Hauptgewinner der Lohnrunde ist der Staat
- 28.09.2020
- Lesezeit ca. 1 min
Harte Zeiten, schnelle Lösungen: Erstmals in der Geschichte der Zweiten Republik haben sich die Lohnverhandler in der ersten Runde geeinigt. Seit November erhalten die Metaller um 1,45 Prozent mehr Lohn. Was nach nicht sehr viel klingt, wird noch etwas weniger, wenn man sich die Verteilung dieser Erhöhung ansieht. Nur ein Teil kommt bei den Beschäftigten an, der Großteil geht einmal mehr an den Staat.
Ein durchschnittlicher Arbeiter in der Metallbranche verdiente 2019 laut Angaben des Fachverbands der Metalltechnischen Industrie 2.664 Euro brutto im Monat. Nach der beschlossenen Lohnerhöhung werden die Arbeitnehmer allerdings lediglich um 1,1 Prozent oder 20 Euro mehr netto pro Monat auf dem Gehaltszettel sehen. Die Steuer- und Abgabenleistung wird sich dagegen um 1,9 Prozent oder 30 Euro monatlich erhöhen.
Grund dafür ist die hohe Abgabenbelastung auf den Faktor Arbeit in Österreich, die trotz jüngster Entlastung durch die Tarifreform aufgrund der kalten Progression weiter steigt. Wegen der schleichenden Steuererhöhung nimmt die Steuerbelastung auch bei einer Lohnerhöhung zu, die nur die Inflation abdeckt, also die Kaufkraft der Löhne stabil hält. Seit der Steuerreform im Jahr 2016 zahlen die Arbeiter der Metalltechnischen Industrie im Durchschnitt 446 Euro mehr, als sie ohne die versteckte Steuererhöhung müssten.
Mehr interessante Themen
Wenig Anreize für mehr Arbeit
Österreich ist eine Teilzeit-Republik. Das ist in Zeiten des Arbeitskräftemangels ein großes Problem. Und es wird vom Steuersystem indirekt gefördert, denn Mehrarbeit zahlt sich einfach nicht aus. Wer rechnen kann, stockt daher die Arbeitsstunden nicht auf. In kaum einem anderen Land bestraft das System Vollzeitarbeit so sehr, wie in Österreic
Das lange Leben der kalten Progression
Auch wenn der Finanzminister gerne das Gegenteil behauptet: Die kalte Progression wurde nicht zur Gänze, sondern nur zu zwei Dritteln abgeschafft. Das letzte Drittel wird jeden Sommer von der Regierung verteilt. Wie stark die kalte Progression noch immer an den Finanzen der Bürger knabbert, zeigt eine Berechnung der Agenda Austria. Würden die ak
Österreichs Löhne ziehen auf und davon
Da sich die kollektivvertraglichen Lohnsteigerungen hierzulande an der durchschnittlichen Inflationsrate der letzten zwölf Monate orientieren, hat die hohe Teuerung auch hohe Lohnabschlüsse nach sich gezogen. Hinzu kommt, dass das in keinem europäischen Land so konsequent gehandhabt wird wie in Österreich. Demnach steigen die Tariflöhne in Ös
Die Österreicher arbeiten weniger als 2019
Gewerkschaften und nahe Institutionen rufen seit Monaten zum Kampf für kürzere Arbeitszeiten. Das Argument: Die gesetzlichen Arbeitszeiten sind seit Jahrzehnten unverändert. Mit dem neuen SPÖ-Chef Andreas Babler wittern sie Morgenluft, auch die Demografie spielt ihnen in die Hände.
Die gefühlte Wohnkosten-Explosion
Aufgrund der hohen Inflationsraten in Österreich ist auch das Thema Wohnen auf die politische Bühne zurückgekehrt. Die Bundesregierung hat eine Mietpreisbremse beschlossen, die KPÖ hat mit dem Thema Bürgermeisterwahlen gewinnen können, zumal sich eine wachsende Zahl von Bürgern von den steigenden Wohnkosten regelrecht überrollt fühlen. Die
Wo Deutsch am Schulhof zur Fremdsprache wird
Für 70 Prozent der Wiener Schüler ist Deutsch nicht die Alltagssprache.