Nun laufen die Schulden glücklicherweise nicht alle in diesem Jahr aus. Österreich hat einzelne Anleihen sogar mit einer Laufzeit von bis zu 100 Jahren ausgegeben. Somit wirkt die Zinswende nicht auf einen Schlag. Für eine präzise Schätzung der Mehrbelastung ist die Struktur der Schulden entscheidend. Laut Daten der EZBDie Europäische Zentralbank (EZB; englisch European Central Bank, ECB; französisch Banque centrale européenne, BCE) mit Sitz in Frankfurt am Main ist ein Organ der Europäischen Union. Sie ist die 1998 gegründete gemeinsame Währungsbehörde der Mitgliedstaaten der Europäischen Währungsunion und bildet mit den nationalen Zentralbanken (NZB) der EU-Staaten das Europäische System der Zentralbanken (ESZB). müssen sowohl Österreich als auch Italien in den kommenden fünf Jahren etwa die Hälfte ihrer Verbindlichkeiten refinanzieren.
Müssten unter der Annahme einer konstanten Schuldenquote (wie es auch das Finanzministerium prognostiziert)[1] bis zum Jahr 2027 die auslaufenden Kredite mit den aktuellen Zinssätzen refinanziert werden und bliebe auch die Struktur der Laufzeiten gleich, würde die Zinsbelastung des Staates bis 2027 auf rund vier bis fünf Prozent der Staatseinnahmen steigen – oder auf knapp neun bis elf Milliarden Euro pro Jahr. In diesem Fall müssten in etwa die gesamten Einnahmen aus der Körperschaftsteuer für den Schuldendienst verwendet werden.
Nun ist Österreich noch eines der Länder mit vergleichsweise hoher Bonität unter Kreditgebern. Italien dagegen entging erst vor kurzem knapp einer Bewertung auf Ramschniveau. Die Folgen für so eine Volkswirtschaft wären deshalb viel schwerer: Hier würden die Zinszahlungen im Zuge der strengeren Geldpolitik der EZBDie Europäische Zentralbank (EZB; englisch European Central Bank, ECB; französisch Banque centrale européenne, BCE) mit Sitz in Frankfurt am Main ist ein Organ der Europäischen Union. Sie ist die 1998 gegründete gemeinsame Währungsbehörde der Mitgliedstaaten der Europäischen Währungsunion und bildet mit den nationalen Zentralbanken (NZB) der EU-Staaten das Europäische System der Zentralbanken (ESZB). bis Ende des Jahrzehnts (2028) auf 10 bis 11,5 Prozent der Staatseinnahmen ansteigen.[2] Damit wäre die Belastung vergleichbar wie zu Zeiten der Finanzkrise. Damit flösse jeder zehnte Euro aus dem Staatsbudget unproduktiv in den Schuldendienst.
Unser Nachbar im Süden stellt aufgrund seines hohen Schuldenstandes schon seit einigen Jahren ein Risiko für die finanzielle Stabilität des gesamten Euroraums dar. In anderen Worten: Anders als im Falle Griechenlands könnte eine massive Staatsschuldenkrise oder gar eine Insolvenz Italiens den Euroraum bzw. die gemeinsame Währung zu Fall bringen. Wenn die Zinssätze länger hoch bleiben, wird das Risiko eines Zahlungsausfalls für Italien massiv zunehmen.
Nun kann man in Österreich natürlich davor warnen, dass die Zinsausgaben steigen. Und gleichzeitig fröhlich neue Schulden machen und in den Medien verkünden, Österreich sei schließlich gut aufgestellt im internationalen Vergleich. Und ja, Österreich steht noch besser da als Italien (oder Griechenland) – aber sind das tatsächlich die Länder, mit denen wir uns messen wollen? Denn auch bei uns muss die Politik endlich aktiv werden und den Reformstau auflösen. Andernfalls werden aufgrund der demografischen Entwicklung, aber auch wegen notwendiger Ausgaben für Klimaschutz und Energiewende die Kosten für den österreichischen Staatshaushalt mittelfristig enorm wachsen.
Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) prognostizierte in einer Analyse für das Finanzministerium, dass die Schuldenquote bis 2060 aufgrund der genannten Kostentreiber auf über 120 Prozent des BIP steigen wird, falls die Politik nicht gegensteuert. Das würde die Refinanzierungskosten für Österreich erheblich erhöhen. Bereits im Basisszenario unter der Annahme eines normalen Zinsumfeldes würde der Schuldendienst in Relation zur Wirtschaftsleistung alles übertreffen, was wir in den vergangenen gut 30 Jahren in Österreich gesehen haben. In einem negativen Szenario mit höheren Zinsen müsste die öffentliche Hand jährlich jeden siebten eingenommenen Euro für den Schuldendienst ausgeben.[4] Damit steuert Österreich langfristig auf italienische Verhältnisse zu. Oder anders gesagt: Ohne strukturelle Reformen wird Österreich das neue Italien.
Fußnoten
Fast schon im Wochentakt schlagen bei den Unternehmen neue Regeln auf. Es kann schon längst nicht mehr als EU-Bashing gelten, den Regelungswahn der Brüsseler Schreibtischakrobaten als unmäßig zu kritisieren. Wir werfen einen Blick in die Giftküche der Bürokratie.
Schwerpunkt 1: Mehr Wachstum braucht das Land! Wirtschaftswachstum ist in Österreich zu einem Fremdwort geworden. Nicht nur in der Statistik und in den Prognosen der Institute ist es inzwischen weitgehend der Stagnation gewichen. Auch in den Wahlprogrammen der Parteien kommt es kaum noch vor. Man sollte ja erwarten, dass ein Land, dessen reales Br
Wohnen ist in Österreich nicht teurer als in anderen europäischen Ländern. Die Wohnkostenbelastung liegt unter dem EU-Schnitt. Und doch gibt es Verbesserungsbedarf: Künftige Regierungen sollten den Aufbau von Wohneigentum in der Mitte der Gesellschaft erleichtern, den geförderten Mietmarkt treffsicherer machen und dafür sorgen, dass ausreiche
Der Sozialstaat ist eine Errungenschaft, um die uns viele Menschen auf der Welt beneiden – aber auch eine finanzielle Belastung, die sich immer schwerer stemmen lässt. Die nächste Regierung wird um Sparmaßnahmen nicht herumkommen, wenn das System zukunftsfit bleiben soll. Für die Bürger muss das nicht unbedingt Verschlechterungen mit sich br
Eigentlich wollte die Regierung ja die Staatsschulden senken und die Bürger entlasten. Beides ist leider spektakulär misslungen. In der kommenden Legislaturperiode muss die Politik das Ruder herumreißen und einen Sparkurs einschlagen. Die gute Nachricht: Es gibt ziemlich viele Maßnahmen, die man setzen kann.
Österreich gibt sehr viel Geld für Bildung aus – und bekommt dafür nur mittelmäßige Resultate. In Schulnoten ausgedrückt verdient der Bereich bestenfalls ein „Befriedigend“. Dabei wäre es gar nicht so schwer, Einserschüler zu werden, auf dem Bildungsmarkt gibt es viele gute Ideen. Die nächste Regierung muss das Rad also nicht neu erf
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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