Staatshaushalt

Armsparen mit der EZB

Was tun gegen Negativzinsen?

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Die Europäische Zentralbank befindet sich im Krisenmodus. Warum die Zinsen zu niedrig sind, die Sparer in Österreich zu den Leidtragenden zählen und der Finanzminister profitiert.

Überblick

Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), hat zusammen mit anderen Mitgliedern des EZB-Rats die Leitzinsen im September weiter gesenkt. Damit scheint die europäische Geldpolitik, die angesichts des niedrigen Zinsniveaus schon seit Jahren als sehr locker gilt, wieder im Krisenmodus. Das Erbe des italienischen Notenbankers lässt nur geringen Spielraum offen: Banken, die Geld bei der EZB liegen lassen,[1] werden dafür mit noch niedrigeren negativen Zinsen (minus 0,5 Prozent) belastet, ein neues Ankaufprogramm für Staatsanleihen wird bald gestartet, obwohl die EZB bereits rund ein Viertel der Staatsschulden aller Euroländer hält. Und mithilfe neuer Kredite an die Banken soll die lockere Geldpolitik auch stärker bei den Unternehmen in der Eurozone ankommen.

Die niedrigen Zinsen im Bereich der Wohnkredite haben die Verschuldung angefacht.

Die Haushalte in Österreich sind weit mehr von der Niedrigzinspolitik betroffen als jene anderer Länder, weil hierzulande sehr traditionell veranlagt wird. Etwa über das Sparbuch. Die Entwertung der Geldvermögen und die niedrigeren Vermögenseinkommen drücken daher auf die realen Einkommen. Gleichzeitig haben die niedrigen Zinsen im Bereich der Wohnkredite die Verschuldung und damit auch die Vermögenspreisinflation auf dem Immobilienmarkt angefacht. Für die Regierungen der Euroländer sind die niedrigen Zinsen hingegen eine willkommene Entlastung. Trotz hoher Schulden in vielen Staaten sind die Zinskosten heute in Relation zur Wirtschaftsleistung um 40 Prozent geringer als noch 2012.

Handlungsempfehlungen

„Armsparen“ nicht weiter staatlich fördern. Es braucht in Österreich eine neue Spar- und erstmals eine Kapitalmarktkultur. Sparbücher sind keineswegs risikoarm, weil sie ein langfristiges Risiko für die Kaufkraft des persönlichen Geldvermögens sind. Ein erster Schritt wäre es, Sparbuchzinsen nicht weiter mit einem im Vergleich zu Wertpapieren begünstigten Steuersatz zu belegen.

Neue Wege für die Altersvorsorge. Angesichts der offensichtlichen Herausforderungen für die Finanzierung der öffentlichen Altersvorsorge braucht es günstige und steuerlich attraktive Vehikel für die private Vorsorge. Ein endbesteuertes Depot bzw. Konto für die eigene Altersvorsorge könnte so eines sein. Die Steuerlast wird also ans Ende des Lebens verschoben, der Zinseszins-Effekt kann in der Ansparphase hingegen voll wirken.

Die Niedrigzinsen nützen. Der österreichische Staat erspart sich Jahr für Jahr Milliarden durch die Niedrigzinsen. Diese Spielräume sollten genutzt werden, um die Bürger steuerlich zu entlasten.

Kritik äußern und Transparenz schaffen. Österreich sollte seine Stimme auf europäischer Ebene nutzen, um für eine weniger expansive Geldpolitik einzutreten. Darüber hinaus könnte das österreichische EZB-Ratsmitglied für eine Reform eintreten, die die Transparenz der Entscheidungsfindung im Rat erhöht.

Schulbildung für Vermögensaufbau. Es braucht insbesondere an den Schulen mehr Informationen und Wissen in Bezug auf die fundamentalen Fragen des Sparens, Investierens und Vorsorgens.


Fußnoten

  1. Vor der Krise haben Banken bei der EZB kaum Geld in Form von Einlagen gehortet. Aktuell liegen aber rund 555 Milliarden Euro an Geldern bei der Zentralbank in Frankfurt. Ein negativer Zins von 0,5 Prozent bedeutet theoretisch also 2,7 Milliarden Euro Verluste jährlich auf diese Mittel.
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