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Lars P. Feld zur Corona-Krise: “Rezessionsgefahr ja, Panik nein”

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Der deutsche Spitzenökonom Lars Feld erwartet einen weiteren Wirtschaftsabschwung durch das Coronavirus. Im Agenda-Austria-Podcast warnt er vor Panik und übertriebenen staatlichen Eingriffen: „Nur für Symbolpolitik tief in die Tasche zu greifen, davon halte ich nichts.“ Ein Abgesang auf den chinesischen Markt sei „völlig daneben.“

“Man nutzt in Europa leider jede Gelegenheit, um über neue Schulden zu diskutieren”

Europas Wirtschaft werde vom grassierenden Coronavirus bedroht, sagt der deutsche Wirtschaftsweise Lars Feld: „Wenn das Coronavirus in seinen wirtschaftlichen Auswirkungen so stark ist, wie manche heute schon behaupten, dann besteht eine erhöhte Rezessionsgefahr“, sagt der Top-Ökonom in der ersten Folge des Agenda-Austria-Podcasts „Eine Frage noch…“.

Eine genaue Abschätzung der wirtschaftlichen Folgen sei aber „sehr schwierig“, so Feld. Weder Dauer noch Tiefe der Corona-Krise seien aktuell absehbar. „Ein solcher Schock ist immer in der Lage, eine Wirtschaft in die Rezession zu drücken, die sich bereits im Abschwung befindet. Das kann uns in Deutschland passieren. Auf der anderen Seite wissen wir von solchen Ereignissen, dass der Rückstand in den folgenden Quartalen rasch nachgeholt wird.“

Trotz des drohenden Wirtschaftsabschwungs sei deshalb keinesfalls Panik angebracht, so Feld. Sorge bereiten ihm vor allem übertriebene staatliche Reaktionen. Mehrere Regierungen und Notenbanken würden bereits Maßnahmen in der Absicht ergreifen, die wirtschaftlichen Folgen der Krankheit abzufedern.

„Ein Haushalt, der in Quarantäne zuhause sitzt, hat nichts von Steuersenkungen.”

So hat die US-Notenbank Federal Reserve bereits den Leitzins gesenkt. Japan und Italien schießen Geld in die Wirtschaft. Und in den USA und in Italien wird auch über Steuersenkungen diskutiert, um eine Rezession abzuwenden. Feld ist kritisch, was die konkreten Maßnahmen betrifft: „Nur für Symbolpolitik tief in die Tasche zu greifen, davon halte ich nichts.“

Zudem habe Italien bereits begonnen, die Schulden-Thematik neu aufzugreifen und Forderungen an Brüssel zu stellen, kritisiert Feld: „Man nutzt in Europa leider jede Gelegenheit, um über neue Schulden zu diskutieren.“ Der Ökonom warnt: Gegen das Coronavirus selbst helfe kein staatlicher Eingriff. Die Gesundheitssysteme in Europa sind gut gerüstet. „Ein Haushalt, der in Quarantäne zuhause sitzt, hat nichts von Steuersenkungen. Ein Konjunkturprogramm bringt in so einem Umfeld relativ wenig“, meint der Direktor des Freiburger Walter Eucken Instituts. Hingegen können Erleichterungen bei der Kurzarbeit zielführend sein.

Asien könnte sich von dem Schock bald wieder erholt haben: „Ein Abgesang auf den chinesischen Markt ist völlig daneben“, so Feld. Zudem habe es zuletzt zwischen China und den USA eine Annäherung im seit fast zwei Jahre dauernden Handelskrieg gegeben. „Der Handelsstreit ist zunächst einmal mit diesem ersten Abkommen in einen Waffenstillstand gemündet. Man schiebt Weiteres auf bis nach den US-Präsidentschaftswahlen“, so Feld. Der Ökonom erwartet zudem, dass Donald Trump wiedergewählt wird, es sei denn die amerikanische Wirtschaft gleite aufgrund des Coronavirus in eine Rezession ab.


Hören Sie „Eine Frage noch …“ bei Apple Podcasts, Spotify und YouTube.


Zum Podcast: „Eine Frage noch …“ ist der neue Podcast der Agenda Austria. Host ist der frühere Wirtschaftsjournalist und wissenschaftliche Mitarbeiter der Agenda Austria Niko Jilch. Er trifft regelmäßig Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport um die wichtigsten Themen der Zeit tiefgehend zu besprechen.

Zur Person: Prof. Dr. Dr. h.c. Lars P. Feld leitet den wissenschaftlichen Beirat der Agenda Austria, ist Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Freiburg und Leiter des Walter Eucken Instituts. Seit 2011 ist er einer der „fünf Wirtschaftsweisen“, wie der „Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“ in Deutschland genannt wird. 2013 wurde er von der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ in einem Ranking zum einflussreichsten deutschen Ökonomen gekürt und ist seither dort jährlich in den Top Ten vertreten.

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