Große Teile der Wirtschaft und die meisten Bürger empfanden 2021 als Wieder einmal soll Geld alles richten: Bildungsminister Martin Polaschek hat angekündigt, dass jeder Schuldirektor und jede Schuldirektorin 500 Euro Bonus bekommen soll – als Dank für die Leistungen in der Pandemie. Es versteht sich von selbst, dass die Lehrergewerkschaft nun fordert, allen Lehrkräften einen Bonus zu geben, nicht nur den Chefs. Anerkennung ist gut gemeint, Österreichs Schulen werden durch solche Geschenke nicht besser, und die Schwierigkeiten, mit denen die Pädagogen zu kämpfen haben, nicht kleiner.
40 Direktorinnen und Direktoren aller Schultypen wandten sich jüngst in einem offenen Brief an den Minister, um auf Missstände hinzuweisen. Die Kritik beginnt mit einem Satz, der schon ziemlich viel erklärt: „Ich kopiere tonnenweise – schade um meine gute Ausbildung“, heißt es da. Glaubt man den Praktikern, besteht die Arbeit eines Schuldirektors mittlerweile größtenteils aus Bürokratie. Für zentrale Führungsaufgaben bleibe wenig Zeit, Handlungsspielraum gebe es kaum.
Minister Polaschek ist gut beraten, diese Kritik ernst zu nehmen. Tatsächlich ist ein Schuldirektor in Österreich kein Manager, sondern Erfüllungsgehilfe der Bildungspolitik. Österreich gibt im internationalen Vergleich sehr viel Geld für sein Schulsystem aus. Doch die Ergebnisse sind bescheiden. Tausende junge Menschen verlassen jedes Jahr die Schule, ohne ausreichend lesen, schreiben und rechnen zu können. Sie sind die Langzeitarbeitslosen von morgen.
Die Schulen brauchen keine milden Gaben, sie brauchen mehr Selbstbestimmung. Direktorinnen und Direktoren müssen selbst entscheiden dürfen, welche Lehrkräfte sie beschäftigen, wie sie den Unterricht organisieren und welche Anschaffungen sie aus ihrem Budget bestreiten. Auf der anderen Seite müssten sie natürlich auch die Verantwortung tragen, wenn ihre Schule bei den Leistungsstandards hinterherhinkt.
Wie Bildungspolitik funktionieren kann, demonstrierte Großbritannien schon vor 20 Jahren. Damals hatten vor allem die Schulen in London bei Bildungstests schlecht abgeschnitten. Deshalb wurde die „London Challenge“ ins Leben gerufen: Die Schuldirektoren konnten ihr Personal aussuchen und, falls notwendig, auch kündigen. Problemschulen bekamen vielfältige Unterstützung – mussten aber auch Fortschritte vorzeigen, sonst drohte das Aus. Das Projekt war sehr erfolgreich. Bis heute gehören die Londoner Schulen zu den besten des Landes.
Auch Estland macht vieles besser, dort ist die Digitalisierung nicht nur fixer Bestandteil des Lehrplans, sondern auch des Unterrichts. Das Direktorium managt die Schule autonom, lukriert Mittel für den weiteren Ausbau der Digitalisierung, evaluiert und teilt die Erkenntnisse mit dem Ministerium. Das Personal wird motiviert, administrativ und technisch unterstützt sowie weitergebildet. Österreich steht vor den gleichen Herausforderungen wie London oder Estland. Es ist an der Zeit aus deren Erfahrungen zu lernen. Abschreiben ist nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich gewünscht.
Gastkommentar von Hanno Lorenz für den “Kurier” (15.04.2022).
Dieses muss aber nicht durch neue Steuereinnahmen aufgetrieben werden, sondern könnte durch eine Umstrukturierung der Bildungsausgaben frei werden. Hierzulande wird für die frühen Phasen der Bildungskarriere – im Verhältnis zu fortgeschrittenen Ausbildungsstufen – wenig Geld ausgegeben. Länder wie Dänemark, Schweden oder Estland investier
Die ersten Jahre sind entscheidend für die sprachliche und soziale Entwicklung eines Menschen. Kinder sind in frühen Jahren besonders lernfähig. Was in dieser Zeit verpasst wird, erhöht später die Kosten für das Bildungssystem, aber auch für die Gesellschaft insgesamt.
Mehr Zeit in der Schule und damit in einem geregelten Umfeld fördert die sprachliche und soziale Integration. Es sollten daher viel mehr Schulen in einen Ganztagsmodus wechseln. Derzeit gibt es beim Angebot noch große regionale Unterschiede.
Mangelhafte Sprachkenntnisse führen zu einer Einstufung als außerordentlicher Schüler und zur verpflichtenden Teilnahme an einem Deutschförderkurs oder – sind die Kenntnisse unzureichend – einer gesonderten Deutschförderklasse. Doch im Schulstartalter hat das Unheil schon längst seinen Lauf genommen.
Sieben von zehn Wiener Pflichtschülern sprechen im Alltag nicht vorwiegend Deutsch. Das muss nicht zwangsläufig ein Problem darstellen, Mehrsprachigkeit kann ja sogar ein Vorteil sein. Allerdings nur, wenn die Kinder Deutsch zumindest gut genug beherrschen, um dem Schulunterricht zu folgen. Letzteres ist leider sehr oft nicht der Fall.
Je nach Schultyp dauert der Einstieg in die Erwerbstätigkeit unterschiedlich lang, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt. Absolventinnen einer Lehre beginnen im Schnitt nach sieben Tagen einen Job. „Das zeigt, dass die Lehre besser ist als ihr Ruf und Personen mit Lehrabschluss auf dem Arbeitsmarkt gefragter sind denn je“, sagt Agenda A
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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