Die Eltern brauchen keinen Bildungsminister, der ihnen mitfühlend auf die Schulter klopft. Sie erwarten sich Lösungen – und das auch völlig zu Recht.
In Finnland ging das Leben an den Schulen schon im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 fast wie gewohnt weiter. Die Schüler wurden über „Google Classroom“ digital unterrichtet, geprüft und getestet. Weder für die Schüler noch für die Lehrer war die Anwendung der Unterrichtssoftware eine größere Herausforderung. Sie wurde schon Jahre vor dem Ausbruch der Pandemie eingesetzt, beginnend mit den ersten Klassen. Die Pädagogen lernten bereits in ihrem Studium damit umzugehen, weshalb der zu unterrichtende Stoff ohne größere Lücken durchgezogen wurde.
„Eltern sind keine Lehrer, das dürfen sie auch nicht sein. Diese Aufgabe hat die Schule, wir Lehrer sind dafür zuständig, dieser Verantwortung müssen wir gerecht werden“, wie Marjaana Ajanto, Pädagogin eines finnischen Gymnasiums, vor wenigen Wochen gegenüber der „Kleinen Zeitung“ meinte.
So etwas würde man auch in Österreich gerne hören. Seit gut einem Jahr müssen die Eltern immer wieder als nicht ausgebildete Lehrkräfte einspringen. Wobei es genau genommen nicht „die Eltern“ sind, sondern die Mütter. In den meisten Haushalten gehen die Väter so früh wie möglich zur Arbeit, während die Mütter die Kinder zu unterrichten und „nebenbei“ ihren Job zu erfüllen versuchen – so sie noch einen haben. Wir sind eben ein traditionelles Land.
Modern sind wir bestenfalls in der Verklärung der Realität. Während der Schulzeit allein zu Hause (vor dem Fernseher) zu sitzen oder von einem gestressten und überforderten Elternteil (Mutter) mehr schlecht als recht unterrichtet zu werden, heißt hierzulande eben nicht während der Schulzeit allein zu Hause (vor dem Fernseher) zu sitzen oder von einem gestressten und überforderten Elternteil (Mutter) mehr schlecht als recht unterrichtet zu werden. Man nennt es Distance-Learning oder Homeschooling. Da weht doch gleich ein Hauch von Silicon Valley durch das elterliche Klassenzimmer.
Es hat nämlich keinen Sinn, wenn Schüler vom Staat Laptops oder iPads zur Verfügung gestellt bekommen, den Lehrern diese Geräte aber fehlen. Und wenn wir schon dabei sind: Sorgen Sie doch dafür, dass alle Lehrkräfte den Umgang mit digitaler Lernsoftware beherrschen – sie werden das auch nach den Lockdowns brauchen, weil die Digitalisierung unseres täglichen Lebens keine vorübergehende Laune des Zeitgeists ist. Sie ist gekommen, um zu bleiben. Ob wir das nun wollen oder nicht. Durchtauchen ist also keine Lösung.
Kommunizieren Sie doch mehr mit Ihren Schulleitern, und fragen Sie sie, was sie brauchen. Derzeit ist es ja so, dass die heimischen Schüler das nötige Glück auf ihrer Seite haben müssen, um von engagierten Lehrern unterrichtet zu werden. Das ist auch oft der Fall, aber nicht immer. Kein Fehler wäre es, die engagierten Pädagogen und Schulleiter besser zu entlohnen als jene, die mit der Situation genauso überfordert sind wie viele Eltern. Falls dem das Dienstrecht entgegensteht, ändern Sie es. Das ist Ihr Job, denn genau dafür tragen die Bürger dieses Landes eine erdrückend hohe Steuerlast.
Sie tragen diese erdrückend hohe Steuerlast aber nicht, um wochenweise mit ihren Kindern ins Distance-Learning zu wechseln. Es ist nämlich so, dass die meisten Mütter und Väter keine Richter mit freier Zeiteinteilung sind. Die meisten gehen einer geregelten Arbeit nach, die sie auch gerne behalten würden. Von den Selbstständigen gar nicht zu reden. Auch wenn es viele überraschen sollte: Deren Mitarbeiter wollen ihre Löhne ausbezahlt bekommen, die Kunden wiederum die vereinbarte Leistung erfüllt sehen.
Die Eltern brauchen keinen Bildungsminister, der ihnen mitfühlend auf die Schultern klopft. Sie brauchen einen Bildungsminister, der endlich in die Gänge kommt und Lösungen anbietet. Finnland schafft das schließlich auch.
Gastkommentar von Franz Schellhorn in der “Profil” (12.04.2021).
Dieses muss aber nicht durch neue Steuereinnahmen aufgetrieben werden, sondern könnte durch eine Umstrukturierung der Bildungsausgaben frei werden. Hierzulande wird für die frühen Phasen der Bildungskarriere – im Verhältnis zu fortgeschrittenen Ausbildungsstufen – wenig Geld ausgegeben. Länder wie Dänemark, Schweden oder Estland investier
Die ersten Jahre sind entscheidend für die sprachliche und soziale Entwicklung eines Menschen. Kinder sind in frühen Jahren besonders lernfähig. Was in dieser Zeit verpasst wird, erhöht später die Kosten für das Bildungssystem, aber auch für die Gesellschaft insgesamt.
Mehr Zeit in der Schule und damit in einem geregelten Umfeld fördert die sprachliche und soziale Integration. Es sollten daher viel mehr Schulen in einen Ganztagsmodus wechseln. Derzeit gibt es beim Angebot noch große regionale Unterschiede.
Mangelhafte Sprachkenntnisse führen zu einer Einstufung als außerordentlicher Schüler und zur verpflichtenden Teilnahme an einem Deutschförderkurs oder – sind die Kenntnisse unzureichend – einer gesonderten Deutschförderklasse. Doch im Schulstartalter hat das Unheil schon längst seinen Lauf genommen.
Sieben von zehn Wiener Pflichtschülern sprechen im Alltag nicht vorwiegend Deutsch. Das muss nicht zwangsläufig ein Problem darstellen, Mehrsprachigkeit kann ja sogar ein Vorteil sein. Allerdings nur, wenn die Kinder Deutsch zumindest gut genug beherrschen, um dem Schulunterricht zu folgen. Letzteres ist leider sehr oft nicht der Fall.
Je nach Schultyp dauert der Einstieg in die Erwerbstätigkeit unterschiedlich lang, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt. Absolventinnen einer Lehre beginnen im Schnitt nach sieben Tagen einen Job. „Das zeigt, dass die Lehre besser ist als ihr Ruf und Personen mit Lehrabschluss auf dem Arbeitsmarkt gefragter sind denn je“, sagt Agenda A
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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