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Weitere Informationen '„Ich will die Kinder nicht anlügen und ihnen sagen, dass sie mit Fleiß alles erreichen können. Das stimmt nicht. Die Kinder sind ja nicht dumm. Aber sie werden aussortiert.“ Melisa Erkurt will nicht mehr hören, dass es Zeit braucht, bis das österreichische Bildungssystem auf die Anforderungen von Kindern mit Migrationshintergrund umgestellt wird. „Das lass ich mir nicht mehr sagen. Wir haben keine Zeit mehr, nur zu reden, das machen die Bildungsexperten seit Jahren. Ich will, dass endlich etwas getan wird“, sagt die Autorin im Podcast-Gespräch mit Nikolaus Jilch.
Erkurt hat gerade ein vielbeachtetes Buch herausgebracht: „Generation Haram. Warum Schule lernen muss, allen eine Stimme zu geben.“ Darin geht es auch um den Einfluss des Islam auf heimische Jugendliche mit Migrationsgeschichte. Aber vor allem geht es darum, dass das österreichische Schulsystem diese Kinder im Stich läßt.
Der „Normalzustand“, den unsere Schulen voraussetzen, wird immer seltener, sagt Erkurt, die selbst kurz als Deutschlehrerin gearbeitet hat: „Dass jedes Kind ein eigenes Zimmer hat und Eltern, die bei den Hausaufgaben helfen, davon können wir nicht mehr ausgehen.“
Mehr als 60 Prozent der Schülerinnen und Schüler an Wiener Volksschulen sprechen zuhause eine andere Sprache als Deutsch, wie eine aktuelle Grafik der Agenda Austria zeigt. Erkurt hat Sprachprobleme sogar in Gymnasien erlebt: „Sozial sind diese Kinder sehr stark. Mobbing gibt es fast nicht. Aber das Problem sind die Deutschkenntnisse. Was bringt die Matura, wenn die Kinder nicht gut Deutsch können?“
Erkurt, die selbst als Kleinkind mit ihrer Mutter aus Bosnien nach Österreich flüchten musste, will Mehrsprachigkeit aber nicht als Nachteil verstehen. „Das ist eigentlich eine Ressource, aber in der Schule wird sie nicht ausgenützt. Die Lehrerinnen und Lehrer sind auch nicht ausgebildet, um mehrsprachige Kinder zu unterrichten.“ Leider seien viele Kinder deshalb in beiden Sprachen schlecht, die sie eigentlich sprechen sollten
Man müsse die Eltern miteinbeziehen, aber nicht mit der Kürzung der Sozialhilfe drohen. Es sollte außerdem ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr eingeführt werden, so Erkurt: „Wir können nicht die Kinder und ihren Hintergrund ändern, wir müssen die Schule anpassen. Und zwar an den worst case. Wenn dann die Schule funktioniert, funktioniert sie für alle. Die Schulen müssen so attraktiv gestaltet werden, dass alle ihre Kinder dort gerne hinschicken. Dafür braucht es auch Ganztagsschulen. Aber nicht so, wie das jetzt gestaltet ist. Das ist nicht attraktiv.“ Werden diese Schritte nicht gesetzt, drohe eine Abwanderung in Privatschulen.
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Zur Person: Melisa Erkurt (geb. 1991) ist Autorin und ORF-Journalistin. Als kleines Kind musste sie mit ihrer Mutter aus Bosnien nach Österreich flüchten. In Purkersdorf (NÖ) besuchte sie das Gymnasium und studierte dann in Wien Deutsch, Psychologie und Philosophie. Vor ihrer Tätigkeit beim ORF schrieb Erkurt für das Magazin “biber” und unterrichtete ein Jahr lang Deutsch an einer Wiener AHS. Heute schreibt sie als Kolumnistin unter anderem für den “Falter” und die Berliner “tageszeitung”. Ihr Buch “Generation Haram” ist beim Verlag Zsolnay erschienen.
Dieses muss aber nicht durch neue Steuereinnahmen aufgetrieben werden, sondern könnte durch eine Umstrukturierung der Bildungsausgaben frei werden. Hierzulande wird für die frühen Phasen der Bildungskarriere – im Verhältnis zu fortgeschrittenen Ausbildungsstufen – wenig Geld ausgegeben. Länder wie Dänemark, Schweden oder Estland investier
Die ersten Jahre sind entscheidend für die sprachliche und soziale Entwicklung eines Menschen. Kinder sind in frühen Jahren besonders lernfähig. Was in dieser Zeit verpasst wird, erhöht später die Kosten für das Bildungssystem, aber auch für die Gesellschaft insgesamt.
Mehr Zeit in der Schule und damit in einem geregelten Umfeld fördert die sprachliche und soziale Integration. Es sollten daher viel mehr Schulen in einen Ganztagsmodus wechseln. Derzeit gibt es beim Angebot noch große regionale Unterschiede.
Mangelhafte Sprachkenntnisse führen zu einer Einstufung als außerordentlicher Schüler und zur verpflichtenden Teilnahme an einem Deutschförderkurs oder – sind die Kenntnisse unzureichend – einer gesonderten Deutschförderklasse. Doch im Schulstartalter hat das Unheil schon längst seinen Lauf genommen.
Sieben von zehn Wiener Pflichtschülern sprechen im Alltag nicht vorwiegend Deutsch. Das muss nicht zwangsläufig ein Problem darstellen, Mehrsprachigkeit kann ja sogar ein Vorteil sein. Allerdings nur, wenn die Kinder Deutsch zumindest gut genug beherrschen, um dem Schulunterricht zu folgen. Letzteres ist leider sehr oft nicht der Fall.
Je nach Schultyp dauert der Einstieg in die Erwerbstätigkeit unterschiedlich lang, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt. Absolventinnen einer Lehre beginnen im Schnitt nach sieben Tagen einen Job. „Das zeigt, dass die Lehre besser ist als ihr Ruf und Personen mit Lehrabschluss auf dem Arbeitsmarkt gefragter sind denn je“, sagt Agenda A
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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