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Die Politik hat es versäumt, einen Notfallplan für den Unterricht zu erstellen.
Die Schließung von Schulen und Kindergärten während der Coronapandemie hatte weitreichende Folgen – für Eltern, Kinder, aber auch für die gesamte Wirtschaft. Bei vielen Schülern hat der Lockdown große Wissenslücken hinterlassen. Besonders bei jenen Kindern, die aufgrund begrenzter Möglichkeiten zu Hause kaum Unterstützung erhalten, wird durch die fehlende Entschlossenheit der Politik eine Karriere verbaut. Verlieren Schüler ein Jahr an Schulbildung, führt das Schätzungen zufolge im späteren Erwerbsleben zu einem um fünf Prozent geringeren Einkommen.
Wie viel Wissen im vergangenen Schuljahr vermittelt wurde, hing stark von den Lehrkräften ab. Davon, ob ein Pädagoge motiviert war oder nicht. Damit hat das Virus den Faktor Glück in der Bildungslotterie noch einmal erhöht. Auch für den Herbst sieht es düster aus, sollte sich die Hoffnung, dass die Betreuungseinrichtungen geöffnet bleiben, nicht erfüllen.
Mit einem neuen Ampelsystem soll zwar regional auf die Infektionsausbreitung reagiert werden. So sollen flächendeckende Schulschließungen verhindert werden. Als Vorsichtsmaßnahme wurde aber auch der Sonderurlaub für Eltern verlängert. Denn es ist auch dem Ministerium klar, dass einzelne Schüler, ganze Klassen oder Schulen immer wieder im Home-Schooling bleiben werden. Eine Entscheidung, die symptomatisch für den Umgang mit der Bildung während der Pandemie ist.
Anstatt Schulen, Lehrer und Schüler darauf vorzubereiten, wie sie für den Fall von Schulschließung einen Notbetrieb im virtuellen Klassenzimmer nutzen können, wird der Unterricht wieder auf die Eltern abgewälzt. Tausende Bürger ohne pädagogische Ausbildung werden wieder als Hilfslehrer eingespannt. Über die Konsequenzen macht man sich in der Politik offenbar zu wenig Gedanken. Wer selbst Kinder hat, weiß, dass Hausaufgabenlösen neben der Arbeit nur in den Köpfen jener funktioniert, die so etwas noch nie gemacht haben. Während die einen noch von einer steigenden Produktivität im Home-Office träumen, werden die anderen alle drei Minuten vom Kind beim Arbeiten unterbrochen. Von den vielen Schülern, die mit ihren Problemen völlig alleingelassen werden, nicht zu reden.
Hinzu kommen wirtschaftliche Folgen enormen Ausmaßes. Der Ausfall produktiver Arbeitszeit verursacht bei einer flächendeckenden Schulschließung Kosten in der Höhe von rund 900 Millionen Euro. Und zwar jede Woche. Allein der erste Lockdown im Frühjahr hat eine Wertschöpfung von rund 1,8 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung vernichtet.
Es kann der jetzigen Regierung nicht angelastet werden, dass sie die Digitalisierung in der Bildung verschlafen hat. Es muss ihr aber vorgeworfen werden, im Sommer zu wenig getan zu haben, um besser durch den Herbst zu kommen. Während E-Learning in anderen Ländern längst zum Schulalltag gehört, gibt es in Österreich noch immer Lehrkräfte, die angeblich über keinen Computer verfügen und sich nie mit digitaler Kommunikation beschäftigten mussten.
Kam die erste Infektionswelle noch für alle überraschend, warnten Experten bereits damals vor der Möglichkeit, dass die Zahlen im Herbst wieder steigen werden. Statt einen Notfallplan mit einheitlicher Softwarelösung für einen virtuellen Austausch zwischen Schülern und Lehrkraft, intensiver Ausbildung zur pädagogischen Nutzung der digitalen Hilfsmittel und Ausstattung mit der Hardware zu erstellen, baut man offensichtlich darauf, dass die Eltern das schon irgendwie schaffen werden.
Gastkommentar von Hanno Lorenz in der „Presse“ (04.09.2020)
Ein großer Teil der verbleibenden Lücke beim Gender Pay Gap ist historisch gewachsen und lässt sich durch Einkommensunterschiede zwischen den verschiedenen Branchen oder auch zwischen einzelnen Berufen erklären.
Dieses muss aber nicht durch neue Steuereinnahmen aufgetrieben werden, sondern könnte durch eine Umstrukturierung der Bildungsausgaben frei werden. Hierzulande wird für die frühen Phasen der Bildungskarriere – im Verhältnis zu fortgeschrittenen Ausbildungsstufen – wenig Geld ausgegeben. Länder wie Dänemark, Schweden oder Estland investier
Die ersten Jahre sind entscheidend für die sprachliche und soziale Entwicklung eines Menschen. Kinder sind in frühen Jahren besonders lernfähig. Was in dieser Zeit verpasst wird, erhöht später die Kosten für das Bildungssystem, aber auch für die Gesellschaft insgesamt.
Mehr Zeit in der Schule und damit in einem geregelten Umfeld fördert die sprachliche und soziale Integration. Es sollten daher viel mehr Schulen in einen Ganztagsmodus wechseln. Derzeit gibt es beim Angebot noch große regionale Unterschiede.
Mangelhafte Sprachkenntnisse führen zu einer Einstufung als außerordentlicher Schüler und zur verpflichtenden Teilnahme an einem Deutschförderkurs oder – sind die Kenntnisse unzureichend – einer gesonderten Deutschförderklasse. Doch im Schulstartalter hat das Unheil schon längst seinen Lauf genommen.
Sieben von zehn Wiener Pflichtschülern sprechen im Alltag nicht vorwiegend Deutsch. Das muss nicht zwangsläufig ein Problem darstellen, Mehrsprachigkeit kann ja sogar ein Vorteil sein. Allerdings nur, wenn die Kinder Deutsch zumindest gut genug beherrschen, um dem Schulunterricht zu folgen. Letzteres ist leider sehr oft nicht der Fall.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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