Es ist nicht zielführend, Armut mit einer ungleichen Verteilung von Einkommen und Vermögen gleichzusetzen. In einem Land können alle arm und damit einer gleichen Verteilung ausgesetzt sein.
Eine Situation, in der alle reich sind, wird von den meisten Menschen wohl bevorzugt werden. Aber auch das Maß der relativen Armut zeigt, dass selbst eine wohlhabende Nation, in der zwar alle vergleichsweise reich, aber manche eben noch reicher sind, immer von (relativer) Armut begleitet sein wird.
Im internationalen Vergleich weist Österreich eine geringe Armutsgefährdung aus. Zweifellos ist das ein Erfolg des hiesigen Sozialstaats und der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft. Zudem ist es gelungen, die Armut in den letzten Jahren weiter zurückzudrängen. Ungeachtet dessen gibt es in Österreich noch immer Armut, aber es geht den Armen heute relativ besser als früher. So steigt die Schwelle, ab der jemand als armutsgefährdet gilt, stetig an und liegt im europäischen Vergleich mittlerweile auf einem der höchsten Werte. Im Vorjahr galt eine Person als armutsgefährdet, die weniger als 1.161 Euro netto im Monat zur Verfügung hatte.
Die Ungleichheit der Einkommen zeigt im Trend für Österreich (mit Schwankungen) einen leichten, kaum messbaren Zuwachs. Strukturelle Veränderungen wie Demografie, Bildung, Migration, Haushaltsstrukturen und Arbeitsmarkt haben erheblichen Einfluss auf die Verteilung der Einkommen. Vor allem der Trend in die Teilzeit kann die Entwicklung der Einkommensungleichheit beeinflussen, der hier nicht vernachlässigt werden darf. Diese und andere strukturellen Veränderungen geben einen Einblick in die Gründe für die Entwicklung der Einkommensverteilung.
Ein Anstieg der Pensionierungen, die starke – meist freiwillige – Wahl von Teilzeitarbeit oder das frühere Ausziehen aus der elterlichen Wohnung erhöhen rein statistisch die Ungleichheit der Einkommen. Diese Trends werden sich in den kommenden Jahren vermutlich noch verstärken, weshalb davon auszugehen ist, dass die gemessene Ungleichheit tendenziell steigen wird. Dies ist jedoch kein Zeichen eines außer Kontrolle geratenen Wirtschaftssystems, sondern vielmehr ein Zeichen eines funktionstüchtigen Wohlfahrtsstaates, in dem es sich heute mehr Menschen leisten können, weniger zu arbeiten und früher eine eigene Wohnung zu beziehen. Gleichzeitig wird sich das Verhältnis von Aktiven zu Inaktiven erhöhen, wodurch die Ungleichverteilung der Einkommen automatisch steigen wird, schon aufgrund des Einkom- mensabfalls, der mit der Pensionierung einhergeht.
Während die Einkommen vergleichsweise gleichmäßig verteilt sind, ist bei den Vermögen der exakt gegenteilige Befund festzustellen. In kaum einem Land sind die Vermögen ungleicher verteilt als in Österreich – zumindest laut Statistik. Anders als behauptet gibt es dafür aber eine ganze Reihe an Erklärungen. Da Vermögen meist zuerst angespart werden muss, erscheint es nachvollziehbar, dass die Verteilung hier weniger gleich ist als bei den Einkommen, die im Lauf des Lebens erzielt werden. Ältere Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet und gespart haben, weisen so oftmals weit höhere Vermögen auf als ein Uni-Absolvent bei Antritt seiner ersten Beschäftigung. Klar ist also, dass eine Person am Ende des Erwerbslebens über ein höheres Vermögen verfügt als eine Person, die erst am Beginn der Karriere steht. Das führt dazu, dass in puncto Vermögen durchaus Mobilität innerhalb einer Generation zu erkennen ist. Eine Betrachtung der Vermögensverteilung zeigt demnach nicht nur den Unterschied zwischen sehr Erfolgreichen und weniger Erfolgreichen, sondern eben auch den Unterschied zwischen Jung und Alt.
Darüber hinaus zeigt sich, dass die Sache ganz anders aussähe, würden die staatlichen Pensionsver- mögen berücksichtigt. Österreich läge dann plötzlich wieder im europäischen Mittelfeld.
Markant ist, dass auch in Deutschland die Vermögen besonders ungleich verteilt sind. Ebenso fällt auf, dass diese beiden Länder den höchsten Mieter-Anteil der untersuchten Länder aufweisen – und damit den niedrigsten Wert an Eigenheimbesitzern. Das ist auch politisch gewollt, schließlich fördert der Staat das Mieten über die Bereitstellung günstigen Wohnraums deutlich stärker als den Erwerb von Eigenheimen. Das erhöht naturgemäß die Ungleichheit, zumal das Eigenheim traditionell den höchsten Vermögenswert eines Haushalts darstellt. Das wirft die Frage auf, warum Österreich gerade das Mietverhältnis so stark fördert, würde doch die Förderung von Wohneigentum die Ungleichheit nachhaltig reduzieren.
Der Unterschied im internationalen Nettovermögen lässt sich für Österreich gut zur Hälfte auch durch die unterschiedlichen Haushaltsstrukturen erklären. Hierzulande sind die Haushalte deutlich kleiner als in anderen Ländern, insbesondere durch den ungebrochen starken Trend hin zu Single-Haushalten. Dadurch sinkt das Haushaltsvermögen, wodurch die Ungleichverteilung steigt.
Während staatliche Eingriffe über Steuern und Umverteilung meist mit einer gleicheren Verteilung assoziiert werden,[1] gibt es eine Reihe von Interventionen, die eher die Ungleichheit steigen lassen. Ein stark ausgebautes Sozialsystem senkt die Anreize zur privaten Vorsorge und führt zu einem erhöhten Gegenwartskonsum. So kommt es beispielsweise dazu, dass die oft als Vorbilder verstandenen skandinavischen Länder Dänemark, Norwegen und Schweden allesamt eine hohe Vermögensungleichheit ausweisen.[2] Das Angebot an öffentlichem und günstigem (geförderten) Wohnraum zur Miete setzt Anreize zu mieten statt sich Immobilienvermögen anzueignen, so wie das in deutlich ärmeren Volkswirtschaften geschieht. Eine hohe Staatsverschuldung setzt Anreize auf schnellen Konsum, weil eine Entwertung des Geldes zu erwarten ist. Das senkt die Sparquote. Zudem bläht sie bestimmte Arten von Vermögen wie Immobilien oder Aktien auf und verstärkt auf diese Art die Ungleichheit.
In der globalen Betrachtung zeigt sich die Erfolgsgeschichte von Freihandel und Globalisierung. Laut der Weltbank hat sich die Zahl der weltweit von Armut betroffenen Menschen auf der Welt in den vergangenen 30 Jahren auf etwa eine Milliarde Menschen halbiert. Dies sind immer noch viel zu viele Menschen, die in bitterer Armut leben, aber gerade unter Berücksichtigung des enormen Bevölkerungswachstums ist dies vor allem in ärmeren Ländern eine positive Entwicklung.
Auch die globale Einkommensverteilung zeigt in ihrer Tendenz über die Jahre hinweg eine Entwicklung hin zu mehr Gleichheit. Die Ungleichheit von Einkommen ist nun nicht mehr durch Klassen innerhalb einer Gesellschaft begründet, sondern wird durch den Geburtsort definiert. Ländern, die sich dem freien Markt öffnen, geht es hier durchweg besser als jenen, die sich dieser Entwicklung verschließen.
Die globale Ungleichheit ist noch nicht besiegt. Aber es gibt deutlich sichtbare Schritte in die richtige Richtung. Mit mehr Freiheit, Globalisierung, Innovation und Wachstum.
Fußnoten
Fast schon im Wochentakt schlagen bei den Unternehmen neue Regeln auf. Es kann schon längst nicht mehr als EU-Bashing gelten, den Regelungswahn der Brüsseler Schreibtischakrobaten als unmäßig zu kritisieren. Wir werfen einen Blick in die Giftküche der Bürokratie.
Schwerpunkt 1: Mehr Wachstum braucht das Land! Wirtschaftswachstum ist in Österreich zu einem Fremdwort geworden. Nicht nur in der Statistik und in den Prognosen der Institute ist es inzwischen weitgehend der Stagnation gewichen. Auch in den Wahlprogrammen der Parteien kommt es kaum noch vor. Man sollte ja erwarten, dass ein Land, dessen reales Br
Wohnen ist in Österreich nicht teurer als in anderen europäischen Ländern. Die Wohnkostenbelastung liegt unter dem EU-Schnitt. Und doch gibt es Verbesserungsbedarf: Künftige Regierungen sollten den Aufbau von Wohneigentum in der Mitte der Gesellschaft erleichtern, den geförderten Mietmarkt treffsicherer machen und dafür sorgen, dass ausreiche
Der Sozialstaat ist eine Errungenschaft, um die uns viele Menschen auf der Welt beneiden – aber auch eine finanzielle Belastung, die sich immer schwerer stemmen lässt. Die nächste Regierung wird um Sparmaßnahmen nicht herumkommen, wenn das System zukunftsfit bleiben soll. Für die Bürger muss das nicht unbedingt Verschlechterungen mit sich br
Eigentlich wollte die Regierung ja die Staatsschulden senken und die Bürger entlasten. Beides ist leider spektakulär misslungen. In der kommenden Legislaturperiode muss die Politik das Ruder herumreißen und einen Sparkurs einschlagen. Die gute Nachricht: Es gibt ziemlich viele Maßnahmen, die man setzen kann.
Österreich gibt sehr viel Geld für Bildung aus – und bekommt dafür nur mittelmäßige Resultate. In Schulnoten ausgedrückt verdient der Bereich bestenfalls ein „Befriedigend“. Dabei wäre es gar nicht so schwer, Einserschüler zu werden, auf dem Bildungsmarkt gibt es viele gute Ideen. Die nächste Regierung muss das Rad also nicht neu erf
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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