Geldanlage

Das Ende des Sparbuchs

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Es gibt keine Zinsen. Die Inflation steigt. Aber in Österreich ist das Sparbuch weiterhin Kult. Das ist absurd. Wir vernichten Kapital, statt es aufzubauen. Wir verlieren Kaufkraft, statt Eigentum zu schaffen. Aber was kann man tun? Was sind die Alternativen?

Österreich ist ein Land der Sparer. Nirgendwo sonst hat das Sparbuch ein derart erfolgreiches Maskottchen wie den „Sparefroh“, der seit Jahrzehnten dazugehört. Wir zelebrieren den Weltspartag und bunkern unser Geld. Wie eh und je. Am Sparbuch, am Sparkonto und – seit Neuestem – auch am Girokonto. Warum? Weil es ohnehin keine Zinsen mehr gibt. Weil wir jetzt noch mehr Geld zur Seite legen, um unsere Ziele zu erreichen. Weil es in der Pandemie ohnehin an Gelegenheiten gemangelt hat, Geld auszugeben.

Aber die Strategie geht nicht auf. Schon 20 Jahre lang, seit die Börsen unter dem Druck der Dotcom-Euphorie zusammengebrochen sind, sind die Zinsen real negativ – also nach Abzug der Inflationsrate. Die Folgen sind dramatisch: Sein Geld auf dem Sparbuch zu bunkern ist heute das Gegenteil dessen, was Herr Sparefroh empfiehlt. Es ist kein Kapitalaufbau, sondern Kapitalvernichtung. Die Kaufkraft des Geldes sinkt jeden Monat, jede Woche, jeden Tag.

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Bis zum März 2020 gab es noch so etwas wie Hoffnung, dass wir bald wieder in eine „normale“ Welt mit steigenden Zinsen zurückkehren werden. Aber die Pandemie hat diese Hoffnung zerschlagen. Statt eine Rückkehr in die Normalität einzuleiten, sind Staaten und Notenbanken tiefer in unbekannte Gewässer vorgedrungen – sehr viel tiefer. Was nach der Finanzkrise noch als „Quantitative Easing“ verbrämt wurde, um die wahren Absichten zu verstecken, wird heute offen ausgesprochen. Wir drucken Geld. Weil wir es können. Das soll das Finanzsystem am Laufen halten. Es soll die Menschen zum Konsum anregen. Denn das klassische Sparen funktioniert unter diesen Bedingungen nicht.

Das wenige Geld, das nach Abgaben und Ausgaben übrig bleibt, vermodert am Sparbuch.

Wenn der Crash im Jahr 2008 den Anfang vom Ende des Sparbuchs eingeleitet hat, dann hat Corona dieses Produkt endgültig kaltgestellt. Und mit ihm alle anderen Sparformen, die an den Leitzinsen hängen: etwa Bausparvertrag und Lebensversicherung. Stattdessen finden wir uns in einer für Sparer dystopisch anmutenden Welt wieder. Längst verlangt die Europäische Zentralbank (EZB) Minuszinsen für Guthaben, die Banken bei ihr bunkern. Viele Institute in Europa geben diese Minuszinsen an die Kunden weiter. Zuerst waren nur Unternehmen betroffen, dann vermögende Sparer. Alle paar Wochen senkt eine Bank die Obergrenze. Die Kunden müssen nun zahlen, wenn sie ihr Konto überziehen – und sie müssen ebenfalls zahlen, wenn es im Plus ist. In diesem Spiel gibt es keine Gewinner. Nur Verlierer, die nicht weiterwissen.

Ihnen ist dieses Paper gewidmet. Wer heute in Österreich lebt, zahlt hohe Steuern an einen Staat, dessen Leistung oft zu wün­schen übrig lässt. Er zahlt hohe Beiträge in ein Pensionssystem, dessen Zukunft ungewiss ist. Und das wenige Geld, das nach Abgaben und Ausgaben übrig bleibt, vermodert am Sparbuch.

Die Aktien- und Kapitalmarktkultur ist in Österreich massiv unterentwickelt.

So kann es nicht weitergehen. Das wissen auch die Betroffenen. Die Zahlen zeigen, dass das Interesse an Geldanlage steigt. Langsam, aber doch. Das ist zu begrüßen, die Aktien- und Kapitalmarktkultur ist in Österreich massiv unterentwickelt.

Der einzige Ausweg: Wir müssen zu einer Nation der Eigentümer werden – denn nichts anderes geschieht, wenn die Menschen verstärkt in Aktien investieren. Sie beteiligen sich an jenen Unternehmen, die ohnehin ihren Alltag prägen. Das war langfristig immer die beste Strategie.

Aber wie geht das? Auf welche Details ist zu achten? Welche Fehler sind zu vermeiden? Fragen, die diese Arbeit beantworten will.

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