Die Zukunft ist immer ungewiss. Aber die Daten zeigen, dass ein breit gefächertes, weltweites Aktieninvestment wohl am besten geeignet ist, die Rolle des Sparbuchs zu ersetzen.
Wir haben ergründet, warum es sich lohnt, dabei auf die Kosten zu achten, und warum es aus Anlegersicht wenig sinnvoll ist, auf aktiv verwaltete Fonds zu setzen – weil diese meist teuer sind und den Markt im Schnitt nicht schlagen.
Aber das ist nur die halbe Story. Das Sparbuch ist so erfolgreich, weil es jahrzehntelang beworben wurde, weil es durchaus Phasen der positiven Realzinsen gab – und weil es einfach ist. Geldanlage – noch dazu in Selbstverwaltung, um Kosten zu sparen – ist keineswegs einfach. Es ist simpel. Aber schwer.
Denn unsere Psyche kommt ins Spiel und verhindert, dass wir das einfahren, was Jack Bogle den „fairen Anteil des Kleinanlegers“[1] genannt hat. Das Forschungsgebiet der Behavioral Finance kann dabei helfen, Anlegerfehler zu erkennen und Strategien zu ihrer Vermeidung zu entwerfen.
Der schlimmste Lapsus bei der privaten Altersvorsorge ist, sie zu unterlassen. Gerade niedrige Zinsen und die zunehmend unattraktiven klassischen Sparprodukte verführen aber viele dazu, Geld sofort zu konsumieren – oder gar den Konsum mittels Kredit vorzuziehen. Aber die Lebenserwartung steigt und das staatliche Pensionssystem ist keineswegs so stabil, wie es oft dargestellt wird.[2]
Dazu kommt, dass das Thema „Alter“ negativ besetzt ist, das Wort „Zukunft“ hingegen eher positive Gefühle hervorruft. Das erklärt zumindest, warum Finanzinstitute in der Werbung von Zukunftsvorsorge sprechen und nicht von Alter oder Pension. Das alleine reicht aber nicht. Einzige Lösung: Man muss an seiner Disziplin arbeiten und sich langfristige Sparziele setzen. „Langfristig fällt den Menschen nämlich leichter, sich ökonomisch rational zu verhalten, als kurzfristig.“[3]
Das eigene Wissen zu überschätzen, führt zu den häufigsten Anlagefehlern. Diese äußern sich oft im sogenannten „Home Bias“ sowie in der Tendenz, vor allem auf einen oder einige wenige Titel zu setzen. Der Home Bias beschreibt die Tatsache, dass Anleger eher im Heimatmarkt kaufen – in der Illusion, sich dort besser auszukennen. Oft spielen auch geringere Transaktionskosten eine Rolle.
Die Tendenz, Aktien des Heimatlandes zu bevorzugen, nimmt zwar seit Jahren ab, sie ist aber noch immer zu beobachten. Die Folge ist, dass Anleger viel zu wenig diversifizieren. Selbst ein Portfolio, das aus den 30 Unternehmen im Deutschen Aktienindex DAX besteht, ist bei weitem nicht breit genug aufgestellt. Dazu kommt, dass man ein zusätzliches Risiko eingeht, wenn man in einem Land investiert und arbeitet. Ein Abschwung könnte einen doppelt treffen. Perfide ist der Home Bias auch deshalb, weil ausgerechnet die USA eine Ausnahme darstellen. Ihr Aktienmarkt ist so groß und die Unternehmen im S&P 500 sind so international aufgestellt, dass man sicherlich ein breiteres Portfolio erhält als in jedem anderen Land.
Eine Abwandlung des Home Bias zeigt sich, wenn Anleger sich in eine oder einige wenige Aktien „verlieben“. Sie reduzieren die Streuung auf ein Minimum und erhöhen damit das Risiko gewaltig. Wie schlimm das enden kann, haben wir beim Kollaps von Wirecard gesehen, bei dem manch eng aufgestellter Investor seine Altersvorsorge verloren hat. Eine Abwandlung davon gab es bei der US-amerikanischen Betrügerfirma Enron. Deren Mitarbeiter hatten 62 Prozent ihrer Pensionsrücklagen in Aktien ihres Arbeitgebers investiert.[4]
Die neuen Smartphone-Apps, die günstigen Zugang zum Aktienmarkt bieten, sind ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist es gut und wichtig, wenn Kleinanleger sich Gebühren sparen und die Scheu vor dem Kapitalmarkt verlieren. Andererseits verleiten die Plattformen, die bei Bedienung und Oberfläche stark auf Vereinfachung setzen, Anleger zur „Zockerei“. Trauriges Mahnmal dieser Entwicklung ist der Selbstmord des 20-jährigen Amerikaners Alex Kearns. Er nahm sich im Juni 2020 das Leben, in der Annahme, 750.000 US-Dollar bei einer riskanten Finanzwette auf der US-App Robinhood verloren zu haben – und nachdem der Kundenservice nicht erreichbar war.[5]
Aber dramatische Vorfälle wie dieser sind nur die Spitze des Eisbergs. „Buy and hold“ oder „Buy low, never sell“ sind zwei der besten Strategien für Kleinanleger an den Aktienmärkten. Sie laufen aber gegen unseren Instinkt. Der Mensch ist dazu verleitet, aktiv tätig zu werden, weil er sein Schicksal selbst in die Hand nehmen will. Die Untersuchungen zeigen jedoch: Inaktive Anleger fahren besser als aktive. Es ist bei den einzelnen Investoren ähnlich wie bei den Fonds. Wer hin und her handelt, hat zwar die theoretische Chance, den Markt zu schlagen – die Statistik spricht aber für diejenigen, die inaktiv sind. Eine Studie zum Anlageerfolg von mehr als 66.000 US-Haushalten hat gezeigt, dass Anleger, die besonders aktiv gehandelt haben, in den Jahren 1991 bis 1996 eine durchschnittliche Rendite von 11,4 Prozent pro Jahr erzielt haben. Die Rendite des Gesamtmarktes lag im selben Zeitraum aber bei 17,9 Prozent pro Jahr.[6]
Hier kommt ein weiterer wichtiger Börsenspruch zum Tragen: „Time in the market beats timing the market.“ Die Daten zeigen, wie fatal es sein kann, ausgerechnet die besten Börsentage zu verpassen. Wer in den Jahren 1988 bis 2018 die 13 besten Tage des DAX ausgelassen hat, weil er zu früh ausgestiegen ist, hat seine Rendite halbiert. Am britischen Aktienmarkt hat es schon gereicht, die fünf besten Tage auszulassen.[7] Aktives Handeln ist ein gefährliches Spiel.
Privatinvestoren sind zudem geneigt, übertrieben auf neue Reaktionen zu reagieren – etwa auf eine Warnung vor einem Crash oder das Aufkommen eines neuen Trends. Eine langfristige Strategie sollte von diesen Elementen aber unbeeindruckt bleiben.
Fußnoten
Fast schon im Wochentakt schlagen bei den Unternehmen neue Regeln auf. Es kann schon längst nicht mehr als EU-Bashing gelten, den Regelungswahn der Brüsseler Schreibtischakrobaten als unmäßig zu kritisieren. Wir werfen einen Blick in die Giftküche der Bürokratie.
Schwerpunkt 1: Mehr Wachstum braucht das Land! Wirtschaftswachstum ist in Österreich zu einem Fremdwort geworden. Nicht nur in der Statistik und in den Prognosen der Institute ist es inzwischen weitgehend der Stagnation gewichen. Auch in den Wahlprogrammen der Parteien kommt es kaum noch vor. Man sollte ja erwarten, dass ein Land, dessen reales Br
Wohnen ist in Österreich nicht teurer als in anderen europäischen Ländern. Die Wohnkostenbelastung liegt unter dem EU-Schnitt. Und doch gibt es Verbesserungsbedarf: Künftige Regierungen sollten den Aufbau von Wohneigentum in der Mitte der Gesellschaft erleichtern, den geförderten Mietmarkt treffsicherer machen und dafür sorgen, dass ausreiche
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Eigentlich wollte die Regierung ja die Staatsschulden senken und die Bürger entlasten. Beides ist leider spektakulär misslungen. In der kommenden Legislaturperiode muss die Politik das Ruder herumreißen und einen Sparkurs einschlagen. Die gute Nachricht: Es gibt ziemlich viele Maßnahmen, die man setzen kann.
Österreich gibt sehr viel Geld für Bildung aus – und bekommt dafür nur mittelmäßige Resultate. In Schulnoten ausgedrückt verdient der Bereich bestenfalls ein „Befriedigend“. Dabei wäre es gar nicht so schwer, Einserschüler zu werden, auf dem Bildungsmarkt gibt es viele gute Ideen. Die nächste Regierung muss das Rad also nicht neu erf
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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