Wir müssen auch über Lohnnebenkosten reden.
Die Kurzarbeit wirkt umso besser, je kürzer sie eingesetzt wird. Sie soll dafür sorgen, dass in einer akuten Krise so viele Arbeitnehmer wie möglich ihren Job behalten können, um die Rückkehr zur Normalität zu erleichtern. Aktuell hat der zweite Lockdown Österreich fest im Griff. Und auch wenn die guten Nachrichten aus der Pharmaindustrie sich häufen – es wird noch dauern, bis Corona besiegt ist.
Wir dürfen kein Heiligtum aus der Kurzarbeit machen, kein permanentes Provisorium etablieren, sondern müssen eine offene Debatte führen. Der Fokus muss jetzt auf die Arbeitgeber gelegt werden. Wichtig ist, Unternehmen zu unterstützen, damit Betriebe wachsen und Leute einstellen können. Arbeitsplätze fallen nicht vom Himmel und können durch Steuergelder nicht magisch erzeugt werden. Sie entstehen in einer gesunden Wirtschaftsstruktur, in der Unternehmer Chancen sehen und Risiken eingehen. Ja, die Kurzarbeit hat viel Gutes mit sich gebracht: Im April konnten so rund 560.000 Arbeitsplätze vorübergehend gerettet werden.
Im September waren „nur“ noch 37.000 Jobs von der Kurzarbeit abhängig. Wie populär das Instrument im zweiten Lockdown ist, wissen wir noch nicht. Was wir aber wissen: Die Kurzarbeit hat einen Preis – abseits der Milliardenkosten. Sie ist strukturkonservierend. Je länger eine Krise dauert, desto stärker ihre negativen Nebenwirkungen. Wer in Kurzarbeit geht, hat zwar weniger zu tun, ist aber auch nicht offen für neue Stellen. Das verdeckt den strukturellen Wandel, den die Corona-Krise mit sich bringt.
Aber dieser Wandel ist nicht aufzuhalten. Viele Arbeitsplätze werden verschwinden, andere entstehen. Dazu kommt, dass der heimische Arbeitsmarkt schon lange mit zahlreichen Ungleichgewichten zu kämpfen hat. Während im Westen Stellen frei sind, ist die Arbeitslosigkeit in Ostösterreich sehr hoch. Nun soll die Kurzarbeit nicht von heute auf morgen abgeschafft werden. Aber die Regierung sollte mit dem neuen Jahr deshalb den Ausstieg aus der Kurzarbeit einleiten. Dabei muss an zwei Schrauben gedreht werden: Am Ausmaß der zu leistenden Arbeitszeit und an der Höhe der Auszahlung. Das würde Arbeitgebern und Arbeitnehmern Anreize geben, die Kurzarbeit zurückzufahren. Gleichzeitig muss die Schaffung neuer Arbeitsplätze oberste Priorität haben. Österreich gehört zu den Ländern mit den höchsten Lohnnebenkosten.
Daher sollten Unternehmen bei der Schaffung neuer Jobs finanziell entlastet werden. Man könnte die Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung bei Neueinstellungen für ein Jahr erlassen. Das wäre zwar auch schlecht für die Staatsfinanzen, sollte sich langfristig aber als nachhaltiger erweisen als eine ewige Fortführung der Kurzarbeit.
Gastkommentar von Dénes Kucsera im „Kurier“ (26.11.2020)
Österreich steckt in der längsten konjunkturellen Flaute seit den 1950er Jahren, die wirtschaftliche Schwächephase schlägt sich nun auch mit voller Wucht auf dem heimischen Arbeitsmarkt nieder:
der Arbeitskräftemangel erfasst eine Branche nach der anderen. Unternehmen in ganz Österreich suchen händeringend nach Personal. Ganz Österreich? Nein, eine Stadt im Osten Österreichs widersetzt sich dem unbeugsamen Trend, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt.
Seit der Finanzkrise stürzt die österreichische Wirtschaft von einer Malaise in die nächste. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf entwickelt sich im Schnitt schwächer als zuvor. Corona hat die Situation noch verschlimmert. In den USA wuchs das BIP pro Kopf nach beiden Krisen unbeeindruckt weiter, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt.
Mehr als 3.300 Euro jährliche Entlastung für einen durchschnittlichen Arbeitnehmer wären möglich, ohne einen Euro an SV-Beiträgen anzurühren.
In Österreich wurde zwar die Kalte Progression abgeschafft, die Arbeitnehmer werden aber immer noch so stark besteuert wie in kaum einem anderen europäischen Land. Die Arbeitsbelastung schlägt vor allem bei mittleren Einkommen zu. So muss bei einer Nettolohnerhöhung von 100 Euro bereits bei Durchschnittsgehältern mehr als das Doppelte davon vo
In Österreich seien immer mehr Menschen von Armut betroffen, wie in letzter Zeit immer öfter zu hören ist. Wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt, lässt sich dieser Befund mit offiziellen Statistiken nicht erhärten.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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