Oxfam International ist keine klassische NGO, sondern ein internationaler Verbund verschiedener unabhängiger Hilfs- und Entwicklungsorganisationen.
Der Ursprung der Organisation liegt im britischen „Oxford Committee for Famine Relief“ (Oxforder Komitee zur Linderung von Hungersnot),[1] das sich ab seiner Gründung im Jahr 1942 zunächst um die Linderung der Hungersnot in Griechenland kümmerte und sein Engagement nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs auf weitere Länder in Europa ausdehnte.[2] In den Nachkriegsjahrzehnten entstanden weitere Länderorganisationen, die sich 1995 zu einem internationalen Verbund zusammenschlossen.
Im Unterschied zu vielen NGOs sind die einzelnen Länderorganisationen von Oxfam nicht nur als Lobby- und Kampagnenorganisationen aktiv, sondern sie engagieren sich auch sehr stark direkt im Rahmen von Entwicklungsprojekten in ärmeren Ländern. Dabei wird grundsätzlich mit Partnerorganisationen vor Ort zusammengearbeitet.
Oxfam Deutschland besteht seit 1995 und finanziert sich unter anderem über eine Kette von Oxfam-Shops, in denen ehrenamtliche Mitarbeiter gespendete hochwertige Secondhand-Waren verkaufen. Im Jahr 2015 stammten 18 Prozent der Gesamteinnahmen in Höhe von 13,4 Mio. Euro[3] aus Zuwendungen der – rechtlich getrennten – Oxfam Deutschland Shops GmbH. Private Spenden ohne Zweckbindung machten 31 Prozent der Einnahmen aus. Im Jahr 2015 wurden neun Prozent des Gesamteinkommens für Spendenwerbung und Öffentlichkeitsarbeit ausgegeben und 35 Prozent für gezielte Kampagnenarbeit.
– Marion Lieser, Geschäftsführerin Oxfam Deutschland
Die Kampagnen von Oxfam Deutschland sind hochprofessionell organisiert: Ihr Ziel besteht einerseits darin, in einem bestimmten Feld „Agenda Setting“ zu betreiben und in Hinblick auf ein Thema die öffentliche Meinung nachhaltig zu beeinflussen. Andererseits geht es gleichzeitig darum, mit einem Maximum an öffentlicher Präsenz die Aktivitäten des Spendensammelns zu unterstützen.
Marion Lieser, die Geschäftsführerin von Oxfam Deutschland, beschreibt in einem Interview die strategische Vorgehensweise von Oxfam so:
Ob eine Kampagne Erfolg habe, so heißt es an anderer Stelle, hänge immer auch davon ab, welches Empörungspotenzial im Thema steckt:
– Judith Orland, Oxfam Deutschland.
Für die Erstellung der jährlichen Studie zur weltweiten Ungleichheit ist eine zentrale Oxfam-Forschungsabteilung im britischen Oxford[7] zuständig. Auf Basis dieser Studie erstellen dann die einzelnen Länderorganisationen Zusammenfassungen, in denen sie eigene Schwerpunkte setzen und eigene Forderungen formulieren. Die unterschiedliche Tonlage, die Auswahl der Fakten und deren Gewichtung in den verschiedenen Ländern ist daher kein Zufall. Die Broschüren in Landessprache werden passgenau für den jeweiligen nationalen Informationsmarkt entwickelt und berücksichtigen dabei nicht nur sprachliche Eigenheiten, sondern auch Trends im Journalismus, aktuelle Themen im Inland, die Strukturen der öffentlichen Debatte und auch Inhalte, die von anderen NGOs vorgegeben werden. Diese Ausrichtung auf die nationalen „Stimmungen“ zeigt sich bei einem Vergleich der deutschen und englischen
Zusammenfassung der Oxfam-Studie von 2016:
Für den Oxfam-Report „An Economy for the 1 %“ wurden Zusammenfassungen auf Deutsch und auf Englisch erstellt. Sie unterscheiden sich vor allem in den zentralen „Forderungen“ signifikant – sowohl was die konkret angesprochenen Maßnahmen angeht als auch in den gewählten Formulierungen.
In der englischen Kurzfassung werden die Forderungen bzw. Maßnahmen von Oxfam als Aufruf an die Führungspersonen im Wirtschafts- und Politikbereich konzipiert: „Oxfam is calling on leaders to take action to show they are on the side of the majority, and to bring a halt to the inequality crisis.“[8]
Die konkreten Forderungen fallen überraschend pragmatisch aus: Oxfam plädiert für eine Bezahlung angemessener Löhne, die Gleichberechtigung von Frauen, eine Begrenzung des Einflusses der Eliten, weltweit demokratischen Zugang zu leistbaren Medikamenten etc. Im Wesentlichen handelt es sich dabei also um Forderungen an die Regierungen von Ent- wicklungsländern.
In der deutschen Kurzfassung stehen hingegen konkrete „Maßnahmen für mehr Steuergerechtigkeit“[9] im Zentrum der Forderungen: Oxfam Deutschland fordert darin ein „Wirtschafts- und Finanzsystem, von dem alle profitieren – und in dem für Steueroasen kein Platz ist“. Um dieses „gerechte internationale Steuersystem“ zu schaffen, müssten die Unternehmen zu einer öffentlichen und länderbezogenen Berichterstattung über Gewinne und deren Versteuerung verpflichtet werden. Zudem müssten Staaten einen „ruinösen Wettlauf um die niedrigsten Steuersätze“ beenden und sämtliche Steueranreize transparent machen. Außerdem fordert Oxfam eine stärkere Berücksichtigung von Entwicklungsländern bei der Verwendung solcher Steuereinnahmen mithilfe einer „zwischenstaatlichen Steuerinstitution auf UN-Ebene, die alle Länder umfasst“.[10]
Beim Lesen der Forderungskataloge könnte man meinen, dass es sich um die Zusammenfassung zweier unterschiedlicher Studien handelt. Dennoch beziehen sich beide auf denselben „Kampagnenreport“. Denn dieser Report enthält eine Reihe von Aussagen, Begriffen und Vergleichen, die durch ihre Mehrdeutigkeit durchaus unterschiedliche Schlussfolgerungen zulassen. Dies ermöglicht Oxfam die optimale Anpassung der Länderberichte an die Stimmungslage in den jeweiligen Zielgruppen in verschiedenen Ländern. Die selektive Darstellung in Verbindung mit scheinbar plausiblen, wenngleich nicht nachgewiesenen Zusammenhängen erlaubt es, dass der Kampagnenreport eine eigene Geschichte erzählt. So kommt der Kampagnenreport in Bezug auf die Entwicklung von Armut, Wohlstand und Verteilung zu genau gegenteiligen Schlüssen wie international anerkannte Experten um Nobelpreisträger Angus Deaton oder die ehemaligen Chefökonomen der Weltbank Branko Milanović und François Bourguignon. Denn um möglichst breit rezipiert zu werden und auf diese Weise möglichst viel Spenden akquirieren zu können, braucht es möglichst viel Empörungspotenzial und damit Aufmerksamkeit. Da passt Oxfam eine Erfolgsgeschichte, an der die Organisation mit ihren vielen Hilfsprojekten selbst beteiligt ist, wenig ins Konzept.
Auch wenn Oxfam formal seine jährliche Berichterstattung der Frage widmet, wie sich die globale Vermögensverteilung entwickelt, so geht es darin weniger um Vermögen als vielmehr um Armut.
Oxfams Handlungsempfehlungen zielen auf bessere Lebensumstände und weniger Armut ab, lassen aber Maßnahmen, wie das Vermögen gleicher verteilt werden könnte, vermissen. Die Entwicklung der globalen Armut zeigt uns, warum Oxfam gerade die Vermögensverteilung heranzieht, um seinen Einsatz für Armut zu rechtfertigen.
Fußnoten
Die Staatsschulden sind rasant gestiegen, das Defizit wächst. Österreich muss rasch Maßnahmen setzen, um das Budget zu sanieren. Aber wie soll das gehen, ohne die Wirtschaftskrise zu verschärfen? Die Agenda Austria hat ein Konzept erarbeitet, mit dem der Staat schon im kommenden Jahr knapp 11 Milliarden Euro einsparen kann. Bis zum Ende des Jah
Fast schon im Wochentakt schlagen bei den Unternehmen neue Regeln auf. Es kann schon längst nicht mehr als EU-Bashing gelten, den Regelungswahn der Brüsseler Schreibtischakrobaten als unmäßig zu kritisieren. Wir werfen einen Blick in die Giftküche der Bürokratie.
Schwerpunkt 1: Mehr Wachstum braucht das Land! Wirtschaftswachstum ist in Österreich zu einem Fremdwort geworden. Nicht nur in der Statistik und in den Prognosen der Institute ist es inzwischen weitgehend der Stagnation gewichen. Auch in den Wahlprogrammen der Parteien kommt es kaum noch vor. Man sollte ja erwarten, dass ein Land, dessen reales Br
Wohnen ist in Österreich nicht teurer als in anderen europäischen Ländern. Die Wohnkostenbelastung liegt unter dem EU-Schnitt. Und doch gibt es Verbesserungsbedarf: Künftige Regierungen sollten den Aufbau von Wohneigentum in der Mitte der Gesellschaft erleichtern, den geförderten Mietmarkt treffsicherer machen und dafür sorgen, dass ausreiche
Der Sozialstaat ist eine Errungenschaft, um die uns viele Menschen auf der Welt beneiden – aber auch eine finanzielle Belastung, die sich immer schwerer stemmen lässt. Die nächste Regierung wird um Sparmaßnahmen nicht herumkommen, wenn das System zukunftsfit bleiben soll. Für die Bürger muss das nicht unbedingt Verschlechterungen mit sich br
Eigentlich wollte die Regierung ja die Staatsschulden senken und die Bürger entlasten. Beides ist leider spektakulär misslungen. In der kommenden Legislaturperiode muss die Politik das Ruder herumreißen und einen Sparkurs einschlagen. Die gute Nachricht: Es gibt ziemlich viele Maßnahmen, die man setzen kann.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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