Das Fehlen einer massentauglichen elektronischen Identität ist ein Teil der Erklärung, warum die von der Politik angebotenen Services nicht so genutzt werden, wie sie sich das vorstellt. Doch es gibt noch andere Hürden, die zum Beispiel der aktuelle eGovernment Monitor 2023 abfragt.[1] Zwar stellt er Österreich im Vergleich zu Deutschland und der Schweiz ein ganz gutes Zeugnis aus. Doch die Liste der Gründe, aus denen vorhandene digitale Leistungsangebote nicht genutzt werden, ist lang. Fast die Hälfte der Befragten bleibt aus purer Gewohnheit offline, 14 Prozent finden es zu kompliziert, 17 Prozent haben Sorgen, Fehler zu machen. So addieren sich die Hürden, und am Ende sitzt man doch wieder im Wartezimmer eines Amtes und wartet darauf, dass die eigene Nummer aufgerufen wird.
Auch Eurostat evaluiert das digitale Nutzungsverhalten der Menschen regelmäßig. Im EU-Vergleich sieht Österreich nicht unbedingt vorteilhaft aus. Rund fünf Prozent der Bürger haben im letzten Jahr Formulare nicht online abgegeben, weil ihnen die nötige elektronische Signatur fehlte; nur in Slowenien waren es mehr. Fast vier Prozent haben auf einen digitalen Behördengang verzichtet, weil sie vom Schutz ihrer Daten nicht überzeugt waren; mehr waren es nur in Frankreich. Weitere fünf Prozent fanden für ihr Anliegen keine entsprechende Website; mehr waren es in der EU nirgendwo.
Belastbare Daten darüber, welche digitalen Dienstleistungen am Ende wirklich genutzt werden, liegen in Österreich kaum vor. Bekannt sind vor allem die Zugriffszahlen auf die Website des digitalen Amts oesterreich.gv.at – den Versuch eines zentralen Einstiegspunkts in die digitale Verwaltung. Aus diesen Zugriffszahlen geht hervor, dass die meisten Menschen das digitale Amt für die Bereiche Kfz, Geburt und Führerschein nutzen. Da kommen ein paar Millionen Aufrufe zusammen, aber das sagt natürlich gar nichts über den Zustand von E-Government in Österreich. Doch die Regierung begnügt sich damit, die Aufrufe zu zählen, und hat auch die Ziele, an denen sie gemessen werden will, entsprechend formuliert. „Kennzahl überplanmäßig erreicht“, rühmt man sich. Auch hier half wieder Corona, weil nicht wenige Menschen mehrfach täglich auf der Website waren, um die aktuellen Verhaltensregeln zu studieren. Wie viele Aufrufe im Jahr 2022 zustande gekommen sind, wurde bis Mitte 2023 leider noch nicht publik. Ganz grundsätzlich drängt sich der Eindruck auf, dass die Ziele ab 2017 sehr bescheiden definiert wurden. Die Gefahr, sie nicht zu erreichen, blieb immer überschaubar (siehe Abb. 3).
Konkrete Nutzungssituationen scheinen sich aus den Aufrufen von oesterreich.gv.at aber selten zu ergeben. Rund 3.000 Signaturen werden derzeit pro Tag mit der ID-Austria durchgeführt, mit der Handysignatur sind es rund 45.000. Im Durchschnitt nutzen die Österreicher also ihre elektronische Identität nur ein paarmal pro Jahr.
Die öffentliche Verwaltung soll digitalisiert werden. Das verspricht die Politik seit Jahren. Diverse Angebote gibt es bereits, doch der große Durchbruch wollte bisher nicht gelingen. Das liegt nicht nur an der Regierung. Auch die Bürger müssten, im eigenen Interesse, etwas mehr Bereitschaft zur Veränderung aufbringen.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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