Internationale Bildungsstudien sagen uns, was wir schon wissen: Österreichs Schulsystem braucht umfassende Reformen. Worauf wartet die Politik?
Es ist keine neue Botschaft, die der kürzlich publizierte Bericht der OECD bereithält: Österreich gibt sehr viel Geld für Bildung aus, erzielt aber nur mittelmäßige Ergebnisse. Einmal mehr wird von der OECD auch auf die gravierenden Probleme von Schülern mit Migrationshintergrund hingewiesen: Während acht von zehn Schüler ohne Migrationshintergrund am Ende der Unterstufe wenigstens ein Minimum an Mathematikkenntnissen vorweisen können, sind es bei Kindern mit zumindest einem im Ausland geborenen Elternteil nicht einmal 60 Prozent.
Diese Missstände sind allerdings kein trauriges Schicksal, gegen das man leider nichts tun kann. Sie wären lösbar. Leider zeigt der aktuelle Wahlkampf zeigt, dass die Politik nicht den Mut zu großen Würfen hat, schon gar nicht im Bildungsbereich.
Österreich hätte die Chance, mehr aus den hohen Kosten herauszuholen. Zuerst müsste die Ausgabenverteilung zwischen den Bereichen grundlegend überdacht werden. Für vor- und primärschulische Aktivitäten gibt Österreich im europäischen Vergleich zu wenig Geld aus. Zwar zeigen die neuesten Zahlen, dass zuletzt nicht nur absolut, sondern auch relativ mehr Ressourcen in die ersten Ausbildungsjahre flossen, es bräuchte aber noch mehr Engagement.
In einem nächsten Schritt gilt es, einen Sozialindex einzuführen, um zu klären, wo die „Problemschulen“ sind. Als Basis müssten verschiedenste Faktoren wie der Migrationshintergrund und die Sprachkompetenzen, aber auch der soziale oder körperliche Förderbedarf der Kinder dienen. Kennt man die Brennpunkte, lässt sich das Budget deutlich treffsicherer verteilen: Schulen mit hohem Bedarf bekämen mehr Geld, andere mit einer bereits funktionierenden, diversen Schülerschaft etwas weniger.
Da aber auch die effizienteste Mittelzuteilung nicht sicherstellen kann, dass sich alle Schüler bestmöglich entwickeln, müssen die individuellen Leistungen regelmäßig in einer einheitlichen Form erhoben werden – mit entsprechenden Konsequenzen für jene Schulen, die mit ihren Kindern zurückfallen. Dabei geht nicht nur darum, Schüler zu evaluieren, sondern auch die Lehrer. Für manche wäre womöglich eine andere Schulform besser geeignet, wieder andere benötigen gezielte Förderung, beziehungsweise Weiterbildung. Das Ziel ist klar: Jedes Kind muss die Schule mit allen nötigen Grundkenntnissen, damit gewappnet für den Arbeitsalltag und bereit, sich selbständiges Leben aufzubauen verlassen.
Investitionen in die Jüngsten sind Investitionen in unseren künftigen Wohlstand. Es ist daher unverständlich, warum die Politik nicht endlich Taten setzt. Warten sie auf weitere kritische Bildungsberichte der OECD? Die notwendigen Schritte, um die heutigen „Problemschulen“ zu wahren Bildungstreibern zu entwickeln, liegen umsetzungsbereit am Tisch.
Gastkommentar von Carmen Treml im “Kurier” (18.09.2024)
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