmarkt gibt es viele gute Ideen. Die nächste Regierung muss das Rad also nicht neu erf
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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