Parallel zur Ausweitung der Modellversuche wurde 2009 eine begleitende Evaluierung der ersten beiden Jahrgänge der Neuen Mittelschule durch das Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation & Entwicklung des österreichischen Schulwesens (BIFIE) in Auftrag gegeben.
Die vom BIFIE erhobenen Daten[1] sowie weitere relevante Informationsquellen (Bildungsstandardüberprüfungen, etc.) wurden von einem Konsortium aus Erziehungswissenschaftlern, Pädagogen, Psychologen und Soziologen unter der Leitung des Salzburger Erziehungswissenschaftlers Ferdinand Eder ausgewertet und analysiert. In enger Zusammenarbeit mit dem BIFIE wurde ein umfangreicher Forschungsbericht sowie eine darauf basierende Zusammenfassung erstellt und im Februar 2015 veröffentlicht.[2]
Die mediale Berichterstattung stand in erstaunlichem Gegensatz zur differenzierten Darstellung des Evaluierungsberichts. Im Vordergrund der Kritik standen vor allem die nicht erreichten gesellschaftlichen Ziele einer Verbesserung der Bildungs- und Chancengerechtigkeit. Also jene Ziele, die aufgrund des konzeptionellen Wunschdenkens entstanden waren, die aber wegen der Parallelführung von AHS-Unterstufe und NMS ohnehin nicht mehr zu erwarten waren. Aber vielleicht war das die unvermeidliche Konsequenz aus der überschießenden (Jubel-)Propaganda während der Einführung des neuen Schulmodells. Nun wurden die ersten Jahrgänge der Neuen Mittelschule an den ursprünglichen, utopischen Versprechungen gemessen und konnten in dieser Hinsicht nur enttäuschen.
Zugleich wurde in beinahe allen Berichten auf den Hinweis vergessen, dass sich die vorliegende Evaluierung lediglich auf die Anfangskohorten, also die ersten beiden Jahrgänge und somit auf die spezifische Konstellation der Startphase der Neuen Mittelschule bezieht. Die Standorte der ersten beiden Generationen der NMS unterscheiden sich wesentlich vom Durchschnitt der Hauptschulen: Sie weisen mehr Eltern mit geringer Schulbildung und wesentlich mehr Schüler mit Migrationshintergrund und daher nichtdeutscher Alltagssprache auf (22 Prozent statt 13 Prozent). Damit sind die Ergebnisse nur eingeschränkt für eine Gesamtbewertung der Neuen Mittelschule geeignet.
Eine weitere Begrenzung der Evaluierungsergebnisse ergibt sich durch die unterschiedliche Umsetzung des neuen pädagogischen Konzepts: In der ersten Generation haben etwa 61 Prozent der Klassen das Konzept intensiv und engagiert umgesetzt, in der zweiten Generation sank diese Quote auf etwa 37 Prozent.[3] Das hat zur Folge, dass die durchschnittlichen Ergebnisse (vor allem bei der zweiten Generation) natürlich ein leicht negativ verzerrtes Bild liefern. Denn dort, wo die Neuerungen nicht oder nur gering umgesetzt wurden, dürfen logischerweise auch keine positiven Effekte erwartet werden.[4]
Unter Berücksichtigung dieser Einschränkung der Aussagekraft der Evaluierung lassen sich die wichtigsten Ergebnisse folgendermaßen zusammenfassen:
Das Konsortium für die Evaluierung der Neuen Mittelschule zieht für die Gesamtstruktur der Ergebnisse folgendes Resümee[10]:
”(1) Es gibt – im Vergleich zur Hauptschule – eine Reihe bedeutsamer Effekte im Bereich der pädagogischen Prozesse und des Schullebens insgesamt, die in die vom NMS-Konzept angestrebte Richtung weisen: Verbesserungen in der Gestaltung des Unterrichts, Rückgang an Gewalt in der Schule, Rückgang normabweichenden Verhaltens in Verbindung mit zumindest geringen Zunahmen im Wohlbefinden der Schüler und ihrem Engagement für die Schule.
(2) Diese veränderte und verbesserte Schul- und Lernumwelt wirkt sich jedoch nicht durchgehend und nicht konsistent in verbesserten Leistungen bzw. Zuwächsen im fachlichen und im überfachlichen Bereich aus. Insgesamt gibt es keine belastbaren Hinweise, dass das Niveau der NMS im Durchschnitt über jenem vergleichbarer Hauptschulen liegt. Vielmehr bestehen Zweifel, ob dieses an allen Standorten tatsächlich erreicht wird. Wohl aber zeigen sich in der ersten Generation der NMS bzw. in den „Modellklassen“, in denen das NMS-Konzept intensiver umgesetzt wurde, auch interpretierbare Leistungsverbesserungen.
(3) Erwartete Begleitfolgen der NMS hinsichtlich Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit treten nur teilweise ein: Die Wirkung der bekannten Ungleichheitsfaktoren – Geschlecht, familiäre Herkunft, unterschiedliches Leistungspotenzial der Schüler – unterscheidet sich nicht substanziell von jener in der Hauptschule. Für Schüler mit Migrationshintergrund könnte es hingegen ein kleiner Vorteil sein, eine NMS zu besuchen.”
Fußnoten
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