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Wie passt die oft zitierte Lohnlücke zwischen Frauen und Männern mit Zufriedenheit im Job zusammen? Gerade Familie und Beruf lassen sich in Österreich oft nur mit viel Mühe vereinbaren. – Kommentar von Monika Köppl-Turyna
Satte 95 Prozent aller Arbeitnehmer in Österreich sind zufrieden mit ihrem Job – so das Ergebnis einer aktuellen Studie der London School of Economics. In 150 Ländern wurde nachgefragt, nirgendwo fiel die Zufriedenheit höher aus. Und als ob das nicht schon überraschend genug wäre: Frauen sind sogar viel öfter zufrieden mit ihrem Job als Männer.
Diese Beobachtung gilt für Österreich und die meisten anderen westeuropäischen Länder – mit Ausnahme der skandinavischen Staaten. Wie aber passt das zusammen mit der so oft zitierten Lohnlücke zwischen Frauen und Männern? Und den Klagen über eine mangelnde Work-Life-Balance?
Fest steht: Der Lohn ist für die Job-Zufriedenheit weniger wichtig als andere Faktoren, wie etwa die Vielfältigkeit der Aufgaben oder der Umgang der Kollegen untereinander. Zudem bleiben in Österreich nur sechs bis sieben Prozent des Lohnunterschieds zwischen Männern und Frauen unerklärbar, die Lücke – der berüchtigte “Gender-Pay-Gap” – ist in Wahrheit viel kleiner als meist behauptet. Zahlen jenseits der 20 Prozent sind unbereinigt, sie werden oft dann genannt, wenn es darum geht, das Ausmaß der rein geschlechtsspezifischen Diskriminierung gravierender darzustellen, als es in Wirklichkeit ist.
Richtig ist allerdings auch: In Österreich werden nur etwa 14 Prozent der Kleinkinder unter zwei Jahren in einer bezahlten Einrichtung betreut. EU-weit sind es fast 37 Prozent. Familie und Beruf lassen sich in Österreich nur mit sehr viel Mühe vereinbaren. Wenn Frauen hierzulande mit ihrem Job sogar zufriedener sind als Männer, dann ist das also noch lange kein Beweis dafür, dass auf unserem Arbeitsmarkt alles in Ordnung ist.
Erklären lässt sich die hohe Zufriedenheit vielmehr mit geringeren Erwartungen. Frauen rechnen damit, unterbezahlt oder diskriminiert zu werden, und sie stellen sich von Anfang an auf Probleme bei der Vereinbarung von Job und Familie ein. Die Zufriedenheit ist deshalb selbst bei schlechter gestellten Frauen hoch – weil sie glücklich darüber sind, Kinder und Beruf überhaupt unter einen Hut zu bringen. Wohlgemerkt: Frauen, die einen Job haben.
Diejenigen, die nicht erwerbstätig sind, wurden schließlich gar nicht erst nach ihrer Zufriedenheit gefragt. Um genau die geht es aber, wenn man den unstrittig vorhandenen Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern verringern will. Denn der ist vor allem das Ergebnis langer Karenzzeiten und einer deutlich höheren Teilzeit-Quote. Viele Mütter würden gerne zurück in ihren Job gehen oder mehr arbeiten, wenn es die Bedingungen in Österreich zuließen.
Weitere Investitionen in Kleinkinderbetreuung, kürzere Karenzzeiten und eine gleichberechtigte Aufteilung der Familienarbeit zwischen den Partnern würden helfen, den Gender-Pay-Gap weiter zu verringern. Vor allem aber würden sie dazu führen, dass Frauen endlich ähnlich hohe Ansprüche an ihren Job stellen wie ihre männlichen Kollegen.
Kommentar von Monika Köppl-Turyna in der „Tiroler Tageszeitung“, 17.09.2017, S. 6-7
Die „Motherhood-Penalty“ in Österreich ist größer als in vielen anderen westeuropäischen Ländern.
Die Kinderbetreuung ist in Österreich (fast) alleinige Frauensache. 96 Prozent der Erwerbstätigen in Elternkarenz sind weiblich.
Junge Väter arbeiten nach der Familiengründung tendenziell mehr und länger als vorher. Viele junge Mütter dagegen kehren nach der Karenz nicht mehr voll ins Berufsleben zurück oder müssen sich mit Positionen zufriedengeben, die weit unter ihren Qualifikationen liegen.
Eine gut ausgebaute Kinderbetreuung auf dem Land würde die Wahlfreiheit der Mütter deutlich verbessern.
Frauen, die sich hierzulande für Nachwuchs entscheiden, müssen auf lange Sicht Einkommensverluste hinnehmen, die sie nie wieder aufholen. Selbst zehn Jahre nach Ende der Karenz verdient eine Mutter nur etwa 70 Prozent des Gehalts einer kinderlos gebliebenen Beschäftigten, wie eine Studie der Agenda Austria zeigt.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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