Studierende an Universitäten, Fachhochschulen oder Pädagogischen Hochschulen haben alle vorhergehenden Stufen des Bildungssystems erfolgreich durchlaufen. Sie stellen die Gruppe mit dem formal höchsten Bildungsstand dar. Insofern ist die Analyse ihrer sozialen oder bildungsmäßigen Herkunft jener Indikator mit der höchsten Relevanz, wenn es darum geht, die Durchlässigkeit eines Bildungssystems als Ganzes zu bewerten.
Im Rahmen der „Studierenden-Sozialerhebung“ wird seit Mitte der 1970er-Jahre im Auftrag des zuständigen Bundesministeriums die soziale Lage der Studierenden in regelmäßigen Abständen untersucht und ausgewertet. Die aktuellste Erhebung stammt aus dem Jahr 2016 und bezieht ihre Daten aus dem WS 2014/15.[1] Darin wird die soziale Herkunft der Studienanfänger anhand des höchsten Bildungsabschlusses und der beruflichen Stellung der Eltern erhoben.[2]
Gemessen am höchsten schulischen Abschluss des Vaters zeigt sich eine über alle Bildungsgruppen hinweg ausgewogene soziale Verteilung der Studienanfänger:
Gemessen am höchsten Bildungsabschluss der Mütter zeigt sich eine leicht veränderte Verteilung bei einem insgesamt etwas niedrigeren Bildungsniveau.
In der Betrachtung der Bildungsabschlüsse beider Elternteile gemeinsam wird der jeweils höhere Abschluss als Ausweis der familiären „Bildungsherkunft“ herangezogen.
Seit 1994 bilden die Fachhochschulen neben den wissenschaftlichen Universitäten und den Kunstuniversitäten den dritten Typus von österreichischen Hochschulen. Die verschiedenen Hochschulen tragen in unterschiedlicher Weise zur sozialen Mobilität bei. Studienanfänger aus eher bildungsfernen Schichten sind an Fachhochschulen in wesentlich höherem Ausmaß vertreten:
Mit knapp 65 Prozent tragen die Fachhochschulen mit deutlichem Abstand zu den wissenschaftlichen Universitäten und den Kunstuniversitäten zur Aufstiegsmobilität von Studienanfängern aus eher bildungsfernen Schichten bei.
Eine der wichtigsten Informationsquellen zur aktuellen Lage des österreichischen Bildungssystems ist der jährlich erscheinende Bericht der Statistik Austria, „Bildung in Zahlen. Schlüsselindikatoren und Analysen“. Darin findet sich seit vielen Jahren im Kapitel 2.1 („Laufende Bildungsbe- teiligung“) eine grafische Darstellung mit dem Titel „Soziale Herkunft der inländischen Studierenden an Universitäten“. So auch in der aktuellen Ausgabe „Bildung in Zahlen 2013/14“.[4]
Im begleitenden Text heißt es:
„Die Schulbildung der Eltern und ihre Stellung im Beruf wirken sich erheblich auf die Bildungslaufbahn aus. (…) 28% der Studierenden haben einen akademisch gebildeten Vater und in 59% dieser Fälle ist auch die Mutter Akademikerin. Insgesamt kommen somit 16% der Studierenden aus reinen Akademikerfamilien. (…)“[5]
Die Darstellung und der erläuternde Text der Statistik Austria werfen in mehrfacher Hinsicht Fragen auf.
Die Darstellung der Statistik Austria in der Broschüre „Bildung in Zahlen 2013/14“ ist in Hinblick auf die Darstellung der sozialen Herkunft der Studierenden unvollständig. Das beginnt bei offensichtlichen redaktionellen Ungenauigkeiten, wodurch erst bei genauerem Hinsehen klar wird, dass sich die Zahlen auf Studienbeginner und nicht auf Studierende beziehen. Weiters wird – ohne nähere Erläuterung – lediglich das Verhältnis zum Bildungsabschluss des Vaters und der Mutter (in abgeleiteter Form) dargestellt, wodurch kein vollständiges Bild der intergenerationellen Bildungsmobilität vermittelt wird. Schließlich ist die Darstellung in zweierlei Hinsicht dazu geeignet, die Abhängigkeit der Bildungslaufbahn von der Schulbildung der Eltern als stärker darzustellen, als sie tatsächlich gegeben ist: Durch die Beschränkung auf die Studienanfänger an Universitäten wird jenes Drittel an Studienanfängern ausgeblendet, das generell aus bildungsferneren Schichten kommt, nämlich die Anfänger an Fachhochschulen. Und durch die fehlende Differenzierung zwischen Universitäten und Akademien in der Elterngeneration wird ebenfalls eine stärkere Bildungsübertragung zwischen den Generationen vermittelt, als dies durch die tatsächlich unterschiedlichen Abschlüsse der Fall ist.
Fußnoten
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