Innenpolitik

Ein Klimabonus für die Österreicher

Download PDF

Klimapolitik in der Schweiz

In der Schweiz bildet die Bepreisung von CO2 den Grundpfeiler der Klimapolitik.

Die Schweiz hat im Jahr 1999 ein CO2-Gesetz für die Umsetzung der Klimaziele beschlossen.[1] Die Bepreisung von CO2 bildet dabei den Grundpfeiler der Klimapolitik. Zum einen gibt es seit 2008 eine Lenkungsabgabe in der Höhe von rund 87 Euro pro Tonne CO2. Diese Abgabe muss sowohl von Unternehmen als auch von Haushalten bezahlt werden, je nachdem, wo das CO2 anfällt.[2] Zusätzlich wurde im Jahr 2013 ein Emissionshandelssystem eingeführt, das 13 Prozent der gesamten Schweizer Emissionen umfasst.[3] Im Jahr 2020 wurde das Handelssystem mit jenem der EU verknüpft. Das bedeutet, dass in der Schweiz und der EU die jeweiligen Emissionszertifikate wechselseitig anerkannt werden. Die Erweiterung des Emissionshandels bedeutet insbesondere für Schweizer Unternehmen mehr Flexibilität und Zugang zu einem liquiden und größeren Zertifikatemarkt.[4]

Die Einnahmen aus der CO2-Abgabe werden überwiegend rückverteilt. So gehen zwei Drittel an die Bevölkerung und die Wirtschaft zurück. Alle in der Schweiz wohnhaften Personen bekommen, ungeachtet ihres Verbrauchs, einen Pauschalbetrag über die Krankenversicherung rückerstattet. Jene Einnahmen, die von der Wirtschaft entrichtet wurden, kommen allen Arbeitgebern proportional zu den gezahlten Pensionsbeiträgen (Beiträge zur Alters- und Hinterlassenenversicherung) zugute. Das restliche Drittel der Einnahmen aus der CO2-Abgabe (max. 410 Millionen Euro) wird in ein Programm zur energetischen Sanierung von Gebäuden und erneuerbaren Heizenergien investiert. Weitere 23 Millionen Euro werden einem Technologiefonds zugeführt. Dieser Technologiefonds unterstützt innovative, grü­ne Unternehmen.[5]

Alternative Verwendung der Gelder

Die Alternative zur Rückerstattung durch Pauschalbeiträge wäre eine Senkung der Einkommensteuer.

Die optimale Mittelverwendung im Zuge der Einführung eines CO2-Preises hängt von den Zielsetzungen ab.[6] Die konkrete Alternative zur Rückerstattung durch Pauschalbeiträge wäre eine Senkung der Einkommensteuer im Zuge einer Steuerreform. Das hätte den Vorteil, dass verzerrende Steuern und Abgaben reduziert werden könnten. Eine hohe Besteuerung von Arbeit setzt geringe Anreize, erwerbstätig zu werden. Auf der einen Seite muss der Arbeitgeber hohe Arbeitskosten zahlen, auf der anderen Seite erhält der Arbeitnehmer nur einen vergleichsweise geringen Teil dieses Geldes auf sein Konto. Eine Steuersenkung würde sich somit positiv auf den Arbeitsmarkt auswirken. Zusätzliche Beschäftigung würde das Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit im Land stärken. So ließen sich nicht nur Emissionen einsparen, sondern auch die Wirtschaft ankurbeln. Fraglich ist allerdings, ob eine solche Reform hierzulande ihre Wirkung entfalten kann. Eine Verknüpfung mit anderen Steuern macht das System komplex und unübersichtlich. Damit sinkt die Transparenz und es steigt die Gefahr, dass das Geld versickert.

Eine einmalige Steuersenkung, finanziert über die Einnahmen aus einem CO2-Preis, würde ohne weitere Anpassungen zu einer steigenden Abgabenbelastung führen. Um dem entgegenzuwirken, müsste zudem die kalte Progression abgeschafft werden, um wirklich zu einer nachhaltigen Steuerreform zu gelangen. Ein Unterfangen, welches zwar oft verkündet und versprochen, aber noch nie in Österreich umgesetzt wurde. Umfragen zeigen zudem, dass die Entlastung über reduzierte Steuern das geringste Verständnis in der Bevölkerung hervorruft.[7]

Statt einer Rückvergütung könnten die Gelder auch investiert werden, um den Klimawandel zu bekämpfen.

Statt einer Rückvergütung könnten die Gelder auch investiert werden, um den Klimawandel zu bekämpfen. Zusätzliche Forschungsgelder fördern eine schnellere Entwicklung von Technologien und damit eine schnellere Adaption alternativer Antriebssysteme oder einen effizienteren Verbrauch. Auch Investitionen in die Infrastruktur könnten damit finanziert werden und den Umstieg der Bürger und Unternehmen auf klimafreundlichere Technologien unterstützen. Dadurch würde aber insgesamt die Belastung der Bürger steigen und negative Auswirkungen auf Arbeitsmarkt und Wirtschaft wären zu befürchten.

Eine direkte Rückerstattung der Einnahmen an Bevölkerung und Wirtschaft würde hingegen die Akzeptanz des Kampfes gegen den Klimawandel stärken. Durch diese Verteilung der Pauschalbeträge könnten sowohl Vorteile für die Bevölkerung als auch eine geringere Belastung der Wirtschaft erreicht werden – bei gleichzeitiger Lenkungswirkung im Sinne des Klimaschutzes. Der Klimabonus ist eine Win-win-win-Lösung für Klima, Wirtschaft und Bevölkerung.


Fußnoten

  1. Vgl. Bundesamt für Umwelt (2020a).
  2. Vgl. Bundesamt für Umwelt (2020b).
  3. Vgl. Hintermann & Zarkovic (2020).
  4. Vgl. Bundesamt für Umwelt (2020c).
  5. Vgl. Bundesamt für Umwelt (2020d).
  6. Vgl. Klenert et al. (2017).
  7. Vgl. Carattini et al. (2018).
"Grafik der Woche" abonnieren

Jetzt anmelden und jeden Montag die beliebte Grafik der Woche mit erhellenden Daten, Fakten und aktuellen Analysen aus Wirtschaft und Politik erhalten.

Immer up-to-date

GRAFIK DER WOCHE & NEWSLETTER

Wissen was passiert: Unsere "Grafik der Woche" bekommen Sie pünktlich jeden Montag, außerdem informieren wir Sie über aktuelle Events, Vorträge, Themen in unserem Umfeld.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Google reCAPTCHA. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen '
'

Mit dem Absenden des Formulars nehmen Sie die Datenschutzerklärung zur Kenntnis. Datenschutzhinweise und Cookiebestimmungen

NEWSLETTER
Vielen Dank für Ihre Anmeldung! Sie erhalten nun eine Bestätigungs-E-Mail (bitte prüfen Sie auch Ihren Spam-Ordner) mit einem Link zur Bestätigung der Anmeldung.
Sollte sich Ihre E-Mail-Adresse bereits in unserem System befinden, erhalten Sie stattdessen eine E-Mail mit einem Link um Ihre Einstellungen anzupassen.

Immer up-to-date

ANMELDUNG ZU VERANSTALTUNGEN

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Google reCAPTCHA. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen '
'

Mit dem Absenden des Formulars nimmst Du die Datenschutzerklärung zur Kenntnis. Datenschutzhinweise und Cookiebestimmungen

ANMELDUNG ZU VERANSTALTUNGEN
Vielen Dank für Deine Anmeldung! Du erhältst nun eine Bestätigungs-E-Mail (bitte prüfen auch Deinen Spam-Ordner) mit einem Link zur Bestätigung der Anmeldung.
Sollte sich Deine E-Mail-Adresse bereits in unserem System befinden, erhältst Du stattdessen eine E-Mail mit einem Link um Deine Einstellungen anzupassen.

Immer up-to-date

Jetzt zum Newsletter anmelden
und ein kostenloses Exemplar der Grafiksammlung erhalten!

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Google reCAPTCHA. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen '
'

Mit dem Absenden des Formulars nehmen Sie die Datenschutzerklärung zur Kenntnis. Datenschutzhinweise und Cookiebestimmungen

NEWSLETTER
Vielen Dank für Ihre Anmeldung! Sie erhalten nun eine Bestätigungs-E-Mail (bitte prüfen Sie auch Ihren Spam-Ordner) mit einem Link zur Bestätigung der Anmeldung.
Sollte sich Ihre E-Mail-Adresse bereits in unserem System befinden, erhalten Sie stattdessen eine E-Mail mit einem Link um Ihre Einstellungen anzupassen.

Agenda Austria – der erste unabhängige Thinktank Österreichs.

Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.

Lernen Sie uns kennen