Beschäftigung

Österreich in der Corona-Krise

Eine Bildgeschichte der Agenda Austria

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Oft wird die Corona-Krise mit der Finanz- und Wirtschaftskrise des Jahres 2008 verglichen. Doch dieser Vergleich hinkt in vielerlei Hinsicht. Nicht nur, dass es sich um eine von einer Pandemie ausgelösten Krise handelt, auch die Wirkung stellt die Situation des Jahres 2008 weit in den Schatten. Insbesondere der Arbeitsmarkt wird mit voller Wucht getroffen. Nachfolgend gibt es die wichtigsten Entwicklungen auf einen Blick.

Abbildung 1: Die Pandemie hat den Arbeitsmarkt im März diesen Jahres kalt erwischt. Durch den Lockdown kam es gleich in mehreren Sektoren zu starken Einschränkungen in den Unternehmen. In der Folge lag auch der Anstieg der Arbeitslosen um ein Vielfaches höher, als wir es in den vergangenen 20 Jahren gesehen haben.

Abbildung 2: Auch im historischen Kontext stellt die Entwicklung einen negativen Höhepunkt dar. Die Zahl der unselbständig Beschäftigten ist gegenüber dem Vorjahr so stark zurück gegangen wie zuletzt im Winter 1952.

Abbildung 3: Dabei wurde mit der Einführung eines überarbeiteten Kurzarbeit-Modells Schlimmeres verhindert. Zu den knapp 600.000 Personen, die im April arbeitslos gemeldet waren, kamen noch einmal fast doppelt so viele in Kurzarbeit dazu. So waren Mitte Mai 1,3 Millionen Beschäftigte hierzulande in Kurzarbeit. Womit beinahe so viele Menschen unbeschäftigt wie beschäftigt waren.

Abbildung 4: Besonders die Jungen sind von der Arbeitsmarktkrise betroffen. Der Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit (Menschen unter 25 Jahre) war mehr als doppelt so stark wie jener der Personen über 50 Jahren. Die Kosten der Krise werden wiederum stark von den Jungen zu schultern sein.

Abbildung 5: Unterschiede lassen sich aber nicht nur nach dem Alter, sondern auch nach dem Ausbildungsstand festhalten. Im April 2020 stieg die Arbeitslosenquote gegenüber dem Vormonat insbesondere bei den Geringqualifizierten sprunghaft an. So war im April jede dritte Person arbeitslos, deren höchster Bildungsabschluss die Pflichtschule darstellt; knapp zehn Prozentpunkte oder 43 Prozent mehr als noch im Februar. Akademiker hingegen konnten den geringsten Anstieg verzeichnen. Generell lässt sich festhalten: Je höher das Bildungsniveau, desto höher der Anteil der Beschäftigten im Homeoffice.[1]

Abbildung 6: Auch regional zeigen sich enorme Unterschiede. So wurde die Kurzarbeit besonders stark in Oberösterreich in Anspruch genommen. Dort waren nahezu 40 Prozent der Erwerbstätigen in Kurzarbeit. Hinzu kommen noch einmal zwei Prozentpunkte an zusätzlichen Arbeitslosen seit März. Den höchsten Zuwachs in der Arbeitslosenquote hat es hingegen in Tirol gegeben. Mit Ausnahme vom Burgenland, Tirol und Kärnten mussten durch Corona mehr als 40 Prozent der Menschen Einbußen am Arbeitsmarkt hinnehmen.

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Abbildung 7: Aufgrund der behördlichen Schließungen im Bereich der Beherbergung und Gastronomie ist in diesem Sektor kaum noch jemand beschäftigt. Per Ende April waren es nur noch rund sieben Prozent der Menschen aus dieser Branche. Das bedeutet, dass sich nicht einmal jeder 13. Erwerbsfähige aus diesem Sektor in einem normalen Arbeitsverhältnis befindet. 43 Prozent sind in Kurzarbeit, knapp die Hälfte arbeitslos. Besser hat es da die öffentliche Verwaltung erwischt. Gerade einmal zwei von 100 Staatsdienern haben keinen Job. Corona hatte hier aber so gut wie keine Auswirkung auf die Beschäftigung.

Abbildung 8: Die Gruppe der Arbeiter ist von Arbeitslosigkeit stärker getroffen worden als jene der Angestellten. Einerseits liegt das daran, dass die Arbeitsverhältnisse oft eine schnellere Kündigung zugelassen haben als bei Arbeitnehmern. Andererseits wurde aber auch der Arbeitsmarkt genau in jenen Sektoren besonders hart getroffen, in denen der Arbeiter-Anteil hoch ist.

Abbildung 9: Besser hat es hingegen jene erwischt, die im Auftrag des Staates aktiv sind. Für Österreich zeigt sich einmal mehr die Teilung des Landes in geschützt und ungeschützt. 82 Prozent der Menschen in Kurzarbeit kommen aus dem Privatsektor, 18 Prozent aus dem staatlichen und teilstaatlichen Bereich. Acht von zehn Arbeitslosen kommen aus der ungeschützten Privatwirtschaft, die nur 61 Prozent der derzeit Beschäftigten stellt. Öffentlich Bedienstete sind kaum von Einkommenseinbußen betroffen, ganz im Gegensatz zu jenen Menschen, die täglich voll im Wind der globalisierten Märkte stehen.

Abbildung 10: Wie unterschiedlich sich die Corona-Krise am Arbeitsmarkt auswirken kann, zeigt ein weiterer internationaler Überblick. So ist die ohnehin schon vergleichsweise hohe Arbeitslosigkeit in Spanien noch einmal deutlich gestiegen. Den stärksten Anstieg unter jenen OECD-Ländern, die bisher Arbeitsmarktdaten für April veröffentlicht haben, lässt sich allerdings in Österreich und Norwegen feststellen; wenngleich auf relativ niedrigem internationalem Niveau.

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Abbildung 11: Die Idee der Kurzarbeit ist es zweifelsfrei, Arbeitnehmer vor der Arbeitslosigkeit zu schützen. Um ein vollständiges Bild zu erhalten, gilt es daher beide Daten – Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit – zu kombinieren. So sind in der Schweiz insgesamt mehr als 40 Prozent der Erwerbsbevölkerung von der Krise betroffen. In Österreich ist es etwa jeder Dritte. Obwohl Spanien eine der höchsten Zahlen an Corona-Fällen weltweit ausweist, ist nach offiziellen Statistiken nur knapp jeder Fünfte betroffen. In Schweden, das in der Corona-Krise weitgehend auf behördliche Einschränkungen verzichtet hat, ist es sogar nur jeder zehnte.

Abbildung 12: Auch für den Finanzminister hat sich durch Corona einiges verändert. 200.000 Arbeitslose mehr als noch vor zwei Monaten und rund 1,3 Millionen Menschen in Kurzarbeit reißen ein tiefes Loch ins Budget. Je nachdem wie lange dieser Zustand anhält, werden die Einnahmen für den Staat zwischen 4,5 Milliarden Euro und 12,6 Milliarden Euro geringer ausfallen; allein auf Seiten der Einkommensteuer und Sozialversicherungsbeiträge. Langfristig wird die Kurzarbeit auch das Loch in der Pensionsversicherung weiter erhöhen. Während die Menschen zwar nur einen Teil der Zeit arbeiten und entsprechend weniger Beiträge in die Pensionsversicherung einzahlen, erwerben sie aber gleichzeitig die vollen Ansprüche. Dies wird die Finanzierungssituation der ohnehin in Schieflage befindlichen Pensionsversicherung zusätzlich belasten.


Fußnoten

  1. Austrian Corona Panel Project (2020): Austrian Corona Panel Data. Vienna: University of Vienna.
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