Ein Blick auf aktuelle Erhebungen zeigt, dass viele Kinder hierzulande eine andere Umgangssprache als Deutsch sprechen. Das ist per se noch kein Problem, erschwert aber natürlich das Erlernen der deutschen Sprache und stellt Kinder wie Erzieher und Lehrer vor besondere Herausforderungen.
Österreichweit liegt der Anteil der Kinder mit einer anderen Umgangssprache als Deutsch bei knapp 25 Prozent, wie die Abbildung oben zeigt. In der Hauptstadt Wien sind es mehr als 50 Prozent aller Schüler. Diese besuchen vor allem Volksschulen (Wien: 58,5%; Österreich: 30,3%) sowie Hauptschulen (Wien: 82,3%; Österreich: 15,5%) und Neue Mittelschulen (Wien: 72,8%; Österreich: 31,2%).
Anhand von Daten der OECD, die die Lesefähigkeiten der Österreicher (ähnlich dem PISA-Test für Schüler) messen, wird deutlich, wie groß der Unterschied zwischen Migranten und österreichischen Muttersprachlern ausfällt: Migranten weisen im Schnitt einen Test-Score von 246 auf, während Menschen ohne Migrationshintergrund einen Schnitt von 278 erreichen. Aus allen Statistiken wurden dabei deutsche Staatsbürger herausgerechnet, weil diese zwar Migranten sind, ihre Muttersprache aber ebenfalls Deutsch ist.
Die nachfolgende Grafik zeigt außerdem, dass eine große Gruppe der Menschen mit Migrationshintergrund nur eine Lesekompetenz von unter 170 Punkten erreicht. Laut der OECD sind alle, die weniger als 176 Punkte erzielen, lediglich dazu in der Lage, kurze Texte zu bekannten Themen zu lesen. Das bedeutet, dass sie über eine nur sehr rudimentäre Lesekompetenz verfügen.
Betrachtet man die Unterschiede zwischen der ersten und der zweiten Migranten-Generation, so wird deutlich, dass sich die Lesekompetenzen zwar verbessern, aber immer noch deutlich hinter jenen der Menschen ohne Migrationshintergrund zurückbleiben (siehe Abbildung 4). So erreichen Migranten der ersten Generation im Schnitt 243 Punkte, Migranten der zweiten Generation knapp 258 Punkte und Menschen ohne Migrationshintergrund 278 Punkte.
Dem österreichischen Bildungssystem stellen diese Zahlen jedenfalls ein denkbar schlechtes Zeugnis aus. Offensichtlich gelingt es hierzulande nicht, Kinder mit Migrationshintergrund und einer anderen Umgangssprache als Deutsch so zu unterstützen, dass sie sprachlich mit ihren Klassenkameraden gleichziehen können. Natürlich kann man dieses Problem nicht allein den Bildungseinrichtungen zuschieben. Studien der OECD[1] zeigen, dass es oft auch an Unterstützung im Elternhaus mangelt.
Faktum ist, dass sich die fehlenden sprachlichen Fähigkeiten auch in den Berufen widerspiegeln, die Migranten und Personen ohne Migrationshintergrund ausüben. Während nur drei von 100 Personen ohne Migrationshintergrund einen „Beruf für Ungelernte“ ausüben, sind es bei den Migranten zweiter Generation 11 von 100. In der ersten Generation ist jeder Vierte in einem Beruf ohne nennenswerte Qualifikationen tätig.
Ein beruflicher Aufstieg von zweiter zu erster Generation ist zwar festzustellen, allerdings gelingt es bei Weitem nicht, zu den Bürgern ohne Migrationshintergrund aufzuschließen. Und dass, obwohl die zweite Generation in Österreich geboren und auch hier ausgebildet wurde. Besonders stark betroffen sind in diesem Zusammenhang Frauen mit Migrationshintergrund, die sowohl in erster als auch in zweiter Generation deutlich öfter im niedrigqualifizierten Bereich tätig sind als Männer. Während 8,2 Prozent der Männer der zweiten Generation in Berufen für Ungelernte tätig sind, sind es 15,3 Prozent der Frauen, also beinahe doppelt so viele.
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