Digitalpotenzial #2: Arbeit

Die Arbeitswelt von morgen (und über­morgen)

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Digitale Jobs

Die sogenannte Gig Economy (von englisch „gig“ für Auftritt) ist die Bezeichnung für einen Arbeitsmarkt, auf dem kleine Aufträge an Freiberufler und gering­fügig Beschäftigte vergeben werden. Die Online-­Plattformen dienen oft als Vermittler zwischen Auftrag­gebern und Kunden. Sie behalten eine Provision ein und geben die Rahmenbedingungen für die Ausführung der Arbeit vor. Bekannte Beispiele für die Gig Economy sind Uber (Personenbeförderung) oder Deliveroo (Fahrrad­kuriere für Essenslieferung). Aber auch Tätigkeiten wie das Programmieren, Übersetzen oder Designen können auf Online-Plattformen aus­gelagert werden.

Auch Tätigkeiten wie das Programmieren, Übersetzen oder Designen können auf Online-Plattformen aus­gelagert werden.

Trotz der modernen Möglichkeiten selbstbestimmter Arbeit bleibt der Anteil der Selbstständigen in Österreich seit 2010 konstant.[1] Dabei passt das Bild der Selbstständigkeit zum Zeitgeist der um die Jahrtausendwende Geborenen (Millennials), die flache Arbeitshierarchien bevorzugen und nach mehr Selbstbestimmung suchen.

In den Medien gilt gerade die Generation der Millennials als besonders empfänglich für eine „Scheinselbstständigkeit“ in der Gig Economy, wo sie Aufträge über Online-Plattformen entgegennehmen, aber an die Weisungen der Plattformbetreiber gebunden sind. Die exakte Bedeutung der Plattformökonomie ist in den einzelnen Volkswirtschaften noch schwer einzuschätzen. Selbst in den USA – dem größten plattformbasierten Arbeitsmarkt der Welt[2] – unterscheiden sich die Zahlen zur Bedeutung dieses Wirtschaftszweiges stark.[3] Für den deutschsprachigen Raum ist die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der neuen Ökonomie überschaubar.

Abbildung 10: Genutzte Internet-Plattformen zur Buchung einer Urlaubsunterkunft

 Die Idee, als Gemeinschaft von Gleichgesinnten und Gleich­berechtigten etwas Neues zu gestalten, findet online zurzeit großen Anklang.

Bei allen Neuerungen, die der digitale Wandel mit sich bringt, erlebt gerade ein altbewährtes Gesellschaftsmodell ein Revival: das Genossenschaftsprinzip. Die Idee, als Gemeinschaft von Gleichgesinnten und Gleich­berechtigten etwas Neues zu gestalten, findet online zurzeit großen Anklang. „Zentralen Plattformsystemen“ wie eBay oder Airbnb wird vorgeworfen, dass Verkäufer oder Vermieter nur beschränkt vom Wachstum der Plattform profitieren oder kaum Teilhabe und Mitsprache haben. Als Gegenbewegung ist der sogenannte „platform cooperativism“ entstanden. Er steht für Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung durch Produktions-, Vertriebs- und Konsumgemeinschaften im digitalen Raum.

In diesen digitalen Genossenschaften ist jeder Teil­haber mit gleichen Rechten und Pflichten ausgestattet. Wie bei einer Genossenschaftsbank teilt man sich unternehmerischen Erfolg und Risiko. Die Informa­tionen, beispielsweise über einen Warenaustausch werden auf den Servern aller Teilnehmer abgelegt, jeder Genossenschafter besitzt und speichert dadurch immer alle Informationen.[4] Einzelne Vorhaben wie kleine Filmproduktionen oder Patente von privaten Tüftlern haben über diese dezentrale Form des Crowdfunding bereits das Licht der Welt erblickt.[5]

Jobs von übermorgen

Algorithmiker: Je mehr Algorithmen unseren Tagesablauf bestimmen, desto öfter müssen ihre Entscheidungen geprüft werden. Hat ein Kreditvergabe-Algorithmus jemanden aufgrund seines Geschlechts oder seiner Herkunft diskriminiert? Hält ein algorithmisches Produkt das, was es verspricht? Diese Fragen kann in Zukunft ein Algorithmiker beantworten, der Algorithmen auf ihre Zuverlässigkeit überprüft, ähnlich wie heute ein Buchhalter oder der TÜV.

Privatsphäre-Berater: Die Fülle an Daten, die über jeden von uns im Internet schwirren, wird unüberschaubar. In Zukunft können Firmen damit beauftragt werden, das persönliche Datenmaterial zu sichten und gegebenenfalls zu löschen – hoffentlich für immer.

Freizeit-Manager: Dank effizienter Technologien bleibt uns mehr Zeit für das, was im Leben wichtig ist. Einige Menschen könnten mit dieser neu gewonnenen Freiheit überfordert sein. Ihnen hilft in Zukunft ein Berater, der eine individuelle Freizeit­gestaltung anbietet.

Gestalter virtueller Räume: Die virtu­elle Realität wird ein Treffpunkt in der Zukunft sein, um Freunde zu treffen, einzukaufen oder einfach nur zu spielen. Kreative Köpfe sind gefragt, diesen neuen, endlosen Raum mit Leben und ansprechendem Design zu füllen.

Golden-Age-Berater: Dank moderner Medizin wird sich unsere Lebenserwartung dramatisch erhöhen. Doch nicht für jeden ist das Altern einfach. Was tun wir mit der neu gewonnenen Lebenszeit? Wer bei der Gestaltung seines Lebens jenseits der 80 Hilfe braucht, wendet sich vertrauensvoll an seinen Golden-Age-Berater.

Robo-Ethiker: Sollten Maschinen eines Tages wirklich intelligent werden oder sogar ein Bewusstsein entwickeln, heißt das noch lange nicht, dass sie nach unseren ethischen Maßstäben handeln. Damit Maschinen in Eintracht mit uns Menschen leben, programmieren Robo-Ethiker sie für ein rücksichtsvolles Miteinander.

Kontrolleur autonomer Fahrzeuge: In Kalifornien rollen sie seit diesem Jahr über die Straßen – Autos ohne Fahrer. Leider kommt es vereinzelt noch zu Störungen und Unfällen. Der Kontrolleur autonomer Fahrzeuge sorgt dafür, dass die Technik in Zukunft sicherer wird, und klärt rechtliche Fragen bei einem Zwischenfall.

Technologie-Vermittler: Heute schon sind einige Menschen von den unglaublichen Möglichkeiten neuer Technologien überfordert. Gerade Ältere stehen dem Wandel skeptisch gegenüber, dabei kann er auch ihr Leben einfacher machen. Die Zukunft braucht mehr denn je Vermittler, die den Menschen technologische Neuerungen näher­bringen.


Fußnoten

  1. Statistik Austria (2018).
  2. Nach Umfragen von JP Morgan beziehen rund zehn Millionen US-Bürger ihr Einkommen aus Plattformen wie Airbnb, Uber oder Mechanical Turk – eine Plattform, auf der Großprojekte, wie die Digitalisierung von Bibliotheken, an Tausende einzelne Arbeitnehmer ausgelagert werden.
  3. Kässi & Lehdonvirta (2018).
  4. Oft wird dies technisch durch Blockchain-Technologien realisiert, eine Methode zur Verschlüsselung von Daten, die in einzelnen Blöcken (engl. „block“) in einer Kette (engl. „chain“) abgespeichert werden. Jeder Block enthält dabei typischerweise einen kryptografisch sicheren Hash (Streuwert) des vor­her­gehenden Blocks, einen Zeitstempel und Transaktionsdaten.
  5. Dodson (2015).
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