Lohnzurückhaltung im öffentlichen Dienst: Es gibt wenige Arbeitgeber die so sichere und krisenfeste Arbeitsplätze anbieten wie der Staat selbst. Dennoch gehören Beamte mittlerweile zu den Bestverdienern im Land und bekommen überdies einen fürstlichen Ruhegenuss. Eben erst hat die Politik die Gehälter im öffentlichen Dienst für die kommenden Jahre wieder deutlich erhöht. Obwohl die Abschlüsse der vergangenen Jahre mit über neun und sieben Prozent im öffentlichen Dienst höher lagen als in vielen anderen Branchen. Die Mehrbelastung für das Staatsbudget geht dabei in die Milliarden. Hier muss ab 2027 gegengesteuert werden; eine Aussetzung der Gehaltsanpassungen ist notwendig. Einsparung: 900 Millionen (2027).
Kürzung der staatlichen Werbeausgaben. Im ersten Halbjahr 2024 hat die öffentliche Hand für Werbung mehr ausgeben wie im gesamten Jahr 2023. Die Werbeausgaben sind zumindest auf dieses Niveau zurückzuführen, also zu halbieren. Einsparung: Mindestens 200 Millionen Euro im Jahr 2025.
Ausgaben der Bundesressorts einbremsen. In den meisten Ministerien stiegen die Ausgaben zwischen 2020 und 2024 deutlich schneller als die Inflation (ohne Berücksichtigung der Corona-Hilfen). Fällt auch nur ein kleiner Teil dieser zusätzlichen Ausgaben weg, lassen sich hohe Beträge einsparen, ohne wichtige Bereiche wie Forschung oder Landesverteidigung anzutasten. Einsparung: 3,2 Milliarden Euro (ohne Pensionen) im Jahr 2025.
Den Finanzausgleich stutzen. Der Bund nimmt den Bürgern das Geld ab (in Form von Steuern), Landes- und Gemeindepolitiker dürfen einen großen Teil davon ausgeben: So funktioniert Föderalismus in Österreich, und das macht ihn zu einem extrem teuren System. Bei den bisher letzten Finanzausgleichsverhandlungen 2023 legte der Bund wieder eine Milliarde obendrauf, damit die Länder in die Zukunft investieren können. Ob sie das wirklich tun, oder das Geld für andere Dinge ausgeben, ist ungewiss; eine Verpflichtung gibt es nicht. Daher sollte die kommende Regierung dieses Zugeständnis des Bundes wieder zurücknehmen. Im Gegenzug sollten die Länder aber mehr Autonomie bei der Einhebung von Steuern bekommen. Bei Bedarf könnten sie dann lokal höhere Zuschläge auf bestehende Steuern einheben. Einsparung: Eine Milliarde Euro pro Jahr.
Neben diesen schnellen Einsparungen braucht das Land aber auch strukturelle Anpassungen. Und diese sollten ebenfalls jetzt auf den Weg gebracht werden.
Schrittweise Erhöhung des Pensionsantrittsalter auf 67 Jahre. Es ist kein Geheimnis, dass die Österreicher immer älter werden, die geburtenstarken Jahrgänge den Arbeitsmarkt verlassen und weniger junge Menschen nachkommen, die obendrein immer öfter in Teilzeit arbeiten. Die Finanzierung des Pensionssystems wird also immer schwieriger. Zuletzt fehlten bereits 30 Milliarden Euro pro Jahr, die aus dem Bundesbudget beglichen werden müssen. Tendenz: steigend. Daher sollte Österreich ab 2026 das gesetzliche Pensionsantrittsalter schrittweise um sechs Monate und damit bis 2029 auf 67 Jahre anheben. Begleitet werden muss dies mit entsprechenden Zu- und Abschlägen bei Aufschub der Pension beziehungsweise Frühpensionierung. Das würde das Budget im Jahr 2026 um 1,3 Milliarden Euro, ab 2029 um fünf Milliarden pro Jahr entlasten.[1] Anschließend sollte das AntrittsalterDas gesetzliche Antrittsalter von Frauen wird in Österreich bis 2033 stufenweise auf 65 Jahre angehoben und damit an jenes der Männer angeglichen. Das tatsächliche Antrittsalter liegt aktuell für Männer bei circa 62, für Frauen bei 61 Jahren. an die Lebenserwartung gekoppelt werden, um das System stabil zu halten. Die Einsparungen sind gewaltig: von zwei Milliarden zu Beginn, bis zu zehn Milliarden Euro pro Jahr auf längere Sicht.
Schrittweise Modernisierung im Gesundheitssystem. Das österreichische Gesundheitssystem ist im internationalen Vergleich teuer. In Relation zur Wirtschaftsleistung geben wir rund einen Prozentpunkt mehr Geld aus als der Durchschnitt in der EU. Neben dem schon erwähnten Föderalismus kann durch präventiv wirkende Maßnahmen im System viel Geld gespart werden. Die ambulante Versorgung sollte gegenüber der teureren stationären Versorgung gestärkt werden. Zudem müsste verstärkt auf die digitale Diagnostik gesetzt werden. In einem ersten Schritt sind Einsparungen von rund 500 Millionen Euro im Jahr 2026 zu realisieren. Bis 2029 steigt das Volumen auf fünf Milliarden Euro pro Jahr an.
Ohne Reformen werden die Schulden Österreichs bis 2060 auf über 130 Prozent des BIP ansteigen.[2] Selbst mit einer Anpassung des Pensionsantrittsalters an die Lebenserwartung würde die Schuldenquote auf knapp 100 Prozent anwachsen.[3] Um die österreichische Bevölkerung schon heute vor griechischen Verhältnisse zu bewahren, braucht das Land eine Ausgabenbremse – am besten nach dem Vorbild der Schweiz. Auch die Nachbarn hatten ihr Budget früher nicht gut im Griff. Die Schuldenquote war Mitte der 1990er-Jahre binnen zehn Jahren um zehn Prozentpunkte auf fast 60 Prozent des BIP gestiegen. In einer Volksabstimmung votierten 80 Prozent der Schweizer für eine Beschränkung der Politik des Schuldenmachens.
Der Erfolg ist beeindruckend.[4] Die Verschuldung der Schweiz liegt mit knapp 40 Prozent nur mehr bei der Hälfte des österreichischen Werts. Das einfache Prinzip: Die öffentlichen Ausgaben dürfen nicht höher sein als die erwarteten Einnahmen. Neue Schulden gibt es nur, wenn die Einnahmen geringer ausfallen, als erwartet oder die Ausgabenbremse in einer Krise gelockert wird. In beiden Fällen müssen aber auch diese Schulden durch Einsparmaßnahmen in der Folge kompensiert werden. Gemäß Berechnungen der Agenda Austria ließe sich so auch der österreichische Schuldenberg bis 2050 auf unter 40 Prozent des BIP senken.
Wenn die kommende Regierung ihre Hausaufgaben in den Staatsfinanzen erfolgreich abgeschlossen hat, beginnt die eigentliche Arbeit. An Reformbedarf im Land fehlt es bekanntlich nicht. Neben einer effizienteren Organisation des föderalen Staates gibt es Potenzial auf dem Arbeitsmarkt, im Sozialsystem (insbesondere in der Pflege), im Bildungswesen und in der Wirtschaft. Ohne Entlastung bleibt Österreich ein Hochsteuerland. Besonders für Vollzeitbeschäftigte leiden stark unter den enormen Abgaben. Aber die Sanierung des Budgets muss der erste Schritt sein.
Fußnoten
Die Staatsschulden sind rasant gestiegen, das Defizit wächst. Österreich muss rasch Maßnahmen setzen, um das Budget zu sanieren. Aber wie soll das gehen, ohne die Wirtschaftskrise zu verschärfen? Die Agenda Austria hat ein Konzept erarbeitet, mit dem der Staat schon im kommenden Jahr knapp 11 Milliarden Euro einsparen kann. Bis zum Ende des Jah
Fast schon im Wochentakt schlagen bei den Unternehmen neue Regeln auf. Es kann schon längst nicht mehr als EU-Bashing gelten, den Regelungswahn der Brüsseler Schreibtischakrobaten als unmäßig zu kritisieren. Wir werfen einen Blick in die Giftküche der Bürokratie.
Schwerpunkt 1: Mehr Wachstum braucht das Land! Wirtschaftswachstum ist in Österreich zu einem Fremdwort geworden. Nicht nur in der Statistik und in den Prognosen der Institute ist es inzwischen weitgehend der Stagnation gewichen. Auch in den Wahlprogrammen der Parteien kommt es kaum noch vor. Man sollte ja erwarten, dass ein Land, dessen reales Br
Wohnen ist in Österreich nicht teurer als in anderen europäischen Ländern. Die Wohnkostenbelastung liegt unter dem EU-Schnitt. Und doch gibt es Verbesserungsbedarf: Künftige Regierungen sollten den Aufbau von Wohneigentum in der Mitte der Gesellschaft erleichtern, den geförderten Mietmarkt treffsicherer machen und dafür sorgen, dass ausreiche
Der Sozialstaat ist eine Errungenschaft, um die uns viele Menschen auf der Welt beneiden – aber auch eine finanzielle Belastung, die sich immer schwerer stemmen lässt. Die nächste Regierung wird um Sparmaßnahmen nicht herumkommen, wenn das System zukunftsfit bleiben soll. Für die Bürger muss das nicht unbedingt Verschlechterungen mit sich br
Eigentlich wollte die Regierung ja die Staatsschulden senken und die Bürger entlasten. Beides ist leider spektakulär misslungen. In der kommenden Legislaturperiode muss die Politik das Ruder herumreißen und einen Sparkurs einschlagen. Die gute Nachricht: Es gibt ziemlich viele Maßnahmen, die man setzen kann.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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