Die Kurzarbeit ist eine der erfolgreichsten Maßnahmen in der Krisenbekämpfung. Aber sie ist auch die teuerste. Und trotz der Erfolge kann sie nicht dauerhaft eine geringere Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt kompensieren. Nach Beendigung der Gesundheitskrise sollten daher alle Anstrengungen darauf gerichtet sein, die Schaffung neuer Arbeitsverhältnisse für Arbeitgeber attraktiver zu machen. Um die Nachfrage nach Arbeitskräften zu erhöhen, müssen die Kosten der Arbeit sinken. Dies kann theoretisch entweder durch eine Reduktion der Arbeitnehmereinkünfte oder der Abgabenbelastung erfolgen. Da eine Lohnreduktion weder erstrebenswert noch durchsetzbar ist, gehören die Abgaben gesenkt. Die bisherige Strategie der Regierung war es, Arbeit auch durch öffentliche Gelder in Form der Kurzarbeit zu subventionieren. So wurde das Kurzarbeitsbudget für heuer erst Ende Jänner noch einmal von fünf auf sieben Milliarden Euro aufgestockt.
Man kann die Kurzarbeit aber nicht ewig weiterlaufen lassen. Es werden auf diese Weise Arbeitskräfte in Betrieben gehalten, die so nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Zudem verzögert sich der Strukturwandel, der durch Krisen immer vorangetrieben wird. Denn in der Kurzarbeit werden Mitarbeiter zur Reduktion ihrer Arbeit gezwungen, während andernorts bereits wieder Arbeitskräfte gesucht werden. Auch eine Analyse des Krisenjahres 2009 für Deutschland kommt zu dem Schluss, dass die Kurzarbeit Arbeitsplätze nicht nachhaltig sichern kann, wenn eine dauerhafte Beschäftigungsperspektive fehlt.[1] Das führt zu einer ineffizienten Arbeitsverteilung, reduziert die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und wirkt sich im Aufschwung negativ aus.
Die Kurzarbeit einfach auslaufen zu lassen ist wenig zielführend, weil sonst manche Firmen auf einen Schlag Entlassungen vornehmen müssten. Wie schafft es Österreich also, aus der Kurzarbeit auszusteigen und gleichzeitig den Arbeitsmarkt nicht zu überfordern?
Durch graduelle Verschärfungen würde sowohl die große Arbeitslosen- als auch die erwartete Konkurswelle verhindert oder zumindest abgemildert. Man sollte einen einmaligen starken Anstieg der Arbeitslosenzahlen vermeiden, da die Nachfrage nach Beschäftigten derzeit nicht vorhanden ist und die Betroffenen mit längerer Arbeitslosigkeitsdauer Fertigkeiten verlieren und immer schwerer in den Arbeitsmarkt zurückfinden.[2]
Das aktuelle Kurzarbeitsmodell läuft Ende März aus. Nach Ende des Lockdowns ist die Zeit gekommen, den Ausstieg aus der Kurzarbeit vorzubereiten. Ein Arbeitnehmer in Kurzarbeit erhält noch bis inklusive März 80 bis 90 Prozent vom Nettoentgelt, das vor der Kurzarbeit bezogen wurde. Im derzeitigen System spielen die in der Kurzarbeit geleisteten Arbeitsstunden für die Höhe des Entgelts eines Arbeitnehmers keine Rolle: egal ob der Arbeitnehmer nur die Mindestarbeitszeit von 30 Prozent oder die maximale Arbeitszeit von 80 Prozent erbringt, das momentan geltende Kurzarbeitsmodell garantiert das gleiche Nettoentgelt.
Damit setzt das System falsche Anreize. Ein System sollte so ausgestaltet sein, dass so viel wie möglich normal gearbeitet werden kann, für die restliche Arbeitszeit sollte Arbeitnehmern eine finanzielle Entschädigung zustehen. Gegenwärtig ist das Gegenteil der Fall: Je stärker die Stundenreduktion, desto mehr trägt der Staat vom Lohn, womit die Arbeitgeber einen Anreiz haben, so viel Leistung wie möglich in so wenig Zeit wie möglich zu veranschlagen. Und auch für rationale Arbeitnehmer bedeutet das System: Je kürzer ich arbeite, desto mehr Freizeit habe ich bei gleichem Lohn.
Das Kurzarbeitergeld hält zwar Personen in Beschäftigung, führt aber nicht dazu, dass die Betroffenen in neue Berufsfelder oder Branchen wechseln, die auch mit der veränderten Nachfragestruktur nach der Krise im Einklang sind.[3] So haben einige Länder mit dem Ausstieg aus der Kurzarbeit bereits begonnen:[4]
Fußnoten
Die Staatsschulden sind rasant gestiegen, das Defizit wächst. Österreich muss rasch Maßnahmen setzen, um das Budget zu sanieren. Aber wie soll das gehen, ohne die Wirtschaftskrise zu verschärfen? Die Agenda Austria hat ein Konzept erarbeitet, mit dem der Staat schon im kommenden Jahr knapp 11 Milliarden Euro einsparen kann. Bis zum Ende des Jah
Fast schon im Wochentakt schlagen bei den Unternehmen neue Regeln auf. Es kann schon längst nicht mehr als EU-Bashing gelten, den Regelungswahn der Brüsseler Schreibtischakrobaten als unmäßig zu kritisieren. Wir werfen einen Blick in die Giftküche der Bürokratie.
Schwerpunkt 1: Mehr Wachstum braucht das Land! Wirtschaftswachstum ist in Österreich zu einem Fremdwort geworden. Nicht nur in der Statistik und in den Prognosen der Institute ist es inzwischen weitgehend der Stagnation gewichen. Auch in den Wahlprogrammen der Parteien kommt es kaum noch vor. Man sollte ja erwarten, dass ein Land, dessen reales Br
Wohnen ist in Österreich nicht teurer als in anderen europäischen Ländern. Die Wohnkostenbelastung liegt unter dem EU-Schnitt. Und doch gibt es Verbesserungsbedarf: Künftige Regierungen sollten den Aufbau von Wohneigentum in der Mitte der Gesellschaft erleichtern, den geförderten Mietmarkt treffsicherer machen und dafür sorgen, dass ausreiche
Der Sozialstaat ist eine Errungenschaft, um die uns viele Menschen auf der Welt beneiden – aber auch eine finanzielle Belastung, die sich immer schwerer stemmen lässt. Die nächste Regierung wird um Sparmaßnahmen nicht herumkommen, wenn das System zukunftsfit bleiben soll. Für die Bürger muss das nicht unbedingt Verschlechterungen mit sich br
Eigentlich wollte die Regierung ja die Staatsschulden senken und die Bürger entlasten. Beides ist leider spektakulär misslungen. In der kommenden Legislaturperiode muss die Politik das Ruder herumreißen und einen Sparkurs einschlagen. Die gute Nachricht: Es gibt ziemlich viele Maßnahmen, die man setzen kann.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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